Brigitte Häfeles Alleingang wird aller Voraussicht nach nicht erfolgreich sein – macht die Bürgermeisterwahl aber durchaus spannend.
Esslingen - Brigitte Häfele muss maßlos enttäuscht sein. Anders kann man ihre überraschende Bewerbung um den Posten des Schul-, Sozial-, Ordnungs- und Kulturbürgermeisters kaum verstehen. Schließlich fällt sie den Grünen damit gewaltig in den Rücken. Natürlich ist ihre Kandidatur vollkommen legitim. Schließlich kann sich der Wahl jeder stellen, der sich für qualifiziert hält. Aber aus Sicht der Grünen ist Häfeles Vorgehen kein besonders feiner Zug.
Zweifel sind nicht unberechtigt
Getroffen hat Brigitte Häfele ohne Zweifel, dass ihr die Fraktionskollegen nicht zutrauen, die vakante Stelle sowohl verwaltungs- als auch führungstechnisch auszufüllen. Dabei sind angesichts ihres Werdegangs diese Zweifel nicht ganz von der Hand zu weisen – obwohl sich Häfele als überaus engagierte und in Schul- und Sozialfragen fachkundige Stadträtin einen guten Namen gemacht hat und darüber hinaus über ein riesiges Netzwerk verfügt, das sich ein stadtfremder Bewerber erst aufbauen muss.
Dass sie am Ende aber tatsächlich als Siegerin aus der Wahl hervorgeht, erscheint derzeit eher unwahrscheinlich. Zum einen muss ja, glaubt man der Grünen-Chefin Carmen Tittel, der Kandidat, gegen den Häfele parteiintern den Kürzeren gezogen hat, über all jene Fähigkeiten verfügen, die die Grünen der Fraktionskollegin absprechen.
Das Vorschlagsrecht haben die Grünen
Zum anderen werden es sich die Gemeinderatsfraktionen gut überlegen, ob sie sich über das Vorschlagsrecht der Grünen hinwegsetzen wollen. Denn ungeschriebenes Gesetz ist, dass die drei größten Fraktionen die drei Bürgermeisterposten besetzen dürfen. Ob der Paukenschlag am Montagabend also für Brigitte Häfele zu einem Happy End führt, ist offen. Andererseits: Konkurrenz belebt auch das kommunalpolitische Geschäft. So wird die Wahl wenigstens ein bisschen spannend.