Seit dem Spätsommer 2010 ist der Holzsteg über die Magstadter Straße gesperrt. Verantwortlich dafür ist das Regierungspräsidium. Foto: Archiv Alexandra Kratz

Das Regierungspräsidium will einen neuen Steg aus Stahlbeton über die Magstadter Straße bauen. Von 2014 an sollte dieser für Fußgänger und Radfahrer nutzbar sein. Doch nun steht das Projekt auf der Kippe.

Stuttgart-Vaihingen - Für Hans-Peter Kleemann ist es ein Politikum. „Der Holzsteg hätte längst repariert werden müssen“, sagt der Vorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu) Stuttgart. Schon 2006 habe es ein Gutachten der Uni gegeben. In diesem seien die Fachleute der Materialprüfungsanstalt zu dem Ergebnis gekommen, dass die Brücke sanierungsbedürftig ist.

Getan habe sich aber nichts, kritisiert Kleemann. 2010 gab es erneut ein Gutachten. Inzwischen hatte der Zahn der Zeit weiter an der Brücke genagt. Die Experten der Uni plädierten dafür, den Steg für Reiter und Fahrzeuge zu sperren und die baulichen Mängel schnellst möglich zu beheben. Das Regierungspräsidium (RP) griff jedoch zu einer viel drastischeren Maßnahme und sperrte den Steg im Sommer 2010 vollständig. Seitdem werden Fußgänger und Radfahrer „einfach über die viel befahrene Magstadter Straße geschickt“, sagt Kleemann. Weder sei ein Hinweisschild aufgestellt, noch ein Zebrastreifen auf die Fahrbahn gemalt worden. „Das ist gefährlich“, sagt Kleemann. Als Skandal empfindet er jedoch, dass das RP diesen unbefriedigenden Zustand nun als Argument dafür bemühe, den Steg abzureißen und eine neue Brücke aus Stahlbeton zu bauen. „Das ist fast zynisch“, sagt der Nabu-Vorsitzende.

„Eine neue Brücke ist nicht notwendig“

Weil sich die Brücke in einem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet liegt, das nach europäischen Richtlinien geschützt ist, musste nicht nur die beim RP selbst angesiedelte Naturschutzbehörde zu dem geplanten Neubau gehört werden. Auch die Naturschutzverbände waren in das Verfahren einzubeziehen. So erfuhr der Nabu Ende Oktober von dem Vorhaben. Kleemann hat sich die Sache vor Ort angeschaut, Akten gewälzt und ist zu dem Schluss gekommen, dass eine neue Brücke nicht notwendig ist. Statt dessen soll der alte Holzsteg repariert werden. Für ein neues Bauwerk braucht das RP eine Befreiung von der Naturschutzgebietsverordnung. Anfang Februar hat die Behörde diese erhalten. Dagegen hat der Nabu am 8. März fristgerecht Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. „Der Bau der neuen Brücke wäre ein großer Eingriff in das Naturschutzgebiet“, begründet Kleemann diesen Schritt.

Denn auf einer Seite solle ein riesiger Betonblock entstehen, ein großes Widerlager, auf dem die Brücke aufliege. Dazu müsse der Hang teilweise abgegraben werden. „Wenn das RP die alte Brücke einfach nur sanieren lässt, ist das alles nicht erforderlich“, sagt der Nabu-Vorsitzende.

Eine neue Brücke wäre frühstens 2015 nutzbar

Er glaubt, dass der geplante Neubau einen ganz anderen Grund hat. Denn das RP möchte die Brücke gern loswerden. Die Stadt Stuttgart soll das Bauwerk übernehmen. „Aber die Stadt will natürlich keinen maroden Holzsteg“, sagt Hans-Peter Kleemann. Er rechnet sich gute Chancen aus, dass die Klage „aufgrund der dargelegten Historie“ erfolgreich sein wird.

Das Regierungspräsidium geht hingegen davon aus, dass sich das Projekt nur „verzögert“, wie es die Sprecherin Nadine Hilber ausdrückt. Die Behörde hat stets damit argumentiert, dass der alte Steg nicht mehr zu retten sei. Das Holz sei morsch und verfault. Hilber sagt, dass die „Entwurfsplanung“ für die neue Brücke kurz vor dem Abschluss gestanden habe, nun aber in Folge der Klage unterbrochen worden sei. Eigentlich sollte die neue Brücke in der zweiten Jahreshälfte gebaut werden und von 2014 an wieder nutzbar sein. „Nun können wir das Projekt frühstens 2014 in die Maßnahmenliste aufnehmen“, sagt Hilber. Gebaut werden kann wiederum erst in der zweiten Jahreshälfte, weil vorher die Amphibien unterwegs sind. Das bedeutet, dass sollte eine neue Brücke entstehen, diese frühstens 2015 nutzbar wäre.

Der Entwurf sieht eine Stahlbetonkonstruktion vor. „Dabei soll die bestehende Gründung und der Unterbau der alten Brücke in den Neubau einbezogen werden“, sagt Hilber. Daher sei der Eingriff in das Naturschutzgebiet als gering zu bewerten. Eine neue Brücke aus Holz kommt für das RP nicht in Frage, weil diese im feuchten Mahdental zu schnell verrotten würde.