Vieirinha von Wolfsburg (l) fordert Javier Hernandez Chicharito von Leverkusen heraus. Foto: Bongarts

Beim 0:3 in Leverkusen blieb der Vizemeister VfL Wolfsburg fast alles schuldig. Die Leverkusener rückten dagegen dichter an einen Königsklassen-Platz heran.

Leverkusen - Bayer Leverkusen hat den VfL Wolfsburg im Rennen um einen Europacupplatz abgehängt. Die Rheinländer gewannen am Freitag 3:0 (1:0) und vergrößerten mit dem ersten Sieg nach zuvor vier Niederlagen gegen den VfL den Abstand zum deutschen Vizemeister auf sieben Punkte. Zudem kletterten die Leverkusener zum Auftakt des 28. Bundesliga-Spieltages zunächst vom sechsten auf den vierten Tabellenrang. Vor 29 239 Zuschauern trafen Julian Brandt (27.), Javier Chicharito Hernández (73.) und Wladlen Jurtschenko (87.).

Die Niedersachsen verpassten nicht nur ihren 250. Liga-Erfolg, sondern müssen nun immer mehr um die Rückkehr auf die internationale Bühne bangen. Nach der schwachen Vorstellung am Rhein droht es für den Tabellen-Achten zudem im Champions-League-Viertelfinale am kommenden Mittwoch gegen Real Madrid sehr unangenehm zu werden. „Ich hatte das Gefühl, dass Real Madrid zu viel in den Köpfen rumgegeistert ist. Die Leistung, die wir heute gebracht haben, lässt keinen anderen Schluss zu“, meinte Nationalspieler Julian Draxler.

„Berechtigte Chancen auf Champions-League-Platz“

„Das war nicht der Beweis dafür, dass wir noch berechtige Ambitionen auf einen Champions-League-Platz haben“, sagte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs im TV-Sender Sky. Er ärgerte sich darüber, dass die Gastgeber nach einem vermeintlichen Foul von Torschütze Chicharito an Dante vor dem 2:0. „Das war nicht in Ordnung, wie sich die Leverkusener da verhalten haben. Das hat aber nichts damit zu tun, dass Bayer Leverkusen das Spiel verdient gewonnen hat“, erklärte Allofs. „Ich habe da ganz klar den Ball gespielt“, beteuerte Chicharito und meinte zur Szene: „Das gehört zum Fußball.“ Brandt fügte hinzu: „Das war ein sehr positiver Tag für uns.“

Das Duell der Werksclubs war lange Zeit nur biederes Fußball-Handwerk mit viel Ballgeschiebe im Mittelfeld und in der ersten Halbzeit fast ohne aufregende Torraumszenen. Die erste sehenswerte Offensivaktion des Spiels führte auch zum Führungstreffer - für die Gastgeber: Nach einem Doppelpass mit Hakan Calhanoglu schoss Brandt flach ein. Der 19-Jährige hätte um ein Haar noch den zweiten Treffer vor der Pause gemacht. Sein Aufsetzer in der 37. Minute von der Strafraumgrenze bereitete dem nach einer Rippenverletzung wieder ins VfL-Gehäuse zurückgekehrten Diego Benaglio erhebliche Mühe.

Während den Leverkusenern anzumerken war, dass sie unbedingt den dritten Liga-Sieg in Serie schaffen und auf Kurs Europacup bleiben wollten, schien auf den in der Saison enttäuschenden Wolfsburger der Druck des Gewinnen-Müssens zu lasten. Abgesehen von einem harmlosen Schuss-Versuch von André Schürrle (26.) und einem Schuss von Max Kruse (31.) - der nach Schlagzeilen außerhalb des Fußballs unerwartet in der Startelf stand - ans Außennetz, konnten die Gäste in den ersten 45 Minuten kaum für Gefahr sorgen.

Es wurde niveauvoller

Etwas munterer wurde die Partie in der zweiten Hälfte, keineswegs aber viel niveauvoller. In der 49. Minute demonstrierte Bayer-Regisseur Hakan Calhanoglu seine Schusskunst: Aus 16 Metern zirkelte er den Ball nur um Haaresbreite am rechten Pfosten vorbei.

Für Belebung sorgte nach seiner Einwechslung in der 61. Minute für Nationalspieler Lars Bender, der nach fast fünfmonatiger Verletzungspause ein solides Comeback feierte, Bayer-Torjäger Chicharito. In der 66. Minute eilte er auf Benaglio zu, der seinen Schuss mit einer tollen Fußabwehr parierte. In der 73. Minute war der Schweizer aber machtlos, als der Mexikaner einen Distanzschuss ins rechte Eck zirkelte. Es war bereits sein 15. Liga-Treffer. Jurtschenko setzte noch einen drauf, am Ende kam der lange verletzte Bayer-Neuzugang Charles Aranguiz noch zu seinem Bundesliga-Debüt.