Kein Baggerführer in Sicht: still ruht die Baustelle im Rotkehlchenweg. Foto: Patricia Sigerist

Anwohner im Südosten Fellbachs beklagen den überraschenden Stillstand beim Ausbau des Breitbandnetzes. Die Stadt versichert, alle erforderlichen Genehmigungen erteilt zu haben, und sieht nun das ausführende Bauunternehmen in der Pflicht.

Fellbach - Maximaler Druck für maximale Kapazität: Reichlich Tempo machte die Fellbacher Stadtverwaltung bis in den vergangenen Winter hinein, um den Ausbau der Breitband-Infrastruktur zu forcieren. „Hohe Daten-Übertragungsraten gehören sowohl in der Berufswelt als auch in der Freizeit heute zum Standard“, erklärte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull vor ziemlich genau einem Jahr zur Unterstützung des gemeinsamen Konzepts mit der Telekom.

Mehr Speed fürs schnelle Glasfaser in Fellbach

Der Start der Vorvermarktung verlief allerdings schleppend, die Bevölkerung blieb anfänglich zurückhaltend, erst allmählich setzte eine gewisse Beschleunigung ein. Im Januar ergänzte Gabriele Zull im Interview mit unserer Redaktion: „Für die Stadt ist es ein Zukunftsthema“, das gelte für die Gewerbetreibenden wie für die Privathaushalte, ja für die gesamte Stadtgesellschaft. Ein flächendeckender Breitbandanschluss sei „derzeit einer der wichtigsten Standortfaktoren für Kommunen, und ich möchte hier Fellbach gut aufgestellt wissen“, so die Rathauschefin.

Mehr Speed fürs schnelle Glasfaser in Fellbach? Im Südwesten der Kernstadt haben etliche Anwohner ihre Zweifel und diagnostizieren stattdessen einen ärgerlichen Stillstand.

Gleich mit drei Stichwörtern in der Überschrift hat unsere Leserin Claudia Zeller in einer per Mail verschickten Mitteilung ihrem Frust über die Lage im Rotkehlchenweg freien Lauf gelassen: „Schildbürgerstreich, Planungsfehler oder Missverständnis?“, immerhin mit Fragezeichen versehen.

Sie schildert die Erfahrungen der vergangenen Wochen so: „Überfallartig war sie da, die Baukolonne zur Verlegung der Rohre für die Glasfaseranschlüsse.

Traum oder Wirklichkeit

Ohne vorherige Ankündigung, ohne Vorlauf, wie aus dem Nichts.“ Einigen sei nicht mal genug Zeit geblieben, das Auto aus der Garage oder vom Stellplatz zu retten, sodass es teils tagelang nicht benutzt werden konnte. Es folgten, so Zeller, „Dreck, Staub, Lärm und erhebliche Einschränkungen – teilweise sind die Zufahrten immer noch abgeschrankt.“

Wie ist es aktuell im Rotkehlchenweg? „Plötzliche Ruhe, nur teilweise ausgeführte Arbeiten, provisorisch zugeschüttete Gräben und vorgesägter Asphalt.“ Die Anwohnerin schnappte sich den Chef der Baukolonne, der ihr erklärte: „Wir können nicht weitermachen, weil keine Genehmigung von der Stadt Fellbach für die weiteren Arbeiten im Rotkehlchenweg vorliegt.“ Claudia Zeller zweifelt an ihren Wahrnehmungsfähigkeiten: „Traum oder Wirklichkeit? Kann das tatsächlich sein? Die Fortführung der Arbeiten an einem Projekt, das monatelang über alle denkbaren Kanäle beworben wurde, soll wegen fehlender Genehmigungen ruhen?“ Das hieße für die Anwohner, ein Leben zwischen provisorisch zugeschütteten Gräben und Absperrungen – und dann in einigen Wochen oder Monaten die Fortführung der Arbeiten, also „neuer Dreck, neuer Lärm und neue Einschränkungen!?“ Die Vorlaufzeit sei doch wahrlich ausreichend gewesen, um alles im Vorfeld zu klären und die Arbeiten auf „einen Rutsch“ durchzuführen, so ihr Urteil.

Genehmigungen werden in der Regel abschnittsweise erteilt

Bei der Stadt sieht man keine eigenen Versäumnisse und ist sich keiner Schuld bewusst. An fehlenden Genehmigungen seitens der Kommunalbehörde könne es jedenfalls nicht liegen, wenn es im Rotkehlchenweg derzeit Verzögerungen gebe. Rathaus-Sprecherin Sabine Laartz verweist beim Glasfaserausbau auf das übliche zweistufige Verfahren. Es gebe zum einen die allgemeine Aufgrabegenehmigung, für die das Tiefbauamt zuständig ist. Zum anderen die verkehrsrechtliche Genehmigung durch das Amt für öffentliche Ordnung – dies betrifft dann die detaillierte Planung etwa mit Blick auf Parkplätze, Zufahrten zu Grundstücken oder mögliche Sperrungen des Bürgersteigs. Diese Genehmigungen werden in der Regel abschnittsweise erteilt.

Im Rotkehlchenweg, so Laartz’ Recherche im Rathaus, fehle wohl noch eine Deckschicht. Es sei auch Protest von zwei Familien bei den Ämtern eingegangen – diese Beschwerden habe man ans fürs Aufbuddeln des Trottoirs und die Verlegung der Kabel zuständige Bauunternehmen weitergeleitet. Verbunden war dies mit der Aufforderung, den Familien Auskunft über den weiteren Verlauf zu geben.

Bei ihnen oder ihren Nachbarn, so Claudia Zeller, habe sich bisher noch kein Vertreter der zuständigen Firma Eltel gemeldet. Im Übrigen hat sie nicht nur den Rotkehlchenweg oder die Pfarrstraße, sondern die Gesamtstadt im Blick. „Mir ist in Fellbach aufgefallen, dass es viele ähnliche, halb fertig gestellte Glasfaserbaustellen gibt“, so ihre Beobachtung. „Die Gräben fangen irgendwo an – und enden dann in einer aufgestellten Leerrohr-Rolle.“ Warum gehe es „gefühlt“ nicht weiter? Und sie schiebt noch eine zweite Frage hinterher: „Erst wird die große Werbetrommel gerührt – und dann nichts?“