Torsten und Stefanie Bartzsch Foto: Werner Kuhnle

Der Bürgermeister erhält 95,36 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung liegt bei 57,57 Prozent.

Murr - Torsten Bartzsch wirkt erleichtert, als er gegen 19.30 Uhr im Foyer des Murrer Bürger- und Rathauses vor das Publikum tritt. „Ich bin überwältigt“, ist sein erster Satz – was bei einem Ergebnis von 95,36 Prozent kein Wunder ist. Die Bürger haben ihren Ortsoberhaupt nach dessen ersten acht Jahren mit einem Traumergebnis bestätigt. „Die Zeit sei wie im Flug vergangen, ich bin froh, dass wir in Murr ein solch konstruktives Miteinander haben“, sagte der 42-jährige Wahlgewinner, der seine beiden Mitkonkurrenten – Ulrich Raisch mit 64 Stimmen und Samuel Speitelsbach mit 29  Stimmen – mit fast schon erwarteter Deutlichkeit abgehängt hatte.

Positiv wertete Bartzsch die hohe Wahlbeteiligung von 57,57 Prozent. „Bei Bürgermeister-Wahlen muss man sonst froh sein, wenn man bei 30 Prozent landet“, erklärte der Bürgermeister. „Ich bin ganz stolz auf die Murrer“, sagte er, denn die hohe Wahlbeteiligung zeige, dass den Murrer etwas an ihren demokratischen Grundrechten liege.

Im Vorfeld hatte es Diskussionen darüber gegeben, ob wegen der Corona-Pandemie eine Briefwahl ein zulässiger Weg sei, die Ansteckungsgefahr zu minimieren. „Wir haben für die Briefwahl geworben, aber auch noch die Urnenwahl in einigen Wahllokalen angeboten“, erzählte die Murrer Hauptamtsleitern Brigitte Keller. Diese Alternative ist wichtig, damit eine solche Wahl gültig ist. Am Ende gaben bis 18 Uhr 84 Bürger ihre Stimmen an der Urne ab. Die Wahlzettel wurden im Rathaus entsprechend schnell ausgezählt.

Länger dauerte es dann, bis die Ergebnisse der Briefwahl feststanden. „Es wird ja wohl nicht bis 19.30 Uhr dauern wie in Pleidelsheim“, scherzte Ralf Trettner, der Bürgermeister der Nachbarkommune, der mit seiner Frau auf dem Fahrrad herübergeradelt war. Doch Trettner sollte recht behalten. Ob die hohe Wahlbeteiligung nicht auch durch die Briefwahl befördert wurde? Der Pleidelsheimer Bürgermeister ist davon überzeugt. In Murr hatte jeder Bürger die Unterlagen frei Haus bekommen – ohne dass er sie hätte beantragen müssen. So blieb genügend Zeit, die Unterlagen früh genug auszufüllen und sie im Bürger- und Rathaus einzuwerfen. „Vielleicht sollte man es immer so machen“, denkt Trettner laut nach, die Hemmschwelle für die Stimmabgabe auf eine solche Weise zu senken.

Trotz seines Wahltriumphes blieb Torsten Bartzsch bescheiden. In seiner Dankesrede verlor er kein Wort darüber, dass sich die Rücklagen der Gemeinde während seiner Amtszeit auf rund 40 Millionen Euro fast noch einmal verdoppelten – was er auch durch eine aktive Wohnraumpolitik und den Verkauf von Grundstücken förderte und dabei vielen jungen Familien aus Murr ermöglichte, ein Eigenheim zu bauen. Stattdessen lenkte der Bürgermeister den Blick darauf, was die Verwaltung als Team miteinander leiste. „Das ist auch das, was bei den Bürgern letztlich ankommt.“ Bartzsch versprach, sich weiter mit voller Kraft einzusetzen und am guten Gemeinschaftssinn festzuhalten. Er lobte den Zusammenhalt im Ort mit ihren vielfältigen Vereinsangeboten und hoffe, dass dies – wie auch im Gemeinderat – weiter andauern werde.

Apropos Gemeinschaftssinn: Für den Wahlsieger war es noch aus einem zweiten Grund ein besonderer Tag. Mit Ehefrau Stefanie feierte Torsten Bartzsch am Sonntag Hochzeitstag. Ganz bescheiden mit Kaffee und Kuchen, und sein Vater kam zu Besuch. Er erlebte auch am Abend bewegt, wie sein Sohn erstmals im Amt bestätigt wurde.

Welches Projekt er in den ersten acht Jahren besonders wichtig fand? Torsten Bartzsch wollte im Gespräch mit dieser Zeitung keines explizit hervorheben. Es sei die Vielfalt, die ihm Freude bereite und der Gestaltungsspielraum. Natürlich bedeute das auch eine hohe Verantwortung in der 6700-Einwohner-Kommune – „man wird als Bürgermeister auch für Dinge verantwortlich gemacht, für die man nichts kann“ –, doch habe er sich mit der Zeit daran gewöhnt. Ihm gefalle es jedenfalls, in einer kleinen Gemeinde zu arbeiten, da die persönlichen Beziehungen zählten.

Den Kommentar zur Wiederwahl lesen Sie hier.