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Frankreichs Regierung sieht Angriff auf  Würde der Frau und beharrt auf Verbot der Verhüllung.  

Paris/Antwerpen - Noch hat niemand den wirtschaftlichen Verlust ausgerechnet, wenn superreiche und komplett verschleierte Frauen aus Saudi-Arabien und den Emiraten nicht mehr in Paris einkaufen gehen. Ihre Shopping-Ausflüge dürften unter das Verbot des Vollschleiers fallen, das Präsident Nicolas Sarkozy im gesamten öffentlichen Raum durchsetzen will. Von den Golf-Touristinnen abgesehen, verhüllen sich in Frankreich ohnehin nur wenige Hundert Frauen komplett. "Es geht um das Symbol", betont Regierungssprecher Luc Chatel. Und für den politisch angeschlagenen Sarkozy wohl auch darum, wählerwirksam auf republikanische Werte zu pochen.

"Der Ganzkörperschleier ist ein Angriff auf die Würde der Frau", hieß es. Wer ihn trage, weise die Werte der Republik von sich. "Wenn wir nichts tun, riskieren wir, dass das Phänomen sich ausbreitet", warnte der Regierungssprecher. "Wir wollen ein kräftiges Signal aussenden."

Die Diskussion um Sinn und Nutzen eines solchen Verbots hält in Frankreich schon seit Monaten an. Befürworter weisen darauf hin, dass der Schleier, der auch das Gesicht bedeckt, keine religiöse Vorschrift sei. Er sei vielmehr ein Gefängnis für die Frau und nicht mit Werten wie Freiheit und Gleichberechtigung zu vereinbaren. Außerdem lasse sich der Vollschleier leicht missbrauchen - erst kürzlich hat es in Frankreich einen Überfall gegeben, bei dem die Täter verschleiert waren.

Die Gegner eines Verbots hingegen meinen, dass es sich um eine populistische Maßnahme handle, die latent islamfeindliche Wählerschichten anspreche. Sie trage außerdem dazu bei, Muslime zu stigmatisieren. Unter den schätzungsweise 2000 betroffenen Frauen seien zahlreiche zum Islam konvertierte Französinnen, die den Schleier auf eigenen Wunsch tragen würden.