Brian Scott Bagley von der Boylesque-Gruppe Devine Teasers bei einer Persiflage auf den Bananentanz von Josephine Baker. Foto: Andreas Durm

Stuttgart gilt als Hochburg des Burlesque-Tanzes. Im Sommer-Varieté sind nun die Kerle beim kunstvollen Ausziehen im Friedrichsbau dran. Oliver Dollansky von der Boylesque-Gruppe Devine Teasers verrät, was Frauen in Ekstase versetzt.

Stuttgart - Männer, die nicht ahnen, wo sich ihre künftigen Bräute als Junggesellinnen verabschieden, können sich beruhigt zurücklehnen – das Friedrichsbau Varieté wird’s stilvoll richten. Vom 18. bis 22. Juli fordern auf dem Pragsattel strippende Tänzer die Heiratswilligen samt deren Freundinnen heraus. Aber auch verheiratete Frauen, die Spaß an Hüftschwüngen haben, werden sich im Publikum zahlreich einfinden.

Die neue Show der Kölner Boylesque-Gruppe trägt den Titel „The Devine Teasers Ladys Night“. Trotzdem dürfen nicht allein Ladys rein. Sofern Männer mutig genug sind, sich unter wild gewordene Frauen zu wagen, sind sie willkommen. „Etwa 80 Prozent unseres Publikums ist weiblich“, sagt Produzent Oliver Dollansky, der auch als Künstler auf der Bühne steht. Frauen, weiß er, tut es gut, wenn sie mal männerlos unterwegs sind. Es kann sein, dass sie beim Mädelsabend auch ohne übermäßigen Alkoholkonsum ausflippen. Der Fleischbeschau wird mitunter ekstatisch gefeiert. Solch durchtrainierte Kerle, die sich in Andeutungen ergehen und zur Musik von Charleston, Swing und Rock ihre knackigen Kehrseiten zeigen, haben nur wenige daheim.

„Die Ladys sind das dankbarere Publikum“

Bei den Devine Teasers mangelt es nicht an Sixpacks, aber nicht alle Körper sind perfekt geformt. „Bei uns spielt die Komik eine große Rolle“, sagt Dollansky. Genau dies sei es, was bei Frauen ankommt. In Stuttgart werden einige Darsteller täglich ein Fitnessstudio besuchen. Einige Kollegen hingegen können sich dies sparen, weil in der Show eher ihre schrägen Talente gefragt sind.

Wenn die Kölner Truppe vor der schwulen Community auftritt, was gelegentlich geschieht, muss sie das Programm ändern. „Frauen fahren auf andere Dinge ab als Männer, die auf Männer stehen“, erklärt Dollansky. Die Ladys seien das dankbarere Publikum. Frauen darf es nicht zu derb sein. Die sinnlichen, romantischen und komischen Seiten sind ihnen ebenso wichtig.

Was der Tänzer von den Stuttgarter Nacktshootings hält

Erneut wollen Nackte Stuttgart aufmischen. Die flashmob-mässigen Nacktshootings der Studierenden und Dozierende der hiesigen Kunstakademie sorgen gerade in der Stadt für viel Gesprächsstoff. Zuletzt hatten sich Frauen verschiedener Altersgruppen auf dem Rotebühlplatz mitten in der Stadt während der Critical Mass der Radfahrer ausgezogen. Mit dieser Aktion wollen sie gegen Sexismus protestieren. Frauen sollten befreit werden vom sexuell-berechnenden Blick auf sie, befreit davon, Objekt der Begierde zu sein. Nackt in der Öffentlichkeit – dies kann sich der Tänzer Oliver Dollansky für sich und seine Strip-Kollegen nicht vorstellen. „Das Ausziehen gehört auf die Bühne“, sagt er, „nicht unter Menschen, die damit überrascht werden.“

Nach Burlesque kommt Boylesque. Der Name Burlesque stammt vom italienischen Wort burla ab, das „Schabernack“ bedeutet. Auch die Männer, die sich dem Erfolg der Frauen anschließen, treiben manchen Schabernack – machen sich aber nie ganz nackt, wie dies bei den Kolleginnen üblich ist. Der erotische Animiertanz, der auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückgeht, gilt als Kunstform, nicht als Striptease. In Stuttgart hat sich eine rege Burlesque-Szene etabliert, mit allem, was dazugehört. Es gibt Partys, Workshops und Performer wie etwa Raunchy Rita und Fanny Di Favola, die auch international auftreten. Vom 5. bis zum 7. Oktober wird das Stuttgarter Burlesque-Festival die Besten der Zunft in die Stadt locken.

Freiwillige für die Bühne gesucht

Die Stars dieses Genres entkleiden sich kunstvoll und mit Humor, eben ganz in burlesquer Art, und kennen doch ihre Grenzen. Der Weg ist das Ziel, und nicht alle Geheimnisse werden preisgegeben, um der Fantasie freien Lauf zu lassen.

Bei der „Devine Teasers Ladys Night“, die erstmals in Stuttgart gespielt wird, ist es üblich, dass Ladys auf die Bühne zum Mitmachen geholt werden. „In vielen Städten haben wir mehr Freiwillige als wir brauchen“, sagt Dollansky. Beim Mädelsabend lassen die Damen schnell die Hemmungen fallen.

The Devine Teasers Ladys Night findet im Friedrichsbau am 18., 19. , 21. und 22. Juli. jeweils um 20 Uhr, statt, Karten im Netz unter www.friedrichsbau.de und telefonisch unter 0711/ 2 25 70 70.