Thomas Hornauer ist in den vergangenen Monaten zum Dauerkandidat um Bürgermeister-Stellen mutiert. Foto: Gottfried Stoppel Foto:  

Vier Männer wollen in Kernen (Rems-Murr-Kreis) Bürgermeister werden. Neben dem Amtsinhaber Stefan Altenberger und dem Regierungsrat Benedikt Paulowitsch treten Thomas Hornauer und Samuel Speitelsbach an.

Kernen - Zwar tritt der Amtsinhaber Stefan Altenberger bei der Bürgermeisterwahl in Kernen (Rems-Murr-Kreis) wieder an und dürfte durch seine örtliche Bekanntheit und schon seine öffentliche Präsenz während der erfolgreichen Remstal-Gartenschau reichlich Rückenwind haben. Mit dem Regierungsrat Benedikt Paulowitsch hat sich dennoch ein respektabler junger Beamter als Kandidat gemeldet. Damit nicht genug: Bis zum Bewerbungsschluss an diesem Montag haben sich noch zwei weitere Kandidaten für die Wahl am 29. September gemeldet. Beide sind als Dauerkandidaten in der Region bekannt.

Thomas Hornauer ist in den vergangenen Monaten zum Dauerkandidat um Bürgermeister-Stellen mutiert

Amtsinhaber Stefan Altenberger Foto: privat

Wenig begeistert reagierten Beobachter der Lokal- und Regionalpolitik, als der schillernde Medienunternehmer Thomas Hornauer auf seiner Facebook-Seite seine Kandidatur ankündigte. Im Rathaus Kernen bestätigte Hauptamtsleiter Stefan Reichmann nach Ablauf der Bewerbungsfrist nur, dass es jetzt schon vier Kandidaten gibt. Er muss über die Zulassung der Kandidaten befinden und ist vom Gemeinderat ermächtigt, über den Termin und die Tagesordnung einer offiziellen Kandidatenvorstellung zu beschließen. Mit solch einem offiziellen Termin ist nun zu rechnen.

Die Lizenz wurde König Hornauer nicht mehr verlängert

Thomas Hornauer ist in den vergangenen Monaten zum Dauerkandidat um Bürgermeister-Stellen mutiert. Er ist in Plüderhausen, Urbach, Welzheim und Remshalden angetreten. In seinem Heimatort Plüderhausen brachte er es auf 199 Stimmen, das waren 4,76 Prozent der abgegebenen Stimmen. Dieses Ergebnis hat er nicht mehr übertroffen. In Remshalden erhielt er laut einem Pressebericht noch 42 Stimmen, das waren 0,8 Prozent.

Der 1960 in Reutlingen geborene Thomas Hornauer nennt sich in seiner Vita im Internet „Seine königliche Hoheit“ und verweist darauf, er sei ein unehelicher Ururenkel von König Ludwig II – dem bayerischen Erbauer von Schloss Neuschwanstein. Bekannt wurde er nach seiner Übernahme des Fernsehsenders B.TV, den er zu einem spirituellen Lebensberatungssender umgestaltete.

Zuvor war Hornauer auch als Produzent von Erotik-Clips in Erscheinung getreten

Ihm wurde aber dabei vorgeworfen, gegen das Landesmedienrecht verstoßen zu haben. Die Lizenz wurde ihm schließlich nicht mehr verlängert. Es hieß unter anderem, er habe Mitarbeiter massiv eingeschüchtert. Staatsanwaltliche Ermittlungen gab es wegen des Verdachts eines groß angelegten Betrugs und strafbarer Werbung. Verurteilt wurde der Unternehmer aber nicht. Zuvor war Hornauer auch als Produzent von Erotik-Clips in Erscheinung getreten und hatte kostenpflichtige Hotlines unter 0190-Nummern betrieben, mit denen er sein Vermögen gemacht haben soll.

