Die Benzinpreise sind deutlich gesunken, zur Freude der Autofahrer. Foto: dpa-Zentralbild

Die niedrigen Benzinpreise freuen die Autofahrer und sorgen für einen regen Binnenkonsum – auch wenn dies die Währungshüter beunruhigt.

Frankfurt - Die Bundesbank hat sich dem Trend der meisten wirtschaftswissenschaftlichen Institute angeschlossen und ihre Prognosen für die Wirtschafts- und Preisentwicklung in Deutschland in diesem Jahr gesenkt. Hauptgrund für die Senkung der Inflationsprognose für dieses Jahr auf 0,2 Prozent waren aber vor allem die seit Jahresanfang deutlich gesunkenen Ölpreise – die sich inzwischen allerdings wieder spürbar erholt haben. Dennoch sehen die Bundesbank-Volkswirte keinen Grund zum Jammern, sondern halten die deutsche Wirtschaft nach wie vor für robust und erwarten einen „lang anhaltenden Aufschwung“.

In ihrer am Freitag veröffentlichten halbjährlichen Wirtschaftsprognose rechnen die Bundesbank-Ökonomen nun – gemessen am sogenannten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – nur noch mit einer Teuerung von 0,2 Prozent, statt 1,1 Prozent wie noch im Dezember. Dieser Index wird nach EU-weit einheitlichen Regeln berechnet. Für 2017 sagen die Experten jetzt eine Teuerung von 1,5 (bisher 2,0) Prozent voraus und für 2018 von 1,7 Prozent.

Doch auch diese Schätzungen unterliegen großen Unsicherheiten. „Schwankungen der Rohölnotierungen stellen auch weiterhin ein Risiko insbesondere für die Inflationsprognose dar“, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Die Ölpreise waren zum Jahresstart noch einmal deutlich auf Niveaus um die 27 Dollar das Fass gesunken. Aktuell liegen die Preise aber schon fast wieder bei 50 US-Dollar. Wackeln kann die Vorhersage laut Bundesbank auch, sollten die Löhne weniger stark steigen als erwartet und höhere Arbeitskosten nicht im unterstellten Ausmaß an die Verbraucher weitergegeben werden. Dennoch sehen die meisten Ökonomen in Deutschland nach wie vor keine Gefahr, dass das Land in eine Deflation abrutschen könnte. Das wäre eine gefährliche Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen, nachlassenden Investitionen und mangelnder Kauflust der Verbraucher.

EZB-Präsident Draghi zeigt sich zuversichtlich

Unterstützt wird dies von den Volkswirten durch die Zahlen zur sogenannten Kerninflation. Zwar hatte der volkswirtschaftliche Stab der Europäischen Zentralbank (EZB) gerade seine Prognosen für die Entwicklung der Kerninflation gesenkt. Dennoch liegen die Zahlen deutlich über denen, die für die Gesamtinflation angegeben werden. Für 2016 rechnen die EZB-Ökonomen mit einer Kerninflation von 1,5 (bisher: 1,6) Prozent. Die Prognosen für 2017 und 2016 wurden auf 1,2 (1,3) und 1,5 (1,6) Prozent zurückgenommen. Bei dem Kerninflationsindex handelt es sich um den Harmonisierten Verbraucherpreisindex ohne die Preise von Energie und Nahrungsmitteln sowie ohne Veränderungen bei indirekten Steuern.

Dagegen blieben die Prognosen für die Gesamtinflation weitgehend unverändert. Für 2018 und 2017 erwartet der EZB-Stab weiterhin 1,6 und 1,3 Prozent Inflation. Nur die Prognose für 2016 wurde auf 0,2 (0,1) Prozent angehoben. Dies liegt zwar deutlich unter dem Ziel von „knapp unter bis zwei Prozent“, das die EZB als sinnvoll ansieht für ein gesundes Wirtschaftswachstum, ist aber weit von der Gefahr einer Deflation entfernt. EZB-Präsident Mario Draghi hatte sich am Donnerstag zuversichtlich gezeigt, dass die geldpolitischen Maßnahmen die erwünschte Wirkung zeitigten und man sich Schritt für Schritt wieder der Normalität nähern werde.

Die Konjunktur ist in guter Verfassung

Die Konjunktur in Deutschland sehen die Bundesbank-Volkswirte trotz leicht nach unten korrigierter Prognosen weiter in guter Verfassung. „Tragende Säule ist die lebhafte Binnennachfrage, die von der günstigen Arbeitsmarktlage und den steigenden Einkommen der privaten Haushalte gestützt wird“, sagte Weidmann. Vom Auslandsgeschäft der Firmen kämen zurzeit wenig Impulse. Der Welthandel entwickele sich nur zögerlich. Die Bundesbank erwartet für das laufende Jahr einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,7 und für 2017 ein Plus von 1,4 Prozent, nach 1,7 Prozent Zuwachs im vergangenen Jahr. Im Dezember hatten sie für 2016 noch mit einem Plus von 1,8 Prozent und für 2017 von 1,7 Prozent gerechnet. Für das Jahr 2018 sagen die Notenbank-Volkswirte ein Wachstum von 1,6 Prozent voraus. Die Senkung ihrer Prognosen erklärten die Volkswirte allerdings auch mit statistischen Effekten.