Einer der vier Blöcke des Heims in Marbach muss nach dem Brand Ende August abgerissen werden. Foto: Werner Kuhnle

Ein 24-Jähriger soll in zwei Flüchtlingsunterkünften im Landkreis Ludwigsburg Feuer gelegt haben. Der Mann ist wohl psychisch krank. Eventuell geht sogar ein dritter, ähnlicher Vorfall auf sein Konto.

Marbach am Neckar - Mitten in der Nacht brach das Unheil Ende August über die Asylbewerberunterkunft des Landkreis Ludwigsburg am Marbacher Bahnhof herein. Gegen 4 Uhr entzündete sich ein Feuer, vier Personen zogen sich dabei leichte Verletzungen zu. Zum Glück passierte nicht noch mehr. Denn in den beiden Wohnblöcken, die zerstört beziehungsweise durch Rauch beschädigt wurden, lebten 54 Bewohner. Wie genau der Brand entstehen konnte, war zunächst unklar.

Die Ordnungshüter nahmen aber einen 24-Jährigen aus Gambia fest, in dessen Zimmer das Feuer ausgebrochen war. Wie die Polizei nun bestätigt, steht der Mann im Verdacht, nur kurze Zeit später erneut einen Brand ausgelöst zu haben, diesmal in einem Heim in Bietigheim-Bissingen.

Brandstifter befindet sich in „psychischem Ausnahmezustand“

Dort war am späten Vormittag des 3. Oktober ein Bewohner auf den schrillenden Rauchmelder im Nachbarzimmer aufmerksam geworden. Er klopfte an die Tür. Als ihm niemand öffnete, alarmierte der Mann den Sicherheitsdienst. Dem Mitarbeiter der Security wurde ebenfalls nicht aufgemacht, so dass er sich per Generalschlüssel Zugang zu dem Raum verschaffte. Dort hatte sich bereits Rauch angesammelt, da auf einer eingeschalteten mobilen Herdplatte Papier kokelte.

Einer der beiden Bewohner des Zimmers, der 24-jährige Gambier, saß teilnahmslos daneben. Sein Zimmergenosse war nicht anwesend. Das Papier war glücklicherweise noch nicht in Flammen aufgegangen, der Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens entschärfte die Situation und schaltete die Herdplatte aus.

Der 24-Jährige wurde zum Polizeirevier Bietigheim-Bissingen gebracht. „Da er sich mutmaßlich unter dem Eindruck einer psychischen Ausnahmesituation befand, wurde er im weiteren Verlauf einer psychiatrischen Einrichtung überstellt“, heißt es im Polizeibericht. Dort wird er auch nach wie vor betreut, sagt Peter Widenhorn, Pressesprecher des Polizeipräsidiums in Ludwigsburg. Schon nach dem Brand in Marbach sei der Mann in eine psychiatrische Anstalt nach Weinsberg gebracht worden. Er war seinerzeit nach dem Ausbruch des Feuers in Richtung Bahnhof geflüchtet, wo ihn Ermittler in einem verwirrten Zustand antrafen. Laut Widenhorn blieb der 24-Jährige bis zum 16. September in der Obhut der Spezialisten für seelische Erkrankungen im Kreis Heilbronn, ehe er in die Unterkunft in Bietigheim-Bissingen verlegt wurde. Offenbar voreilig, wie sich herausstellte.

Geht ein dritter Vorfall auf das Konto des Mannes?

Nicht ausgeschlossen ist, dass sogar noch ein dritter, ähnlich gelagerter Vorfall auf das Konto des Asylsuchenden geht. Die Polizei hatte den 24-Jährigen und seinen Bruder nach einem Brand im März 2018 in einer Kornwestheimer Unterkunft im Visier. Damals war wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt worden. Es war vermutet worden, dass das Feuer in dem Heim durch die falsche Handhabung von zwei Heizlüftern absichtlich verursacht worden war. Mangels Beweisen wurde dieses Verfahren allerdings eingestellt.

Was den Fall in Marbach anbelangt, liege die Anzeige gegen den jungen Mann wegen fahrlässiger Brandstiftung mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft, berichtet Widenhorn. „Als Brandursache kommt der unsachgemäße Betrieb einer Kochplatte in Betracht“, fügt er hinzu. Der Vorwurf stehe im Raum, dass der 24-Jährige das Gerät an einer Stelle angeschaltet hat, an der es nicht gestattet war.

Der Polizeisprecher betont, dass die Behörden nun gefordert sein werden, damit so etwas nicht noch einmal passiert. „Man muss sehen, wie man das künftig handhabt, wenn der Mann wieder aus der Psychiatrie herauskommt“, sagt er.

In Bietigheim gibt es einen Wachdienst

Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts in Ludwigsburg, betont allerdings, dass der 24-Jährige auch zuvor schon in spezieller Weise betreut wurde. „Aufgrund des Brandereignisses in Marbach haben wir den Flüchtling in unsere Gemeinschaftsunterkunft in Bietigheim-Bissingen verlegt, da wir dort einen Wachdienst haben, der das Gelände auch am Wochenende und in der Nachtzeit kontrolliert“, erklärt er. Dieser Ansatz habe in Bietigheim verhindert, dass Schlimmeres passiert ist. „Des Weiteren wurde er dort von unserem Sozialdienst engmaschiger betreut“, fügt Fritz hinzu. Generell entscheide das Landratsamt Ludwigsburg bei auffälligen Bewohnern im Einzelfall über ihre Unterbringung. Denn die Gründe für das jeweilige Verhalten seien sehr unterschiedlich. „In solchen Fällen wird in Abstimmung mit Fachärzten, Polizei und Sozialarbeitern nach der besten Lösung gesucht“, sagt der Pressesprecher.