Im Landesmuseum ist es bereits seit 2018 möglich, die Dauerausstellung zu besuchen, ohne Geld dafür zu bezahlen. Ob dies so bleibt, ist derzeit unklar. Foto:  

Die Forderung, sonntags keine Eintrittspreise in Museen zu verlangen, hat beim Bürgerhaushalt viele Unterstützer gefunden. Doch der Nutzen eines freien Museumstags ist umstritten.

S-Mitte - An Sonntagen scheint es oft, als müsste sich die Stuttgarter Innenstadt vom Gedränge des Vortags erholen. Während die Stuttgarter und Touristen an Samstagen mit Einkaufstüten in der Hand die Königstraße füllen, flaniert es sich an Sonntagen eher einsam im Zentrum. Sind die Geschäfte zu, gibt es offenbar nicht viel, was Menschen zum Aufenthalt in der Innenstadt motiviert.

Anwohner haben beim diesjährigen Bürgerhaushalt einen Vorschlag gemacht, der die Stuttgarter Innenstadt beleben will. Die Stadt soll bei den Beratungen zum kommenden Doppelhaushalt 2020/2021 mehr Budgetmittel für Museen einplanen. Sie sollen sonntags die Eintrittspreise entweder auf einen Euro senken oder überhaupt nichts mehr verlangen. Je mehr Menschen sonntags Museen besuchten, desto mehr Menschen hielten sich in der Innenstadt auf, so die Überlegung. Der Vorschlag im Bürgerhaushalt nennt München als Beispiel für Stuttgart. Laut Stadt erarbeitet die Verwaltung gerade Stellungnahmen zu diesem und zu den übrigen Vorschlägen im Bürgerhaushalt. Diese würden im Juli dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt, teilt ein Sprecher der Stadt mit.

Viele Bürger fordern freien Eintritt

Der grüne Bezirksbeirat Philipp Lang hatte bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Mitte präsentiert, welche Vorschläge aus dem Bezirk die meiste Unterstützung bekommen haben. Er hatte sich für das Gremium die Mühe gemacht, eine Rangliste zu erstellen.

Die Forderung nach einem kostenfreien oder vergünstigten Eintritt in die Museen hätte die meisten Stimmen der Bürger bekommen, erklärte der Bezirksbeirat der Grünen.

Museen gehören oft dem Land

Die Stadt kann vielen Museen in der Stuttgarter Innenstadt aber keine Vorschriften machen in Sachen Eintrittspreis. Es handelt sich wie im Fall der Staatsgalerie oder des Hauses der Geschichte um Einrichtungen des Landes. „Es gibt aber auch auf Landesebene Diskussionen über niedrigere Eintrittspreise“, sagt Joachim Rüeck, Sprecher des Hauses der Geschichte. Laut Wissenschaftsministerium ist die Entscheidung über den Eintritt erst einmal Sache jedes Landesmuseums. Eine Studie evaluiere derzeit den Sinn freier Eintritte in die Dauerausstellungen des Landes, erklärt eine Sprecherin.

Das Landesmuseum experimentiert aufgrund der Baustelle im Foyer bereits im zweiten Jahr mit einem freien Eintritt in die Schausammlung. Im vergangenen Jahr war es der Fördergesellschaft und dem württembergischen Unternehmer Reinhold Würth zu verdanken, dass niemand für die Dauerausstellung im Landesmuseum Eintritt zahlen musste. „Wir wissen noch nicht, wie es 2020 weitergeht mit den Eintrittspreisen“, sagt die Museumssprecherin Heike Scholz.

Einrichtungen müssen auf Einnahmen achten

Sie verrät aber, dass die wissenschaftliche Direktorin Cornelia Ewigleben viel von freien Eintritten in Dauerausstellungen hält. Gerade in Hinsicht auf Menschen mit kleinem Budget sei das wünschenswert, erklärt Scholz. Dennoch dürfen Einrichtungen ihre Einnahmen nicht außer Acht lassen. Eintritte machten für Museen zwar nur einen kleinen Teil der Erlöse aus. „Wenn sie wegfallen, muss das aber kompensiert werden“, sagt Scholz.

Das könnte im Fall der städtischen Museen nun die Stadt machen, sollte der Gemeinderat die Forderung aus dem Bürgerhaushalt umsetzen. Es könnten aber künftig vermehrt auch Sponsoren ins Spiel kommen etwa bei Sonderausstellungen. Denn Sonderschauen seien in der Regel kostspielige Angelegenheiten, erklärt Scholz. „Fehlen die Einnahmen durch Eintritte in die Dauerausstellungen, werden sie teurer“ , meint sie.

München geht anderen Weg

Stuttgart setzt mit der Bonuscard + Kultur auf Vergünstigungen für einzelne Gruppen. Empfänger des Arbeitslosengelds II können mit der Bonuscard kostenlos Museen besuchen. Auch in München, das im Bürgerhaushalt als Beispiel für einen eintrittsfreien Sonntag genannt wird, hat die Politik inzwischen einen anderen Weg bestritten. Statt an einem kostenfreien Sonntag festzuhalten, sei vor einigen Jahren beschlossen worden, Eintrittspreise allgemein zu senken, erklärt ein Sprecher des Münchner Kulturamts.

Münchner Museen gehen anderen Weg