Ein schweres Jahr geht für die Lausterers zu Ende – trotzdem sind sie für 2020 zuversichtlich.Foto:Stoppel Foto:  

Flammen haben 2019 das Leben einiger Menschen im Rems-Murr-Kreis verändert oder gar zerstört. Wir haben mit einer Familie gesprochen, die bei einem Brand in Hegnach fast alles verloren hatte.

Rems-Murr-Kreis - Die Feuerwehren im Rems-Murr-Kreis hatten 2019 so einiges zu tun. Wie etwa in Urbach am 29. März. An diesem sonnigen Freitag im Frühjahr verloren auf einen Schlag 25 Menschen ihre Bleibe. Denn nicht nur ein denkmalgeschütztes Mehrfamilienhaus in der Beckengasse in Urbach wurde ein Raub der Flammen, auch das unmittelbare Nachbargebäude war betroffen. Das viele Löschwasser hat dieses ebenso unbewohnbar gemacht. Im Brandhaus fand die Feuerwehr dann einen Toten, zwei weitere Menschen wurden zudem verletzt.

Die Brandursache konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Inzwischen sind die Häuser abgebrochen. Nur noch der Keller steht. Und noch immer sind nicht alle Betroffenen wieder in einer regulären Wohnung untergekommen. „Das sind Provisorien“, sagt Achim Grockenberger vom Ordnungsamt der Gemeinde Urbach. Im Blättle habe man einen Aufruf veröffentlicht, dass die Kommune Wohnungen sucht. „Doch bisher hat sich kein einziger gemeldet.“ Nur die Einzelpersonen seien gut untergebracht. Für die Familien ist Grockenberger noch immer auf der Suche.

Nach einem Feuer in Weinstadt entdeckt die Feuerwehr einen Toten

Ein ganz anderer Brand forderte Anfang des Jahres ebenfalls einen Toten: In Weinstadt-Beutelsbach brannte am 17. Februar eine Gartenhütte völlig aus. Die Feuerwehr entdeckte schließlich bei den Nachlösch- und Aufräumarbeiten einen Leichnam. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um den Besitzer der Gartenhütte, der wohl einem Unglück zum Opfer gefallen war.

Gerade überlebt hat hingegen ein Mann einen Autobrand am 28. Oktober in Murrhardt. Die Einsatzkräfte fanden den Schwerverletzten wenige Meter entfernt von seinem gasbetriebenen Fahrzeug. Sein Hund hatte es allerdings nicht mehr geschafft. Seine Überreste fand man im völlig zerstörten Wagen.

Eine Familie aus Waiblingen-Hegnach verliert bei einem Brand alles

Unverletzt und mit dem Leben davon gekommen ist die Familie Lausterer aus Waiblingen-Hegnach. Die Nacht zum 6. Februar werden sie so schnell nicht vergessen. Ein Knall, ausgelöst von den berstenden Scheiben im Untergeschoss, und das gleichzeitig einsetzende Piepen der Rauchmelder weckten Thorsten, Stefanie und den wenige Monate alten Lukas Lausterer jäh aus dem Schlaf. Ebenso die Großeltern Ingeburg und Herbert Lausterer. Sie konnten gerade mal ihre Handys mitnehmen, rannten mit dem Baby auf dem Arm auf die Straße – und sahen von dort aus, wie ihr Haus ausbrannte.

„Eigentlich wollten wir ja noch einmal zurück und die Autoschlüssel holen“, erzählt Stefanie Lausterer. Doch da war es schon zu spät. Hilflos mussten sie zusehen, wie die Feuerwehr den Brand in ihrem 100 Jahre alten Haus löschte und nur noch die Außenhülle des Gebäudes übrig blieb. Kaum etwas konnte gerettet werden. Weg die Fotoalben, Geburtsurkunden, hinfort die Kindheitserinnerungen, Spielsachen, kein Lieblingspulli mehr. Und auch die Bachelorarbeit von Stefanie Lausterer gibt es nicht mehr. Nur den Ehering ihres Mannes haben Brandermittler später im Haus wiedergefunden. „Da war nicht einmal Ruß dran“, sagt Thorsten Lausterer.

Welle der Hilfsbereitschaft für die Betroffenen

Die ersten Wochen und Monate danach bedeutete für die kleine Familie viel Stress: Eine kurzfristige Bleibe finden, Ausweise nachmachen lassen, Versicherungen kontaktieren, Gutachter beauftragen. Eine große Welle der Hilfsbereitschaft hatte glücklicherweise für eine Erstausstattung mit Klamotten, Kinderwagen und Möbeln gesorgt.

In das Jahr 2020 starten die Lausterers wieder mit Zuversicht. Denn das alte Haus ist nun seit Oktober endgültig abgerissen. Der Bauantrag für ein neues Zweifamilienhaus ist eingereicht. „Meine Hoffnung ist, dass wir Weihnachten 2020 im neuen Haus verbringen“, sagt Thorsten Lausterer – doch dieses Ziel sei recht sportlich.

Der Brand war nicht der einzige im Rems-Murr-Kreis:

Einen weiteren Hausbrand gab es am 16. April in Schorndorf. Dort fraß sich das Feuer vom Keller bis in den Dachstuhl eines Hauses an der Göppinger Straße. Fünf Menschen mussten mit einem Verdacht auf Rauchvergiftung in ein Krankenhaus gebracht werden. Dichte Rauchschwaden hingen über Schorndorf – und selbst bis nach Winterbach war der Geruch noch wahrnehmbar.

Spektakuläre Brände gab es unter anderem auch in mehreren Betrieben im Remstal. So brannte am Abend des 8. April eine Akku-Firma in Schorndorf. Die Flammen hinterließen einen Schaden von rund 1,5 Millionen Euro. Das Löschwasser war laut Gutachten kaum kontaminiert. Am 16. Juli stand ein Härterei in Fellbach in Brand. Ein technischer Defekt an einer Lüftungsanlage ist wohl der Grund für den Schaden, der auf rund 150 000 Euro geschätzt wird. Mitten im Sommer, am 16. August, stand eine Lagerhalle im Gewerbegebiet Breitwiesen direkt an der B 29 in Remshalden in Flammen. Schätzungen taxierten den Schaden damals auf rund eine halbe Million Euro.