Das Stuttgarter Weindorf hat Zwangspause wegen Corona. Doch es gibt eine Art Ersatz auf dem Kleinen Schlossplatz. Foto: Archiv Lichtgut/Oliver Willikonsky

Die ehemalige Bezirksvorsteherin von Degerloch ist neue Vorsitzende des Vereins Pro Stuttgart. Nun steht mit der abgespeckten Weindorf-Version ihre erste Veranstaltung an.

Degerloch/Stuttgart - Wenn sich die Stuttgarter vom 2. September bis zum 2. Oktober auf dem Kleinen Schlossplatz, der dann für einen Monat „s’Genussplätzle“ heißt, treffen, dann hat das auch mit der ehemaligen Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Degerloch zu tun. Brigitte Kunath-Scheffold ist vor einem Vierteljahr zur ersten Vorsitzenden von Pro Stuttgart gewählt worden. Der Verein ist Veranstalter des Events, das eine Art Ersatz fürs Weindorf bieten soll. Die Traditionsveranstaltung, die es seit Mitte der 1970er Jahre gibt, muss bereits das zweite Jahr in Folge wegen Corona ausfallen.

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Statt der Weindorf-Lauben laden im nächsten Monat sechs Stände auf den Kleinen Schlossplatz zum Verweilen ein, geöffnet sind sie von Donnerstag bis Samstag zwischen 17 und 23 Uhr. „Dann können sich wenigstens sechs Wirte präsentieren“, sagt Kunath-Scheffold.

Pro Stuttgart agiere zum Wohle der Stadt Stuttgart

Ein Weindorf im Miniaturformat hatte Kunath-Scheffold zweifellos nicht im Kopf, als sie damals gefragt wurde, ob sie sich das Amt an der Spitze von Pro Stuttgart vorstellen könne. „Damals hatte man Corona noch nicht auf dem Schirm“, sagt sie. Denn die Anfrage kam, als es Corona noch nicht gab und sie noch Bezirksvorsteherin in Degerloch war. Sie habe damals zugesagt, weil sie gleich Lust auf die Aufgabe hatte, berichtet sie. Pro Stuttgart bezeichnet sie als den „ältesten Fanclub Stuttgarts“. Der Verein agiere zum Wohle der Stadtgemeinschaft.

Sie erlebe eine große Wertschätzung für Pro Stuttgart, „das macht mich stolz“. Auch wenn die beliebte Weindorf-Veranstaltung, sozusagen das Aushängeschild, dieses Jahr nur in abgespeckter Version über die Bühne gehen kann. Wie schnell Corona Pläne durchkreuzt, hatte Kunath-Scheffold schon anderweitig erfahren. Sie hing wegen der Pandemie 2020 ein halbes Jahr in Griechenland fest, kam wegen der Beschränkungen nicht mehr heim nach Stuttgart.

Kooperation mit Jens Zimmermann, Sven Hahn und Bärbel Mohrmann

Was eine Frau wie sie, die von vielen als durchsetzungsstarke Macherin beschrieben wird, erst einmal gehörig aus dem Konzept gebracht hat, bezeichnet sie im Rückblick als Chance. Der zwangsläufig verlängerte Aufenthalt auf der Halbinsel Peloponnes bei einer Freundin hatte ihr Müßiggang verordnet, es habe ihr geholfen, loszulassen, sagt sie heute. Und trotzdem ist sie nach wie vor dabei, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen. „Man muss erst lernen, dass man nicht mehr operativ tätig ist“, sagt sie und meint damit auch ihre neue Aufgabe bei Pro Stuttgart.

Wegen der Pandemie sei die Mitgliederversammlung von Pro Stuttgart, bei der Brigitte Kunath-Scheffold schließlich zur neuen Vorsitzenden gewählt worden ist, ein ums andere Mal verschoben worden. Das erste Treffen mit den beiden anderen Vorstandsmitgliedern, Jens Zimmermann und Sven Hahn, und der Geschäftsführerin Bärbel Mohrmann, bei dem inhaltliche Ideen für die Zukunft gesammelt werden sollen, stehe Mitte September an. „Es macht einfach Spaß, mit den anderen zusammenzuarbeiten“, sagt Kunath-Scheffold. Wobei sich die Kooperation freilich noch einspielen müsse.

Gründungsmitglied von Generation Ü

Und ist die einstige Bezirksvorsteherin von Degerloch mit dem neuen Amt wirklich ausgelastet? Brigitte Kunath-Scheffold lacht kurz. „So würde ich das nicht sehen“, sagt sie. Zum einen kümmere sie sich derzeit viel um ihre Familie. Zudem sei sie Gründungsmitglied eines anderen, bundesweit tätigen Vereins: „Generation Ü“. Der Zusammenschluss vermittelt Ruheständler, die noch Kraft und Muße haben, sich zum Wohle anderer einzubringen. Dabei hatte sie sicherlich auch ein bisschen sich selbst im Kopf.