Jede Mischung wird sorgfältig hergestellt: Mona Glock in ihrem Küchenlabor Foto: factum/Granville

Ur-Getreide wie Emmer, Einkorn und Dinkel erleben eine Renaissance. Mona Glock baut auf das wachsende Gesundheitsbewusstsein und den Trend zum Selberbacken: Sie liefert die Backmischungen dazu.

Erdmannhausen - Mehl aus Getreide wie Weizen, Roggen, Mais, Emmer, Einkorn, Dinkel und Kamut, dazu Buchweizen, Kichererbsen und Quinoa, dann Hanf-, Floh- und Chia-Samen, Mandeln, Erd- und Cashewnüsse, Kürbis- und Sonnenblumenkerne, Cranberrys und Schokotropfen und schließlich Gewürze wie Basilikum, Fenchel, Kümmel, Koriander, Oregano und Chili, alles aus kontrolliert biologischem Anbau: Das alles lagert in einem klinisch weißen Küchenlabor in Erdmannhausen bei Ludwigsburg, das niemand ohne Beachtung hoher Hygiene-Standards und entsprechende Schutzkleidung betreten darf. Und es ist der Fundus des Start-up-Unternehmens „Mix Dein Brot“, das Mona Glock (26) kürzlich gegründet hat. Hier lassen sich nach Wunsch und Gusto die unterschiedlichsten Brotvariationen zusammenstellen.

Die Brotmischungen haben so appetitanregende Namen wie „Sweet Choc“, „Grillparty“, „Prinzessin Rote Bete“ und „Cranbäri“. Der daraus gebackene Brotteig weist eine wunderbare Farbskala von Maisgelb über Grün und Dunkelrot bis zu verschiedenen Brauntönen auf. „Ich habe zehn feste Mischungen im Programm“, sagt Mona Glock. Rote-Bete-Pulver gebe etwa der Kreation „Prinzessin Rote Bete“ die rote Farbe, die Mischung fürs „Grillparty“-Brot wird durch Gewürze wie Oregano und Chili herzhaft, Cranberrys oder Schokotropfen benutzt Glock für ihre süßen Varianten. Wer seine eigene Mischung zusammenstellen will, dem stehen 18 verschiedene Mehle als Basis und eine ganze Palette an Zutaten zur Verfügung.

Mona Glock backt ihr Brot schon lange selbst

Glock ist Absolventin der Universität Hohenheim. Sie machte ihren Bachelor in Ernährungswissenschaften, sattelte noch den Master in Lebensmittelwissenschaft und Technologie drauf und arbeitete ein Jahr lang am Institut für Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie im Fachgebiet Technologie und Analytik pflanzlicher Lebensmittel. Mehr Kompetenz ist kaum vorstellbar. Die Idee, den Trend zum Selbermachen als Geschäftsgrundlage zu nutzen, kam Mona Glock nicht erst beim Studium: „Daheim backen wir unser Brot schon lange selbst“, erzählt sie. Einer der Gründe: „Mein Bruder ist Allergiker.“ Bewährt habe sich die Verwendung von Dinkel statt Weizen.

Warum gilt Dinkel als besonders bekömmlich? „Darüber rätseln die Wissenschaftler noch“, bekennt Glock. Die Landessaatzuchtanstalt an der Universität Hohenheim hat den Anbau vor 30 Jahren wiederbelebt und vor mehr als zehn Jahren die Saat der Ur-Getreide Emmer und Einkorn ausgebracht. „Einkorn und Emmer lassen den Geschmack nussig werden“, schildert Glock das Geschmackserlebnis. „Einkorn hat zudem einen hohen Gehalt an Carotinoiden und kann Brote gelb färben“, zählt die junge Unternehmerin die Vorzüge auf, zu denen auch ein hoher Gehalt an Lutein kommt: „Es wirkt im menschlichen Auge als UV-Filter und Antioxidans.“ Außerdem liefern Ur-Getreide die Vitamine B1, B3, B6 und E.

Ur-Getreide besitzt ein hohes Marktpotenzial

Kein Wunder, dass Ur-Getreide eine Renaissance erlebt – und ein hohes Marktpotenzial besitzt, wie es die Ökonomen nennen. Jeder will heute schließlich gesund leben. Allerdings sei Brot aus diesem Mehl fast Mangelware, weil die Ur-Getreide-Sorten nur in kleinen Mengen angebaut werden, informiert die Uni Hohenheim.

Einerseits der Mangel, andererseits der Trend zur erhöhten Nachfrage: beste Voraussetzungen für den Erfolg von Mona Glocks Unternehmen, in dessen Gründung sie an die 20 000 Euro gesteckt hat: „Das meiste für den Internet-Auftritt.“ Ihre Mehle bezieht sie von der Frießinger Mühle in Kirchheim/Murr, Gewürze und weitere Zutaten kommen von Bio-Betrieben in Österreich und im Allgäu. In ihrem Küchenlabor mixt und verpackt sie. Und zwar je etwa 500 Gramm Backmischung in hübsche braune Tüten, die samt Hefe-Tütchen zwischen 6 und 9 Euro zu haben sind. Mit ausführlicher Anleitung für die Zubereitung: Den Teig mischen, kneten, gehen lassen, in den vorgeheizten Ofen schieben und bei 180 Grad für 40 bis 50 Minuten backen. „Ist kinderleicht und funktioniert, ich habe alles ausprobiert“, versichert Mona Glock. „Habe soeben mein erstes Mixbrot gebacken, es schmeckt wirklich lecker“, lobt dann auch eine Kundin auf Facebook. Die Saat geht somit auf und verspricht eine gute Ernte.

www.mixdeinbrot.de