Still ruht die Wasserfläche im Asperger Lehrschwimmbecken. Dass die Halle aber wegen Unrentabilität abgerissen werden soll, hat denn doch Wellen der Empörung in der Bevölkerunge ausgelöst. Foto: factum/Bach

Trotz massiver Bürgerproteste stimmt der Gemeinderat mehrheitlich für den Abriss des alten Gebäudes. Jetzt wird bereits ein Bürgerentscheid erwogen.

Schulsport - Die Niederlage war knapp, aber sie hat offenbar weh getan. Mit elf zu sieben Stimmen hat der Asperger Gemeinderat dafür votiert, das etwa 55 Jahre alte Lehrschwimmbad in der Carl-Diem-Straße zu schließen. Vor allem Freie Wähler und SPD stimmten mehrheitlich dagegen. Markus Furtwängler, Stadtrat der Sozialdemokraten, glaubt noch immer, dass das eine Fehlentscheidung war. „Wir brauchen das Bädle“, sagt der Stadtrat, der im Hauptberuf Steuerberater ist, „für den Schwimmunterricht und unsere Vereine.“

Ebenso wie der Freie-Wähler-Fraktionschef Günter Pfersich hob Furtwängler in der Sitzung darauf ab, dass die Stadtverwaltung mit ihrer Argumentation nicht überzeuge. Es sei nicht zwingend nötig, das Bad abzureißen und das Grundstück zu verkaufen, um Geld für eine Ballsporthalle zusammen zu bekommen. „Es gibt noch viele Grundstücke, die man stattdessen verkaufen könnte“, sagt Furtwängler, „aber anscheinend fehlt der politische Wille.“

„Die Stadt gräbt uns das Wasser ab“

Rückendeckung bekamen SPD und Freie Wähler am Rande der Sitzung aus der Bürgerschaft. Der Sportverein TSV und die Wasserretter von der DLRG hatten mobilisiert, etliche Bürger, viele davon Eltern mit kleinen Kindern, waren gekommen, um die Abstimmung zu verfolgen. „Kinder müssen schwimmen lernen – auch in Asperg“ stand auf einem Plakat, das vor dem Rathaus in die Höhe gereckt wurde, „Bald sitzen wir auf dem Trockenen“ oder „Die Stadt gräbt uns das Wasser ab“ war zu lesen. Grabkerzen wurden vor dem Rathaus angezündet, die Bürger schwenkten aus Protest wasserblaue Luftballons. Um die 1000 Unterschriften, so heißt es, wurden in kürzester Zeit gegen die Schließung gesammelt.

Schon wird über einen Bürgerentscheid nachgedacht, mit dem die Schließung doch noch verhindert werden könnte. Die grün-rote Landesregierung hat damit den Bürgern die Möglichkeit eingeräumt, auch gegen kommunale Bauvorhaben ein Votum zu organisieren, mit dem sie gekippt werden können. Mit 1000 Unterschriften wäre das Einstiegsquorum für so ein Verfahren locker erreicht.

Der Schultes und die „emotionale Komponente“

„Solche Beschlüsse machen niemandem Spaß, mir auch nicht“, sagt der Asperger Bürgermeister Ulrich Storer. Er verstehe durchaus, dass man mit wirtschaftlichen Argumenten alleine die Sache zu eindimensional beschreibe, „es gibt auch noch die emotionale Komponente“. Es stimme durchaus, dass in den vergangenen Jahrzehnten Tausende Asperger Kinder im Lehrbecken schwimmen gelernt hätten. Dennoch habe ihm ein junges Mädchen neulich etwas interessantes gesagt: „Sobald man schwimmen kann, geht man da eigentlich nicht mehr hin.“

Es sei schlicht eine schwer wiegende Abwägung, wie viel der Stadt das kleine Schwimmbad wert sei. Er wolle bei aller Emotionalität aber auch dafür werben, dass die ökonomischen Argumente nicht völlig untergehen.

Storers Rechnung – und die der Mehrheit im Gemeinderat – liest sich nämlich wie folgt: die Stadt braucht dringend einen Ersatz für die marode, 41 Jahre alte Rundsporthalle. Kostenpunkt: rund zehn Millionen Euro. Bis die neue Ballsporthalle geplant und gebaut ist, vergehen mindestens fünf Jahre. Der Verkauf des Grundstücks, auf dem die Rundsporthalle steht, bringt jedoch lediglich zwei Millionen Euro.

Die Rechnung des Bürgermeisters

Jetzt kommt der heikle Punkt, die Frage: kann und will es sich die Stadt weiter leisten, das Lehrschwimmbad für rund 150 000 Euro im Jahr zu betreiben, in das kurzfristig auch fast eine halbe Million Euro reingesteckt werden muss? Storers Antwort ist klar: Nein! Vielmehr: wenn die Stadt das Schwimmbad abreißt und das Grundstück an einen Investor verkauft, würde das nicht nur viel Geld im Unterhalt sparen, sondern zusätzlich eine Million Euro in die Stadtkasse spülen.

Mit einer Äußerung hat sich Storer in der Ratssitzung keine Freunde gemacht. Man könne „zu gegebener Zeit“ ja wieder über den Neubau eines Schwimmbades nachdenken. Der Satz brachte im höhnisches, schallendes Gelächter ein.