Ob Schuster in Mitten seiner wiedergewählten Bürgermeister Michael Föll (li.) und Dirk Thurnau Quelle: Unbekannt

Michael Föll und Dirk Thürnau behalten ihre Bürgermeistersessel im Stuttgarter Rathaus.

Stuttgart - Michael Föll und Dirk Thürnau behalten ihre Bürgermeistersessel im Stuttgarter Rathaus. Der Finanzbürgermeister und der Technik-Bürgermeister sind vom Gemeinderat für weitere acht Jahre gewählt worden - Föll allerdings unter Buhrufen von der Zuhörertribüne.

Bei seiner Wiederwahl als Erster Bürgermeister sowie Beigeordneter für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen der Landeshauptstadt hat Michael Föll (CDU) am Donnerstag einen kleinen Dämpfer bekommen: Von den 61 Stimmen, die die 60 Stadträte und OB Wolfgang Schuster (CDU) in geheimer Wahl zu vergeben hatten, konnte er nur 40 erringen. Wie es sich mit den anderen verhielt, wollte OB Schuster zunächst nicht verraten. Erst auf Nachfrage von Manfred Kanzleiter (SPD) rückte er mit der Mitteilung heraus, es habe keine Enthaltung gegeben. Die 21 Stimmen, die Föll fehlten, waren also alle Nein-Stimmen.

Vor acht Jahren, als Föll sich erstmals beworben hatte, konnte er noch 49 von 59 abgegebenen Stimmen verbuchen. Nur acht Gemeinderatsmitglieder stimmten gegen ihn. Allerdings herrschten noch andere Mehrheitsverhältnisse. Die CDU hatte sechs Stadträte mehr als heute und die Mehrheit im Rat war bürgerlich. Heute gibt im Rathaus eine öko-soziale Mehrheit den Ton an, in der die SPD aber weiter geschrumpft ist.

21 Nein-Stimmen für Föll

Ihr Bürgermeister Dirk Thürnau legte dennoch zu. Er konnte 46 von 60 gültigen Stimmen bei 14 Nein-Stimmen einfahren. 2003 hatte er 42 Ja-Stimmen bei 15 Nein-Stimmen und drei Enthaltungen errungen.

Wo die Verweigerer sitzen, ist Spekulationssache. Die 21 Nein-Stimmen für Föll entsprechen rechnerisch allerdings den Stimmen, über die die Grünen und die Fraktion SÖS/Linke gemeinsam verfügen.

Die Sozialdemokraten hatten vor diesen Bürgermeisterwahlen als Bündnisgenossen der CDU gegolten. Bei ihr hatten sie Verständnis für den Wunsch gefunden, den Technik-Bürgermeister zu behalten und 2012 Unterstützung für weitere Amtsjahre von Städtebaubürgermeister Matthias Hahn (SPD) zu bekommen. Hahn kann nach einer Gesetzesänderung über das 65. Lebensjahr hinaus bis zu seinem 68. Geburtstag amtieren. Danach soll Thürnau nach dem Willen der SPD ins Städtebauressort wechseln. So möchte sich die SPD möglichst lang ihre bisher zwei Bürgermeisterposten erhalten. Falls Hahn 2012 ausschiede, würde ihr wegen ihres Bedeutungsverlustes bei den Kommunalwahlen nur noch ein Posten zustehen.

Kleine Signale des guten Willens

"Diese Bürgermeisterwahlen stinken", hatte deshalb am Dienstag der Kreisvorstand der Grünen beklagt. Nicht nur er nahm Föll kritisch ins Visier. Die Parkschützer unter den Stuttgart-21-Gegnern hängten im Sitzungssaal ein Transparent auf, worauf stand: "Schluss mit der Föllerei!" Auf der Tribüne erschollen auch Rufe wie "Pfeifenkopf", "Lügenpack", "Vetterleswirtschaft" und "schwarzer Filz". Ein älterer Herr ließ sich mit dem Ausspruch vernehmen "Reißig zündet man normalerweise an", als der Sitzungsdienst Andreas Reißig (SPD) zur Stimmabgabe rief.

Den Stadträten gab Föll vor der Abstimmung kleine Signale des guten Willens. "Ich werde mich zwar nicht ändern, aber Ihre Entscheidungen bestmöglich zum Wohl der Stadt umsetzen", versprach er. Das Königsrecht des Haushalts liege letztlich beim Gemeinderat. Die Sorge um die Stadtfinanzen und die Warnung vor Abwegen sei aber die Kernaufgabe des Kämmerers. Die 2003 versprochene völlige Entschuldung der Stadt habe er nicht ganz erreicht, er wolle sie aber weiter anstreben. Nach anfänglicher Skepsis halte er die Entscheidung für neue Stuttgarter Stadtwerke inzwischen für richtig.

Thürnau hatte betont, in seiner Ägide als Technik-Bürgermeister sei das Hochbauamt mit internen Änderungen aus der ständigen Kritik geholt worden. Im Garten- und Friedhofsamt seien Altlasten beseitigt und ein Investitionsstau abgebaut worden.