Der grüne Baubürgermeister Peter Pätzold ist Diskussionen gewöhnt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Eine Gruppe des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 ist unangemeldet in das Büro des grünen Stuttgarter Baubürgermeister Peter Pätzold gekommen, um gegen die städtische Baupolitik zu demonstrieren. Stadt und Bündnis stellen das Ereignis unterschiedlich dar.

Mit einer unangemeldeten Protestaktion im Stuttgarter Rathaus hat eine Gruppe von Aktivisten des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 gegen die ihrer Ansicht nach klimafeindliche Bau- und Wohnungspolitik in Stuttgart demonstriert. Ein halbes Dutzend Protestierer betraten friedlich das Büro des Stuttgarter Baubürgermeisters Peter Pätzold und verwickelten ihn in eine Debatte über die negativen Folgen von Stuttgart 21 für das städtische Klima.

Der Baubürgermeister ignoriere bei der von ihm vorangetriebenen Bebauung des ehemaligen Bahnhofsgeländes negative Folgen für die Stadt, hieß es in einer anschließend veröffentlichten Erklärung der Gruppe: „Die von Pätzold verbissen betriebene Bebauung des derzeitigen Gleisvorfelds mit einem neuen Stadtteil schränkt die nächtliche Abkühlung ein und bremst den Abfluss der Heißluft Richtung Neckar.“

Protestierer fordern Verzicht auf Bebauung

Die Stadt müsse aus Gründen des Klimaschutzes prüfen, ob nicht ein Verzicht auf die Bebauung geboten sei. Außerdem kritisierte die Gruppe die Abkoppelung der Gäubahn vom Hauptbahnhof und machte Stuttgart 21 wegen der über viele Jahre verzögerten Entwicklung des künftigen Rosensteinviertels für die aktuelle Wohnungsmisere in Stuttgart mitverantwortlich.

Bürobesetzung oder harmloser Plausch?

Die Protestierer, die mit Schlafsäcken ausgestattet waren und sich auch für eine Weile demonstrativ im Büro hinlegten, bezeichneten ihren Auftritt als „Bürobesetzung“. Die Stadt spricht hingegen von einer lediglich 20-minütigen Aktion, die im wesentlichen aus einem intensiven Meinungsaustausch bestanden habe. Von einem „Plausch ohne Anmeldung“ sprach Sven Matis, Pressesprecher der Stadt: „Der Bürgermeister trifft sich mit vielen Initiativen und Vereinen, so auch diesen Interessierten.“ Das Gespräch sei dann auch ohne besondere Vorkommnisse zu Ende gegangen.