Hände schütteln, Politik erklären, um Stimmen werben, Stefan Kaufmann ist täglich in Stuttgart unterwegs so wie hier in Vaihingen. Foto: Max Kovalenko

Am 22. September ist Bundestagswahl. Wen schicken die Stuttgarter nach Berlin? Wir stellen die Kandidaten der fünf im Bundestag vertretenen Parteien in Kürze vor. Heute: Stefan Kaufmann (CDU).

Stuttgart - Stefan Kaufmann ist der „Stuttgarter für Stuttgart“, das ist sein Mantra, das wiederholt er. Und wo sein Kontrahent Cem Özdemir (Grüne) hinkommt, da will er schon gewesen sein und diese Botschaft verbreitet haben.

Geboren ist er in Weilimdorf. Nach dem Studium der Rechtskunde in Tübingen und Holland zog er wieder nach Stuttgart. „Das ist meine Stadt.“ Er wohnt in Mitte, „ich bin präsent und ansprechbar“. Vier Jahre war er Abgeordneter in Berlin, habe etwa erreicht, „dass der Bund Geld für Sanierung des Hoppenlaufriedhofes gibt“, dass die Verwaltung der Weißenhofsiedlung nicht privatisiert werde oder die Gema die Club-Betreiber mit ihren Gebühren nicht erdrossele.

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Kaufmann contra Özdemir. In einem ziemlich lahmen Wahlkampf wird daraus schnell ein Duell. Ein Bundesvorsitzender der Grünen mit türkischen Wurzeln gegen einen katholischen schwulen CDU-Abgeordneten. Dabei fällt es schwer, Unterschiede zu finden, wenn man sie nebeneinander auf einem Podium erlebt. Özdemir schreibt mit links, Kaufmann mit rechts. Doch sinnbildlich ist das nicht, beide streben in die Mitte.

Outing mit 30 Jahren

Als „überzeugter Stuttgarter“ weiß er, dass seine Partei sich ändern muss, will sie jemals wieder Wahlen in Großstädten gewinnen. „Wir sind sicher nicht bei allem auf der Höhe der Zeit“, sagt er, „aber gerade hier in Stuttgart hat sich die Partei bewegt, etwa bei der Kinderbetreuung, bei der Verkehrspolitik, beim Umgang mit der Kulturszene.“

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Hätte sie sich nicht bewegt, hätte Kaufmann wohl auch keine Heimat in der Union gefunden. Er ist schwul, mit 30 hat er sich geoutet. Und er gibt offen zu: „Natürlich tut man sich als Schwuler in der Union schwerer als in anderen Parteien.“ Aber er sei wegen der Bildungs-, Wirtschafts- und Europapolitik in die CDU eingetreten, „nicht weil ich Schwulenaktivist werden wollte“.

Ob Kaufmann genug Stimmen für seinen erneuten Einzug in den Bundestag sammelt? Vor vier Jahren hat er Özdemir mit 6402 Stimmen Vorsprung geschlagen. „Es wird knapp werden, aber ich denke, dass ich gewinne.“ Gewinnen muss er, sonst endet seine Karriere im Bundestag, denn anders als Vogt und Özdemir wird er nicht über die Liste nach Berlin kommen.