Von den neun Bewerbern für den Aichwalder Chefsessel waren sieben in die Schurwaldhalle gekommen: Andreas Jarolim, Lorenz Kruß, Michael Reinhardt (hintere Reihe v. l.) Ilona Maier, Michael Wild, Marc Oliver Schweizer und Thomas Reiser (vorne v. l.). Foto: Ines Rudel

Riesenandrang in der Schurwaldhalle – fast jeder sechste Aichwalder war gekommen, um sich ein persönliches Bild von den Kandidaten zur Bürgermeisterwahl zu machen.

Aichwald - Einen derartigen Andrang bei einer Kandidatenvorstellung hat man lange nicht gesehen – und in Aichwald noch nie. Knapp 1200 Menschen waren am Donnerstagabend in die Schurwaldhalle im Ortsteil Schanbach gekommen, um die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 17. März zu begutachten. Setzt man das in Relation zur Bevölkerung, dann war es ungefähr jeder sechste Einwohner. Die Besucher entstammten aus allen Altersstufen, der jüngste Besucher war gerade fünf Wochen alt.

Der Andrang am Donnerstag war sogar so groß, dass die Vorstellungsrunde auf eine Videoleinwand in die angrenzende Turnhalle übertragen werden musste. Das Podium hatte die „Eßlinger Zeitung“ organisiert mit großen Aufwand und vielen ehrenamtlichen Helfern.

Von den neun Kandidaten, die sich um die Nachfolge des beliebten Bürgermeisters Nicolas Fink bewerben, waren sieben gekommen, sechs Männer und eine Frau. Nicht erschienen waren der Kaufmann Matthias Fuhrmann und der Betriebswirt Michael Hallwachs.

Ilona Maier hatte denn auch die weiteste Anfahrt. Sie war aus der Schwarzwaldgemeinde Höchenschwand bei St. Blasien gekommen, um den Moderatoren Harald Flößer und Greta Gramberg Rede und Antwort zu stehen. Ilona Maier hatte ihre Bewerbung zunächst zurückgezogen, es sich dann anders überlegt, um dann doch zu kandidieren. Was sie zur Kandidatur bewege, wollte Harald Flößer wissen: Sie wolle die Frauenquote in der Bürgermeister-Riege erhöhen, sagte sie. Ihre Hobbys bezeichnete sie als „Lesen, Reisen, Geigespielen“. Was sie befähige, Bürgermeisterin zu werden, sei ihr Verständnis für alle Schichten der Bevölkerung und ihr Großvater, der ihr viel Lebensweisheit vermittelt habe.

Seine Bewerbung hatte auch der Aichtaler Bürgermeister Lorenz Kruß, 53, abgegeben. Er will, dass Aichwald auf der Höhe bleibt, „im wahrsten Sinne des Wortes“, denn der Altbürgermeister Nicolas Fink hatte die Gemeinde schuldenfrei gehalten. Kruß sieht seine Politik unter drei Prämissen: Transparenz, Nachhaltigkeit und gemeinsames Handeln.

Der 34-jährige Konzessionsmanager Andreas Jarolim stellte sich bei seinem Vortrag gleich vor das Podium, um zu zeigen, dass ein Rathaus unter seiner Ägide keine Barrieren haben werde. Er ist beratendes Mitglied im Esslinger Gemeinderat. Er will die Vereine stärken, mehr Pflegeplätze im Ort und Gegner der Windkraft auf dem Schurwald bleiben.

Der 53 Jahre alte Zollbeamte Michael Reinhardt war zwölf Jahre bei der Bundeswehr und wechselte in leitender Position zum Zoll. Als seine Kernkompetenz bezeichnete er die Personalführung.

Der Aichwalder Entwicklungsingenieur Michael Wild hat vier Kinder. Für sie will er das Thema Schulpolitik angehen und auf alle Fälle in den Teilorten die Grundschulen erhalten. Er sei ein Mensch, der handele und anpacke. Er habe keine Erfahrung in der Kommunalpolitik, was ihn vor Betriebsblindheit schütze.

Der Elektronikingenieur Thomas Reiser aus Esslingen will Entscheidungen im Team mit dem Bürger und dem Gemeinderat fällen, aber auch manchmal sagen, „das machen wir jetzt so!“

Marc Oliver Schweizer, Prokurist bei einem Reifenhändler, hat einen zwölf-Punkte-Plan entworfen, den er bis 2035 umsetzen will, um die kommunalen Themen nach und nach abzuarbeiten.

Vielgestaltige Kandidatenprofile

Als Ergebnis des Abends lässt sich feststellen, dass die Kandidatenprofile vielgestaltig sind. Wer wirtschaftliche Kompetenz sucht, der wird genauso fündig, wie jemand, der einen Beamten haben will mit klaren Strukturen. Wer einen bereits eingeführten Bürgermeister sucht, der wird einen passenden Kandidaten finden, aber auch jemand, der einen Bewerber bevorzug, der mit Herzblut für die Aichwalder streitet. Das zweite Ergebnis der Kandidatenvorstellung ist, dass die Aichwalder vom Podium herab spüren konnten, wer gewillt und wer fähig ist, die Gemeinde zu führen und wer nicht. Geradezu seismografisch reagierte das Publikum an diesem Abend mit Applaus, aber auch gelegentlich mit Hohngelächter auf die Ausführungen der Kandidaten.

Das dritte Ergebnis des Abends war, dass die Bürger in Aichwald zeigten, wie sehr sie hinter ihrer Gemeinde stehen. Jetzt kommt es auf den Schlussspurt im Wahlkampf an. Gewählt wird am 17. März, gibt es einen zweiten Wahlgang, dann wäre der am 31. März.