Ein Stück der Autobahnbrücke ragt nach dem Einsturz ins Leere. Foto: ANSA/AP

Bei Genua bricht eine vielbefahrene Autobahnbrücke zusammen, Fahrzeuge stürzen in die Tiefe. Italienische Behörden und Einsatzkräfte vermelden immer neue Opferzahlen. Die Retter suchen auch am Abend noch mit Hochdruck nach Überlebenden.

Genua - Der Einsturz einer vierspurigen Autobahnbrücke in der italienischen Hafenstadt Genua hat möglicherweise Dutzende Menschen in den Tod gerissen. Am Abend gab der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conti die Zahl von 22 Toten und 16 Verletzten an. Am Tag kursierten verschiedene Zahlen. Es seien mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Feuerwehr.

Auch in der Nacht sollten die Rettungsarbeiten weitergehen. „Wir werden nicht aufhören zu suchen“, sagte D’Angelo. Zuvor hatte Innenminister Matteo Salvini von 30 bestätigten Toten und Verletzten in ernster Verfassung gesprochen. Elf Überlebende seien aus den Trümmern geborgen worden, hatte Bürgermeister Marco Bucci dem Fernsehsender SkyTG24 gesagt.

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Die Morandi-Brücke auf der Autobahn A10, der berühmten Urlaubsverbindung „Autostrada dei Fiori“, stürzte in mehr als 40 Metern Höhe auf einem zwischen 100 und 200 Meter langen Stück ein. Nach Berichten von Zeugen wurden Autos in die Tiefe gerissen, Lastwagen landeten im Fluss Polcevera. Zahlreiche Fahrzeuge wurden unter herabfallenden Trümmern begraben. Unter den Toten soll auch ein Kind sein. Der Polcevera-Viadukt, im Volksmund nach dem Architekten Riccardo Morandi auch Ponte Morandi genannt, überquert unter anderem Gleisanlagen und ein Gewerbegebiet im Westen von Genua.

Mehr als 300 Rettungskräfte waren laut Feuerwehr im Einsatz. In der Nähe der Brücke wurden nach dem Einsturz vorsichtshalber Gebäude evakuiert. Es bestehe das Risiko, dass weitere Teile des Bauwerks einbrechen, berichtete Ansa unter Berufung auf Rettungskräfte vor Ort. Drei Krankenhäuser in Genua wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

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Verkehrsminister Danilo Toninelli sprach von einer „entsetzlichen Tragödie“. Er schloss in einem Radio-Interview aus, dass Bauarbeiten an der Brücke Grund für den Einsturz seien. Vize-Regierungschef Luigi Di Maio sagte, der Staat werde alles unternehmen, um den Familien der Opfer zu helfen. Regierungschef Giuseppe Conte wurde am Abend in Genua erwartet.

Zum Zeitpunkt der Tragödie waren laut Betreibergesellschaft Autostrade per Italia Bauarbeiten im Gange. Wie das Unternehmen am Dienstag auf seiner Homepage mitteilte, sei an der Sohle des Polcevera-Viadukts gearbeitet worden. Auf der Brücke selber habe ein Baukran gestanden. Der Zustand der Brücke sowie der Fortgang der Renovierung seien immer wieder kontrolliert worden. Erst wenn ein gesicherter Zugang zur Unfallstelle möglich sei, könne Näheres über die Ursachen des Einsturzes gesagt werden, teilte das Unternehmen weiter mit.

Der „Viadotto Polcevera“ war nach vierjähriger Bauzeit 1967 vom damaligen Staatspräsidenten Giuseppe Saragat eröffnet worden. Der Viadukt mit einer Gesamtlänge von 1182 Metern überquert ein Industriegebiet und stützt sich auf drei Betonpfeiler. Das längste Teilstück ist 210 Meter lang.