2008 rief „Seine königliche Hoheit“ laut seiner Internetseite, „zusammen mit den telemedialen Freunden das Vereinte Heilige Deutsche Königreich aus.“ Wobei man den Königstitel nicht falsch verstehen dürfe, erklärte Hornauer vor einiger Zeit der Stuttgarter Zeitung: „Ich habe keine territorischen Ansprüche. Die Menschen sollen selbst Herrscher über sich und ihre Gefühle werden.“

Der Amtsinhaber nimmt die Herausforderung an

Der Amtsinhaber Stefan Altenberger nimmt diese Vielfalt auf dem Stimmzettel mit Gleichmut: „So ist Demokratie, das muss man so annehmen“, sagte er. Die Zahl der Bewerber habe ihn überrascht, gesteht er, trifft ihn aber nicht unvorbereitet. Sein Wahlkampf läuft jetzt an, auf Instagram und Facebook, bei Veranstaltungen und in Bürgergesprächen auf dem Marktplatz und in der Klosterstraße. „Das hätte ich so oder so gemacht. Selbst wenn kein weiterer Kandidat sich gemeldet hätte: Man muss sich um seine Bürger kümmern.“

Auch Wahlplakate hatte Stefan Altenberger bereits vorbereitet. Nachdem Benedikt Paulowitsch bereits an den Laternenmasten wirbt, folgen bald Altenberger-Bilder: „Das hätte ich mir gespart. Aber wenn einer anfängt, muss ich auch. Eigentlich kennen mich die Leute.“ Steht doch während Remstal-Gartenschau immer wieder vor 700 und mehr Bürgern auf der Bühne. Lästermäuler sagen schon, bei Veranstaltungen im Schlosspark gehe er jetzt selbst an den Eingang, um auch wirklich jedem Besucher die Hand zu schütteln. „Nö“, sagt er dazu. Er habe schon immer Leute – die er kennt, wohlgemerkt – mit Handschlag begrüßt. Aus-weiten werde er das aber nicht.

Der vierte Bewerber heißt Samuel Speitelsbach Samuel SpeitelsbachHorst Rudel

Der bisher ausgesprochen zurückhaltende Mister X der Bürgermeisterwahl in Kernen am 29. September heißt Samuel Speitelsbach. Der 32-Jährige aus Ravenstein hat seine Bewerbung bereits am 16. Juli eingereicht und steht deswegen nach Amtsinhaber Stefan Altenberger auf dem Stimmzettel an zweiter Stelle. An dritter Stelle steht der Regierungsrat Benedikt Paulowitsch, dessen Wahlplakate bereits in Kernen hängen. Vierter Kandidat ist der Fernsehproduzent und Esoteriker Thomas Hornauer. Diese Reihenfolge hat am Dienstag der Gemeindewahlausschuss nach dem Eingang der Bewerbungen festgelegt.

Bei der Bürgermeisterwahl sind alle vier Bewerber zugelassen – die Exoten geben sich die Klinke in die Hand

Für den „Exotik-Faktor“ ist im Wahlkampf gesorgt: Speitelsbach hat Bürger bereits so empört, dass sie Strafanzeige erstatteten. So geschehen in Gutach, wie der Schwarzwälder Bote berichtet. In Adelsheim im Neckar-Odenwald-Kreis soll Speitelsbach per Flugblatt die Sprengung des Gymnasiums gefordert haben. Bürger sahen darin ebenso eine strafbare Volksverhetzung wie in Behauptungen über Flüchtlinge. Auch in Baiersbronn soll Speitelsbach angezeigt worden sein. Bei der Bürgermeisterwahl in Murrhardt erhielt er im Juli exakt 24 Stimmen.

Da sich vier Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters bewerben, hat der Wahlausschuss einstimmig beschlossen, eine offizielle Kandidatenvorstellung im Bürgerhaus Kernen zu veranstalten. Je 15 Minuten können sich Kandidaten am Dienstag, 17. September, vorstellen und zehn Minuten lang Fragen beantworten.