Volker Godels Zeit als Ingersheimer Bürgermeister endet im Mai. Wer ihm nachfolgt, bestimmen die Ingersheimer am Sonntag. Foto: factum/Simon Granville

Der Kampf um den Ingersheimer Chefposten läuft auf ein Duell zwischen Simone Haist und Thorsten Majer hinaus – und zeitigt zum Finale hin auch unschöne Nebenaspekte.

Ingersheim - Wenn Volker Godel (FDP) im Mai aufhört, endet eine Ära in Ingersheim: Der Vollblut-Bürgermeister, der sich seit 24 Jahren als Lokalpolitiker, Kreispolitiker und in Ehrenämtern in seine Aufgaben kniet, hinterlässt große Fußstapfen.

„Wenn ich nicht der Meinung wäre, dass ich sie ausfüllen kann“, sagt Thorsten Majer, „dann würde ich nicht antreten.“ Der 41-jährige Rechtsanwalt – früherer SPD-Kreisvorsitzender, Kreisrat und SDP-Bundestagskandidat – ist einer von vier Kandidaten, die Rathauschef werden wollen. Die bundespolitischen Ambitionen seien Geschichte, sagt er: „Über den Umweg des Dorfbürgermeisters höhere Weihen anzustreben und das Bürgermeisteramt als Sprungbrett zu nutzen: Aus dem Alter bin ich raus, zumal ich eine kleine Tochter habe und in Ingersheim verwurzelt bin.“

Überzeugungsarbeit rund um die Uhr

Rathauschefin will auch die ebenfalls 41-jährige Ludwigsburger Diplom-Verwaltungswirtin Simone Haist werden. Sie coacht als Freiberuflerin Kommunalverwaltungen, Bürgermeister und Führungskräfte in der öffentlichen Verwaltung. Früher leitete sie unter anderem die Geschäftsstelle des Kornwestheimer Gemeinderates und war ehrenamtliche Ortsvorsteherin in Bittenfeld. Sie wirbt nicht nur mit ihrer kommunalen Erfahrung, sondern auch damit, dass sie von außen kommt: Sie sei unabhängig und objektiv.

Um die Wählergunst bemühen sich überdies der 56-jährige Kleiningersheimer Diplom-Kaufmann Andreas Oberman und der als Dauer-Kandidat bekannte Musikpädagoge Ulrich Raisch. Während diese beiden Kandidaten aber zurückhaltende bis gar keine Wahlkampf-Kärrnerarbeit machen, legen sich Haist und Majer seit Monaten intensiv ins Zeug. Kaum ein Tag, an denen sie nicht Haustür-Gespräche führen, Vereine, Unternehmen und Institutionen abklappern – und dies auf ihren Facebook-Auftritten auch rund um die Uhr dokumentieren. Der Wahlkampf sei neben einem Vollzeitjob herausfordernd, aber sehr bereichernd gewesen, resümiert Majer. Simone Haist sagt: „Ich habe sehr viel Positives erlebt.“

Verst0ß gegen das Neutralitätsgebot?

Kurz vor dem Finale wird der Ton allerdings schärfer. Von Anfang an seien Gerüchte über sie gestreut worden, berichtet Haist. Sie lasse sich davon aber nicht beeindrucken. „Ich stehe zu meinen Positionen und erhalte viel Zuspruch dafür.“ Auch Thorsten Majer sieht sich nach eigener Aussage „Halbwahrheiten und Unterstellungen“ von Mitbewerbern“ ausgesetzt. „Auf dieses Niveau lasse ich mich aber nicht herab.“

Zuletzt sorgten Facebook-Likes aus den Reihen der Ingersheimer Feuerwehr für Thorsten Majer für Misstöne. Ein Feuerwehrmann hatte vom Account der Ingersheimer Floriansjünger aus Beiträge des Bürgermeisterkandidaten geliked. Daraufhin hatte ein Mail-Schreiber unter dem Namen „Wolfram Selter“ der Gemeinde als Dienstherrin der Feuerwehr einen Verstoß gegen das Neutralitätsgebot vorgeworfen und indirekt eine Bevorzugung von Majer unterstellt. Der Bewerber sieht diesen Vorgang als bewussten Versuch, ihm zu schaden.

Mail vom Fake-Account?

Die Person, unter deren Namen die Mail geschrieben worden sei, gebe es nicht, und der Account, von dem aus die Mail versendet wurde, sei gezielt für diesen Zweck angelegt worden. „Den Provider haben wir bereits herausgefunden. Sobald wir gesicherte Daten haben, werden wir die Sache den Strafverfolgungsbehörden übergeben“, erklärt er.

Ob die Ingersheimer von solchen Auswüchsen abstrahieren und sich an Personen und Programmen orientieren, wird sich am Sonntag, 16. Februar, zeigen. Dann bestimmen sie, wer Volker Godels Nachfolger wird.