Die Gegner des neuen Stadtviertels konnten sich nicht durchsetzen. Am Sonntag haben nur 40 Prozent der Freiburger „Ja“ angekreuzt – und sich damit für den Erhalt der Ackerflächen ausgesprochen. Foto: imago stock&people

Eine deutliche Mehrheit spricht sich für eines der bundesweit größten Wohnbauprojekt aus. Damit kann Freiburg um einen neuen Stadtteil wachsen, wo jetzt noch Äcker bewirtschaftet werden. Der OB ist erleichtert.

Freiburg - Deutlich klarer als erwartet hat am Sonntag eine große Mehrheit der 171 222 abstimmungsberechtigten Freiburger für den Bau eines neuen Stadtteils für rund 15 000 Menschen gestimmt. Gegen die Bebauung des 110 Hektar großen Geländes, das derzeit landwirtschaftlich genutzt wird und auf dem in den kommenden Jahren 6500 Wohnungen entstehen sollen, hatte eine „Initiative rettet Dietenbach“ einen Bürgerentscheid erzwungen. Die Frage „Soll das Dietenbachgebiet unbebaut bleiben?“ beantworteten 40 Prozent der Wähler mit Ja. 60 Prozent votierten mit Nein, sprachen sich also für das neue Stadtquartier aus. Das Thema lockte fast jeden zweiten Wahlberechtigten an die Urne, die Beteiligung lag bei 49,6 Prozent.

Damit kann das seit Jahren laufende Planungsverfahren der Stadtverwaltung fortgesetzt werden. Schon um 18.40 Uhr, nach der Auszählung von 107 von 148 Wahlbezirken, war die Mindeststimmenzahl von 34 245 Stimmen überschritten worden. Das Ergebnis des Bürgerentscheides ist damit mindestens für drei Jahre bindend.

„Mir fällt ein Stein vom Herzen“

Die Erleichterung des erst vor einem Dreivierteljahr neu gewählten Oberbürgermeisters Martin Horn (parteilos) war am Abend mit Händen zu greifen. „Mir fällt ein Stein vom Herzen“, sagte der Freiburger Rathauchef, noch bevor alle Wahlbezirke ausgezählt waren. Obwohl Horn das Thema von seinem Amtsvorgänger Dieter Salomon (Grüne) geerbt hatte, galt die Abstimmung als seine erste große Bewährungsprobe. Trotz einer repräsentativen Umfrage, die ein klares Votum für die Bebauung prognostiziert hatte, wagte im Vorfeld niemand eine Prognose.

Der Baubürgermeister Martin Haag (parteilos) bedankte sich bei seinem jungen Amtschef und strich dessen Engagement im Abstimmungskampf hervor. Im OB-Wahlkampf im vergangenen Jahr hatte Horn – ohne sich eindeutig festzulegen – den Dietenbach-Gegnern gewisse Hoffnung gemacht, als er ankündigte, er werde sich die Planung für das umstrittene Quartier noch einmal genau ansehen.

Die Stadt will das Gespräch suchen mit den Gegnern

Jetzt konnte sich der OB vor allem über die Zustimmung zur Bebauung in den jüngsten Freiburger Stadtteilen wie dem Quartier Vauban und dem Rieselfeld freuen, über die seinerzeit vor ihrem Bau ebenfalls kontrovers diskutiert worden war. Das Lager der Dietenbach-Gegner hatte die besten Ergebnisse in den ehemaligen Bauerndörfern Waltershofen und Opfingen und im ersten westlichen Trabanten-Stadtteil Weingarten. Die Befürworter der Bebauung sammelten Zustimmung vor allem in der Altstadt und im Osten. Der Baubürgermeister Haag kündigte an, man werde nun das Gespräch mit den Gegnern des Stadtteils suchen: „Ich hoffe, dass wir es schaffen, wieder konstruktiv über die Zukunft von Freiburg zu diskutieren“, erklärte Martin Haag.

Das 110 Hektar große Dietenbach-Gelände grenzt im Süden an das Rieselfeld, im Westen an das Tiergehege Mundenhof und im Norden an den Autobahnzubringer Freiburg-Mitte an. Bebaut werden sollen 50 Hektar mit Häusern und Straßen, der Rest bleibt Freifläche.

Das Gesamtprojekt wird nach Prognosen der Stadt rund 600 Millionen Euro kosten. Es gilt als eines der größten Wohnbauprojekte bundesweit.