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Die Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sieht die Bereiche Gesundheit und Medizintechnik als wichtige Zukunftsfelder.

Stuttgart - Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) will die starke Abhängigkeit des Landes von der Autoindustrie und vom Maschinenbau reduzieren. „Die Stärke unserer Kernbranchen ist zugleich unsere Achillesferse“, sagte Hoffmeister-Kraut am Mittwoch bei der Vorlage einer Untersuchung zu Entwicklung und Perspektiven der Wirtschaft im Südwesten. Deswegen müssten neue Felder für die Wertschöpfung erschlossen werden.

„Ich denke dabei an die Gesundheitswirtschaft und die Medizintechnik“, erläuterte die Wirtschaftsministerin. Für den Ausbau beider Bereiche gebe es in Baden-Württemberg bereits eine gute Grundlage. In der Gegend um Hechingen sind zum Beispiel bereits zahlreiche in der Medizintechnik aktive Unternehmen angesiedelt, so dass dort auch von einem „Medical Valley“ gesprochen wird. Auch die Ergebnisse der biotechnischen Forschung und der Lebenswissenschaften sollten künftig noch stärker genutzt werden, sagte die Ministerin. Das gelte auch für digitale Dienstleistungen. Gerade weil der Südwesten seine Stärke als Wirtschaftsstandort in den vergangenen zehn Jahren nochmals deutlich verbessert habe, sei nun eine gute Grundlage vorhanden, um sich neuen Aufgaben zuzuwenden. Die Autoindustrie und der Maschinenbau seien zwar ganz wesentlich für den Wohlstand in Baden-Württemberg, diese beiden Branchen machten das Land aber auch sehr anfällig für Risiken. Dies gelte ebenso für den Wandel in der Autoindustrie hin zur Elektromobilität.

Wirtschaftsförderung soll auf den Prüfstand gestellt werden

Als kritisch wird in der Untersuchung, an der unter anderem das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) an der Universität Tübingen mitgewirkt haben, die verringerte Innovationsfähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen im Lande gewertet. Hoffmeister-Kraut will deshalb die gesamte Wirtschaftsförderung im Land auf den Prüfstand stellen. „Ich werde unsere Förderprogramme unter die Lupe nehmen“, kündigte die Ministerin an. Dies gelte auch für die seit 2008 an Unternehmen ausgegebenen Innovationsgutscheine. Bei der neuen Bundesregierung muss das Land nach Ansicht der Ministerin darauf dringen, dass Ausgaben für Forschung und Entwicklung steuerlich geltend gemacht werden können. Angesichts der Ankündigungen von Steuersenkungen für Unternehmen in den USA und Großbritannien müsse in Deutschland ebenfalls über solche Schritte nachgedacht werden.

In ihrer Untersuchung haben die Wirtschaftsforscher auch ein Szenario über die möglichen Auswirkungen protektionistischer Maßnahmen in den USA entwickelt. Dabei kommen sie zu dem Schluss, dass solche Maßnahme nicht nur die Wertschöpfung, sondern auch die Realeinkommen im Südwesten deutlich schwächen könnten.