Ein Bufdi hilft einem alten Mann beim Essen in einem Heim der Arbeiterwohlfahrt Foto: dpa

Während die Zahl der Bundesfreiwilligen (Bufdis) in Deutschland zurückgeht, ist die Lage in Stuttgart bei den freien Trägern recht stabil. Ihr Fazit über den Dienst, der 2011 den Wehr- und Zivildienst abgelöst hat, fällt daher weitgehend positiv aus.

Stuttgart - Die Nachricht des Internetportals bufdi.eu schreckt mit einer reißerischen Überschrift auf: „ Dramatischer Rückgang“ bei den Bundesfreiwilligen (Bufdi) heißt es da. Und weiter: „Noch nie waren die Chancen so schlecht, einen Bundesfreiwilligendienst-Platz zu erhalten.“

Die Dienstantritte seien bundesweit um mehr als 25 Prozent zurückgegangen. Insbesondere bei älteren Bewerbern ab 27 Jahren zeige sich dieser Trend besonders dramatisch. Hier meldet das Portal einen Rückgang der Dienstantritte von 51 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

In Stuttgart spüren die freien Träger von dieser Entwicklung jedoch wenig. Die Nachfrage nach einem Bufdi-Platz sei ungebrochen. Das Angebot ziemlich stabil. „Wenn es so dramatisch wäre, hätte meine Personal-Chefin sicher Alarm geschlagen“, sagt Sieghard Kelle von der Stuttgarter Jugendhaus-Gesellschaft, „aber bisher hat sie sich nicht bei mir gemeldet.“

Auch beim zuständigen Bundesministerium löst die Meldung Unverständnis aus. Die Lage sei weder neu noch dramatisch: „Es gibt zwar mehr Bewerber, als Haushaltsmittel zur Verfügung stehen. Aber von einem Einbruch der Zahlen kann keine Rede sein.“

In Stuttgart teilt man die Einschätzung des Ministeriums. Manch einer hält den vor vier Jahren eingesetzten Dienst eher für ein Erfolgsmodell, weil er alle Altersgruppen anspricht. Ganz gleich, wo man hinhört: Bei der Evangelischen Gesellschaft (eva), dem Caritasverband für Stuttgart, dem Diakonischen Werk oder dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) ist die Lage entspannt. Lediglich beim Caritasverband räumt die Leiterin des dortigen Freiwilligenzentrum Caleidoskop, Ulrike Holch, ein, dass man dort jüngere Bewerber bevorzuge. Dies hätte aber auch mit dem Anforderungsprofil der jeweiligen Stellen zu tun. „Wir nehmen aber nicht weniger Freiwillige als im vergangenen Jahr. Insgesamt nehmen die Anfragen in allen Altersklassen bei uns zu.“

Gleichklang bei der eva: „Wir haben jedes Jahr etwa 40 bis 50 Bufdis. Daran hat sich nichts gravierend geändert.“ Das Diakonische Werk der evangelischen Kirche in Württemberg untermauert die Einschätzungen. „Wichtig zu wissen ist, dass wir im Bundesfreiwilligendienst eine fixe Kontingentvorgabe durch den Bund haben. Das heißt, wir bekommen ähnlich eines Budgets eine Vorgabe, wie viele Bewerber wir in einem Jahr aufnehmen dürfen“, sagt Wolfgang Hinz-Rommel vom Diakonischen Werk.

Die Schwankungen in den Bufdi-Zahlen über die Jahre liege demnach an der Finanzierung durch den Bund. Die Bundesregierung stellt für den Bundesfreiwilligendienst im Haushalt jährlich 167 Millionen Euro bereit. Vergangenes Jahr reichte dieser Betrag jedoch nicht aus. Die Folge: Der Bundestag musste zusätzliche elf Millionen Euro freigegeben. In diesem Jahr könnte das Geld wieder knapp werden.

Für das Diakonische Werk Württemberg bedeutet das: „Unsere Planzahl etwa für den kommenden Jahrgang wären gut 600 Bufdis gewesen, aber durch die Kontingentverteilung erreichen wir vermutlich nur etwas mehr als 400 Freiwillige.“

Auch Udo Bangerter, Sprecher des Roten Kreuzes in Stuttgart, wünscht sich „ein höheres Gesamtbudget“, um die Zahl der Bufdis auf einem konstanten Niveau halten zu können: „Aber trotz allem kann ich keinen dramatischen Rückgang der Zahlen feststellen.“

Diakonie-Sprecher Wolfgang Hinz-Rommel ergänzt: „Interessant ist auch der prozentuale Anteil der Bufdis über 27 Jahren: Unabhängig von den Schwankungen in der Gesamtzahl liegt der Anteil dieser Gruppe bei etwa 20 Prozent.“