Nach Steuern schrieb die Deutsche Bank das dritte Jahr in Folge rote Zahlen. Foto: dpa

Unter 20 Großbanken aus Europa und den USA lieferten die Frankfurter 2017 das schlechteste operative Ergebnis ab. Besonders bitter für den deutschen Branchenprimus: Nicht nur die angelsächsischen Geldhäuser, sondern auch die Konkurrenten in Kontinentaleuropa sind enteilt.

Frankfurt - Eine neue Branchenstudie offenbart das Ausmaß der Misere bei der Deutschen Bank. Die großen europäischen Geldhäuser hätten 2017 gegenüber den US-Rivalen aufgeholt, teilte die Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) am Donnerstag mit. Doch während die meisten Konkurrenten auf beiden Seiten des Atlantiks Milliardengewinne einfuhren, schrieb der deutsche Branchenprimus mit einem Minus von 700 Millionen Euro das dritte Jahr in Folge rote Zahlen. Die lange Durststrecke lässt die Deutsche Bank auch schlechter aussehen als die Wettbewerber Barclays und Citigroup, die 2017 ebenfalls Verlust machten.

Das auf den ersten Blick mieseste Ergebnis fuhr die Citigroup mit einem Minus von gut sechs Milliarden Dollar (fünf Milliarden Euro) ein. Grund dafür war die US-Steuerreform, die bei der Citi mit einer einmaligen Belastung von 22 Milliarden Dollar zu Buche schlug – so heftig wie bei keinem anderen Finanzinstitut. Das operative Ergebnis allerdings fiel laut EY-Studie bei keiner Großbank so schlecht aus wie bei der Deutschen. Mit 1,2 Milliarden Euro lag es noch 70 Prozent niedriger als bei Barclays. Dass die britische Bank netto mit einem Minus von umgerechnet 1,4 Milliarden Euro gleichwohl schlechter abschnitt als die Frankfurter, war einem Sondereffekt geschuldet: Neben der US-Steuerreform verhagelte Barclays der verlustreiche Verkauf des Afrika-Geschäfts die Bilanz.

US-Marktführer JP Morgan verdiente umgerechnet 20 Milliarden Euro

Die größte europäische Bank HSBC verdiente netto umgerechnet neun Milliarden Euro, der US-Marktführer JP Morgan sogar 20 Milliarden Euro – trotz Steuerreform. Doch nicht nur im Vergleich zu den traditionell starken angelsächsischen Instituten fällt das Ergebnis der Deutschen Bank schwach aus. Auch die kontinentaleuropäische Konkurrenz steht deutlich besser da. Das gilt beispielsweise für die französischen Banken Société Générale, Crédit Agricole und BNP Paribas, für die niederländische ING Groep oder Banco Santander aus Spanien. Selbst die italienische Unicredit, die im Vorjahr mit einem Verlust von über elf Milliarden Euro noch die rote Laterne getragen hatte, verdiente 2017 wieder prächtig. Für die Studie wurden Zahlen von insgesamt 20 Großbanken zusammengestellt.

Für die Deutsche Bank ist vor allem der europäische Vergleich brisant. Schließlich leiden alle Institute in der Eurozone unter rekordniedrigen Zinsen und vergleichbaren regulatorischen Auflagen. Allerdings gilt der Wettbewerb auf dem innerdeutschen Markt als besonders hart.