Foto: Rapp

Bei einer Briefmarkenauktion im schweizerischen Wil werden Träume wahr.

Wil - Briefmarkensammeln ist kein Spaß: Bei der Auktion in Wil in der Schweiz geht es um Millionenbeträge. Bis Freitag sollen im Auktionshaus Rapp Briefmarken und Münzen im Wert von geschätzten 13 Millionen Franken (9 Millionen Euro) versteigert werden.

Man muss immer den Männern nachlaufen, sagt Jean-Paul Bach aus Basel. Zumindest, wenn man sich nicht auskennt. Denen, die Glatzen haben und schmale Ledertaschen tragen mit abgewetzten Griffen. Der Strom aus diesen Leuten führt immer zu einer Briefmarkenveranstaltung, sagt er. In jeder Stadt sei das so. Jean-Paul Bach ist 57 und Präsident des Schweizerischen Briefmarkenhändler-Verbands. Jetzt sitzt er am Telefon und nimmt Angebote entgegen. Im Auktionshaus Rapp in Wil in der Schweiz wird heute eine Sammlung versteigert. "Ticino" heißt sie, und die Experten flüstern, dass sie sehr wertvoll sei, an die vier Millionen Franken einbringen könnte und dass man nicht weiß, wer die Sammlung an das Auktionshaus gegeben hat.

Ein Mann sagt, dass er den Sammler einmal gesehen habe, ein Schweizer, aber Namen kennt keiner. Die Sammlung locke die ganze Szene an, heißt es. Bach blickt von seinem Tisch aus auf rund 200 Hinterköpfe. Auf den meisten wachsen keine Haare mehr. Neben ihren Stühlen stehen dünne Ledertaschen mit abgewetzten Griffen.

Jean-Paul Bach versteht nicht, warum die jungen Leute nur noch Bilder von Fußballern sammeln. Weltweit gibt es noch 48 Millionen Briefmarkensammler. Es werden aber immer weniger. Die Köpfe von Fußballspielern auf Briefmarken zu drucken sei auch keine Lösung, findet Bach. "Wer hat schon Lust, einen hässlichen Männerkopf abzulecken?" Wenn Jean-Paul Bach sagt, was sein Beruf ist, dann sehen ihn die Menschen mitleidsvoll an. Philatelist ist er. Woher das Wort kommt, weiß er selbst nicht. Nur dass es Briefmarkenexperte bedeutet.