Volles Haus in Uhingen: Zum Bürgerdialog der Grünen kommen mehr als 500 Besucher ins Uditorium. Foto: StZ

Der Streit um die Schlaganfallversorgung, die Verspätungen der Filstalbahn, der Weiterbau der B 10 und die Windkraftstandorte im Schurwald: Beim Bürgerdialog der Grünen in Uhingen werden die Themen direkt platziert.

Uhingen - Rund 200 Gäste hatten sich angekündigt, mehr als 500 sind letztlich zum Bürgerdialog der Grünen ins Uhinger Uditorium gekommen. Nicht nur Alex Maier, der Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Göppingen, war angesichts der Kulisse sichtlich überwältigt. „Wenn wir als Grüne im Kreis Göppingen sonst eine Veranstaltung machen, sind wir schon froh wenn 20 Leute kommen“, erklärte er und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.

Andererseits gibt es so viel politische Prominenz natürlich auch ausgesprochen selten: erst recht nicht aus allernächster Nähe und im direkten Gespräch. Ministerpräsident Winfried Kretschmann war ebenso da wie der Grünen-Fraktionsvorsitzende Andreas Schwarz und die versammelte Landesminister-Riege der Partei sowie fast alle ihre Landtagsabgeordneten. „Im Zuge unserer Januarklausur, die dieses Mal in Bad Boll stattfindet, hat ein solcher Bürgerdialog inzwischen Tradition“, sagte die Fraktions-Vizechefin Thekla Walker bei ihrer Begrüßung. Einen derart großen Zuspruch erfahre man jedoch nicht überall, fügte sie zufrieden hinzu.

Alex Maier zeigt sich selbstkritisch

Bevor es aber an den insgesamt elf im Saal verteilten Stehtischen zum direkten Meinungsaustausch über die verschiedenen politischen Themenfelder kam, ging noch gut eine Stunde ins Land. Kretschmann, Schwarz, Maier und der Uhinger Bürgermeister Matthias Wittlinger ergriffen das Wort, was unter den Besuchern ein geteiltes Echo fand. Während eine jüngere Frau den gesammelten Input „echt gut“ fand, schimpfte ein älterer Mann, „dass die das nur machen, damit sie nicht solange mit uns reden müssen“.

Kretschmann stellte bei seinen Ausführungen die große Politik in den Fokus. Schwarz ging auf die Arbeit im Land ein. Wittlinger nahm sich der städtischen Vorhaben an, wobei alle drei die positiven Entwicklungen in den Fokus rückten. Maier wiederum sparte auch nicht mit Selbstkritik. So räumte er ein, dass nicht alles perfekt laufe, etwa in der Verkehrspolitik. „Was uns bewegt hat, was sich aber nicht bewegt, ist die Filstalbahn. Aber wir bleiben dran“, versprach er.

Den Streit um die Schlaganfallversorgung im Stauferkreis, nach der Entscheidung des Sozialministeriums, das Christophsbad künftig den Alb-Fils-Kliniken als Stroke Unit vorzuziehen, griff der junge Landtagsabgeordnete ebenfalls auf: „Das Gutachten ist eindeutig“, sagte Maier. „Wenn es aber allen Seiten wirklich um das Wohl der Patienten geht, wie immer betont wird, kann und muss man aufeinander zugehen“, ergänzte er. Und noch ein Punkt brannte Maier auf den Nägeln.

An manchen Thementischen wird’s eng

Mit Bezug auf die Einladung zum Bürgerdialog, die von den Grünen auf Facebook gepostet wurde, prangerte er die inzwischen gängigen Hasskommentare im Internet an. „Was sich da abspielt, gehört sich nicht. Deshalb dürfen wir uns nicht länger länger nur empören, sondern müssen etwas dagegen tun“, forderte er. Auch wenn man deshalb als Gutmensch gelte. „Aber was ist denn schlecht daran, ein guter Mensch zu sein“, stellte er eine rhetorische Frage, die auf großen Beifall stieß.

Dass Thekla Walker schließlich die Thementische freigab, wäre gar nicht mehr notwendig gewesen. Denn schnell zeigte sich, dass genau die Punkte, die Maier angesprochen hatte, auch die Besucher bewegen. So scharten sich die Menschen um Verkehrsminister Winfried Hermann, wegen der Problematik auf der Filstalbahn und den Planungen für den B 10-Weiterbau ebenso wie um Sozialminister Manne Lucha, der sich wegen seiner Stroke-Unit-Entscheidung aber auch zum geplanten Klinikneubau im Göppinger Eichert den Mund fusselig reden musste.

Kein Durchkommen war überdies zum Tisch von Umweltminister Franz Untersteller. Dort ging es um das Thema Windkraft, wobei sich Befürworter und Gegner der Rotoren, speziell von der Bürgerinitiative Pro Schurwald, einen – vorsichtig formuliert – hitzigen Bürgerdialog lieferten.