Prinz William und seine Frau Kate weilen zu einer politisch hochbrisanten Zeit in Nordirland. Foto: AP

Prinz William und Herzogin Kate befinden sich auf Stippvisite in Nordirland. Bei einer Rede ließ der Queen-Enkel alle politische Zurückhaltung fahren und äußerte sich zum Brexit – zumindest indirekt.

Belfast - Die Folgen eines Brexit würden die Menschen in Nordirland besonders zu spüren bekommen: Vermutlich ist der Besuch von Prinz William und Herzogin Kate in Belfast dieser Tage deshalb auch mit Bedacht gewählt. Am Donnerstagabend wurde der Enkel der Queen ungewöhnlich deutlich, was den geplanten EU-Austritt angeht.

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Fast zeitgleich mit einer Brexit-Abstimmungsrunde im Londoner Parlament rief der Prinz die Menschen in Nordirland „zum Zusammenhalt in schwierigen Zeiten“ auf. Britische Medien werteten seine Rede als Anspielung auf den geplanten EU-Austritt. William (36) war gemeinsam mit seiner Frau Kate (37) zu einem unangekündigten Besuch in Belfast eingetroffen.

Es ist ein sehr ungewöhnlicher Beitrag für ein Mitglied des Königsfamilie: Die Royals kommentieren normalerweise keine politischen Geschehnisse. Prinz Harry war im vergangenen Jahr in die Bredouille geraten, nachdem sein in Ungnade gefallener Schwiegervater Thomas Markle im TV ausgeplaudert hatte, wie sein Schwiegersohn angeblich über den Brexit denke.

Queen ruft zu respektvollem Miteinander auf

Ab und an brechen aber auch Mitglieder des Königshauses mit dem Protokoll: Bereits die Weihnachtsansprache von Queen Elizabeth II. (92) hatte für Aufsehen in Großbritannien gesorgt, weil sie Passagen enthielt, die Kommentatoren als Stellungnahme zur Trennung von der EU werteten. Sie hatte zu mehr Respekt trotz unterschiedlicher Standpunkte aufgerufen. Das Parlament ist heillos zerstritten in Sachen Brexit.

Premierministerin Theresa May bleiben nach der Abstimmungsrunde nur noch knapp zwei Wochen Zeit, um doch noch eine Mehrheit für den EU-Austrittsvertrag zusammenzubekommen.

Hauptstreitpunkt ist eine Garantieklausel (Backstop) für eine offene Grenze zwischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland. Die Regelung sieht vor, dass Großbritannien so lange als Ganzes Teil der Zollunion bleibt, bis eine bessere Lösung gefunden ist. Kritiker fürchten, Großbritannien könne so dauerhaft eng an die EU gebunden bleiben.