Der Stuttgarter Bürgerchor Foto: Joachim E. Roettgers GRAFFITI

Ob der antike Held Odysseus jemals in Stuttgart war, ist unklar, Sicher ist, der Bürgerchor Stuttgart bringt das Vers-Epos Odyssee von Homer ins Theaterhaus.

Stuttgart - War der antike Held Odysseus auf seiner jahrelangen Irrfahrt eigentlich jemals in Stuttgart? – Egal. Jetzt kommt er jedenfalls ins Schwäbische. Und zwar am 24. März ins Theaterhaus. Dahinter steckt das große Engagement des Stuttgarter Bürgerchors, das ebenfalls einige Jahre dauerte. Denn für diesen Abstecher war auch etwas Geld nötig, das im vergangenen Jahr letztlich mit einer so genannten Crowdfunding-Aktion zusammenkam, also mit dem Einsammeln auch von kleinen Spenden übers Internet, unterstützt und gesponsert von der BW-Bank. Etwas mehr als 10 000 Euro sind da zusammengekommen von insgesamt 101 Unterstützern. Das ist gut für die Aufführung am 24. März, das macht Mut, jetzt nach weiteren Aufführungsterminen und -orten zu suchen.

Der Chor, der spricht und nicht singt

Denn hier wurde ein ungewöhnliches Projekt realisiert. Zunächst einmal: Der Bürgerchor ist einer, der nicht singt, sondern spricht. Das ist eine der ältesten Theaterformen, ebenfalls aus der Antike stammend. In Stuttgart hat dies der Theaterregisseur Volker Lösch wachgeküsst, der in der Saison 2005/2006 Hausregisseur wurde am Stuttgarter Staatsschauspiel bei Intendant Hasko Weber. Lösch holte da bis zu 150 Leute auf die Bühne, integrierte diese sprechend in seine Inszenierungen, in denen er meist klassische Stoffe mit gegenwartsbezogenen kritischen Texten verknüpfte. Bei „Medea“ etwa standen Migrantinnen auf der Bühne, die hier das Stück hervorragend mit ihren eigenen Erfahrungen bereichern konnten.

Ein knappes Dutzend an Kulturbegeisterten fasziniert diese Form des chorischen Sprechens bis heute. Deshalb haben sie den Verein Bürgerchor Stuttgart gegründet, der seit einigen Jahren bei den Langen Nächten präsent ist, der Stadtspaziergänge macht und im Württembergischen Kunstverein Themenabende entwickelt.

Luftige Gedanken im sommerlichen Marmaris

Und aus luftigen Gedanken, entstanden im sommerlich-sonnigen Marmaris an der türkischen Mittelmeerküste ist eben die Idee entstanden, Homers Vers-Epos Odyssee als Bürgerchor zu realisieren. Das hat sich als schwieriger erwiesen als gedacht, auch in künstlerischer Hinsicht. Doch diese Herausforderungen wurden nicht nur angenommen, sondern auch bewältigt. Und so kam es dann doch zur Uraufführung der „Odyssee“ in der Fassung des Stuttgarter Bürgerchors im Oktober 2017 in Marmaris. Gestaltet wurde diese nicht nur von den Stuttgartern. Ilyas Mirzayev hat dazu Musik geschrieben, die mit mediterran-antiken Stimmungen spielt, realisiert vom Kammerorchester der Stadt Marmaris und Musikern aus Aserbaidschan, Georgien und der Türkei. Auch diese sollen nun möglichst alle bei der Aufführung am 24. März und möglichen weiteren mitwirken, damit sich Odysseus möglichst wohl fühlt in Stuttgart und die Stuttgarter möglichst viel mediterran-antikes Ambiente mitbekommen.