Samuel Speitelsbach, Armin Mößner und Roland Krojer (von links) treten an. Foto:  

Drei Männer wollen Bürgermeister der Stadt Murrhardt werden. Ein Aspirant wird bei der Kandidatenvorstellung in der Festhalle ausgebuht und ausgepfiffen.

Murrhardt - Die Reaktionen des Publikums am Mittwochabend in der Festhalle sind nach der Vorstellung der drei Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Murrhardt am 21. Juli recht eindeutig: Der 32-jährige Samuel Speitelsbach aus Ravenstein wird ausgebuht und ausgepfiffen. Gegen Ende der knapp zweistündigen Veranstaltung fehlt der Kandidat auf dem Podium, er geht und kommt nicht wieder. Der zweite Aspirant, Roland Krojer, 53 Jahre, Projektmanager für erneuerbare Energien aus Murrhardt, bekommt artigen Applaus. Er wird allerdings von einigen Besuchern gefragt, ob er mehr drauf habe als das Thema Energiewende, ob er wohl ein Rathaus führen könne.

Der seit acht Jahren amtierende Schultes Armin Mößner (CDU), 35 Jahre, hat nach Ansicht vieler Bürger genau das bereits bewiesen. Selbst die streitbare ehemalige SPD-Stadträtin Gudrun Gruber erklärt am Rande der Veranstaltung, dass man im Grunde nichts gegen Mößner sagen könne, dass er seine Arbeit gut mache. Mößner bekommt den meisten Applaus.

Prädikat „Familienbewusste Kommune“ bekommen

In seiner Rede lobt er das Ehrenamt, er plaudert über seine Hobbys – Waldhorn spielen und die Streuobstwiesen seiner Eltern pflegen –, und dann zählt er seine Erfolge auf. Murrhardt habe während seiner Amtszeit rund 450 zusätzliche Einwohner gewonnen und etwa ebenso viele neue Arbeitsplätze. Die Stadt werde noch in diesem Jahr Notarztstandort und habe von der AG Netzwerk Familie das Prädikat „Familienbewusste Kommune“ verliehen bekommen. Der Bauplatzverkauf laufe gut. Sollte er wiedergewählt werden, so Mößner, dann wolle er die Schulsozialarbeit ausbauen und die Chancen auf eine Gartenschau ausloten. Zum aktuellen Mega-Thema Klimawandel sagt er: „Wir sollten den Jugendlichen unser aller Gehör schenken“ und die Anliegen der Fridays-for-Future-Aktivisten „ins Handeln einfließen lassen“. Doch bei allem gelte die Maxime „schwäbisch solide Finanzen vor Experimenten“. Die großen Themen seien schnelles Internet, moderner Hochwasserschutz und eine attraktive Innenstadt.

Roland Krojer widmet sich fast ausschließlich seinem Fachgebiet erneuerbare Energien. Der parteilose Unternehmer sagt: „Wir dürfen die Energiewende nicht länger verzögern und verhindern.“ Er habe einen Zehn-Punkte-Plan aufgestellt und fordert unter anderem den Bau von Mikro-Pumpspeicher-Kraftwerken in Murrhardt, CO2-neutrales Wohnen mit bezahlbaren Mieten, den Ausbau des ÖPNV mit Elektrobussen, den Bau von Elektro-Lastwagen in Murrhardt, ein Ideen- und Technologiezentrum sowie den Ausbau von Ladestationen für E-Fahrzeuge. Er spricht sich aus für gebührenfreie Kindergärten und mehr Unterstützung für den Tourismus und die „Gastronomie-Kultur“.

Die meisten Zuhörer haben bald genug von Speitelsbach

Der Auftritt von Samuel Speitelsbach erinnert manche Zuhörer zunächst an Kabarett. Doch schon nach ein paar Minuten wird den meisten klar: Dieser Mann, von dem es heißt, er sei mal Mitglied der AfD gewesen, ist offenkundig rechtsextrem. Zunächst fordert Speitelsbach, auf dessen Wahlzettel Diplomingenieur steht, „die Bewahrung der Schöpfung“. Er will „zurück zur Handarbeit“ und lobt den alten Städtebund Hanse, der besser gewesen sei als die „Quasselbuden Brüssel und Berlin“. Als er dazu aufruft, mit 300 Neonazis ein verlassenes Dorf in Ostdeutschland zu übernehmen, haben die meisten Zuhörer genug. Die weiteren Ausführungen des Kandidaten sind wegen der Buhrufe kaum mehr zu verstehen.

Die meisten Bürger in der Murrhardter Festhalle dürften längst wissen, wen sie am 21. Juli wählen werden.