Achlam Kabaha ist Muslimin und trägt ihr Kopftuch aus Überzeugung. Foto: Jens Noll

Achlam Kabaha ist Muslimin, Palästinenserin und Israelin. Die 46-Jährige, die in Bernhausen aufgewachsen ist, hat ihre Geschichte in einem Buch veröffentlicht.

Bernhausen - Achlam Kabaha sieht sich als Ausländerkind, das zwischen zwei Welten steht. Geboren wurde sie im Westjordanland, mit knapp einem Jahr kam sie nach Bernhausen. Mit 19 Jahren zog sie nach Israel. „Dort bin ich die Deutsche“, sagt die 46-Jährige mit israelischem Pass.

„Überall zu Hause ... und trotzdem heimatlos“ heißt das Buch, das Kabaha geschrieben hat. In biografischem Stil schildert sie darin ihre Erlebnisse als Kind und Jugendliche in Deutschland und mit ihrer eigenen Familie in Israel. Derzeit ist die Autorin wieder auf den Fildern, um ihr Buch vorzustellen und um die Eltern und Geschwister zu besuchen, die hier wohnen.

Obwohl Kabaha seit 27 Jahren mit ihrem Mann, einem arabischen Israeli, in der Gegend um Jerusalem lebt, denkt sie noch auf Deutsch. „Ich kann mich auf Deutsch am besten ausdrücken“, sagt die dreifache Mutter. Das Buch ist deshalb in deutscher Sprache erschienen. Mit ihren Eltern hat Kabaha Arabisch gesprochen, zudem kann sie Hebräisch und Englisch.

Ein Buch über ihr Leben, den Nahostkonflikt und Religion

Dass sie mit einem Land verwurzelt ist, in dem sie eigentlich eine Fremde ist, thematisiert Kabaha im Buch ebenso wie den Nahostkonflikt und die Religion. „Ich habe viel zu sagen und möchte gehört werden“, sagt die Muslimin, die ihr Kopftuch aus religiöser Überzeugung trägt.

Vorurteile gegenüber dem Islam haben Kabaha dazu veranlasst, Buchautorin zu werden. Wenn eine Frau Kopftuch trage, heiße das nicht zwangsläufig, dass sie unterdrückt werde, sagt die 46-Jährige. Für sie ist modisches Styling und ein Kopftuch zu tragen kein Widerspruch: „Ich versuche mein Kopftuch farblich an die Kleidung anzupassen.“

In ihrem Buch erzählt sie auch, wie einer ihrer Söhne in Tel Aviv bei einer Kontrolle beinahe getötet worden wäre, weil er fälschlicherweise für einen Terrorist gehalten wurde. Die Politik und radikale Gruppen haben die Oberhand im Nahost-Konflikt, sagt sie. Dass die Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern wieder eskaliert, kommentiert Kabaha recht nüchtern: „Die kriegerischen Handlungen haben nie aufgehört.“

Sie möchte gerne nach Dubai reisen, darf es aber nicht

Das jüdische und das palästinensische Volk hegen eigentlich gar keine Feindschaft, sagt Kabaha. Beide Völker würden sich ganz gut verstehen, wenn man sie in Frieden miteinander leben lassen würde. Eines bedauert die Autorin, die beruflich Kindern auf spielerische Weise die englische Sprache lehrt: „Wenn bei uns für den Frieden demonstriert wird, dann wird darüber in den Medien nicht berichtet.“

Dass Menschen sich als Menschen ansehen, ungeachtet dessen, wie der andere aussieht oder woher er kommt – das wünscht sich Achlam Kabaha. Die Einschränkungen, die sie und ihre Familie haben, nur weil sie einen israelischen Pass besitzen, kann sie nicht verstehen. Ihrem jüngsten Sohn wurde die Teilnahme an einer Fußball-Akademie in England verweigert, weil er muslimischer Israeli ist. Sie selbst würde gern nach Dubai reisen, kann es aber nicht, weil bestimmte arabische Länder keine Touristen mit israelischem Pass über die Grenze lassen.

Das Interesse, auf das sie bei ihren Lesungen gestoßen ist, hat Kabaha überwältigt. Auch in einer Kirche hat sie aus ihrem Werk vorgelesen und über ihre Religion erzählt. „Das hat bei mir einen ganz tiefen Eindruck hinterlassen“, sagt die Autorin.