In Bottrop ist ein Autofahrer offenbar gezielt in eine Fußgängergruppe gerast. Foto: dpa

Wenige Minuten nach dem Jahreswechsel fährt ein Autofahrer im Ruhrgebiet in eine Menschenmenge. Vier Personen werden verletzt, darunter Syrer und Afghanen. Es gibt Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Anschlag.

Bottrop - Womöglich aus Fremdenhass ist ein Autofahrer in der Silvesternacht in Bottrop im Ruhrgebiet in eine Gruppe feiernder Menschen gefahren und hat mindestens vier Personen verletzt. „Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit von einem gezielten Anschlag aus“, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstag mit. „Bereits bei seiner Festnahme äußerte sich der Fahrer mit fremdenfeindlichen Bemerkungen.“

Unter den Verletzten sind auch Syrer und Afghanen. Zwei weitere Versuche des Mannes, in Bottrop und der Nachbarstadt Essen Passanten anzufahren, schlugen fehl. Hier kamen die Menschen mit dem Schrecken davon. Die Ermittler haben nach eigenen Angaben „erste Informationen über eine psychische Erkrankung des Fahrers“. Zur Nationalität des aus Essen stammenden Mannes machten sie zunächst keine Angaben.

Das Jahr 2019 war erst wenige Minuten alt. Die Menschen auf dem zentralen Berliner Platz in Bottrop hätten ausgelassen gefeiert, berichtete ein Augenzeuge am Tag danach. Dann zeigt der Mann ein Video: Zu sehen ist das Auto, das in die Menschenmenge fährt. Es rollt vergleichsweise langsam, dadurch können sich noch relativ viele Menschen in Sicherheit bringen.

Polizei hält sich mit Aussagen zunächst zurück

Die Polizei hält sich mit Aussagen zum genauen Tatablauf zunächst zurück. Ein erster Zeuge wird nach Darstellung der Behörden um 0.03 Uhr auf den silbernen Wagen des 50-Jährigen aufmerksam. Auf einer Zufahrtsstraße zur Bottroper Innenstadt habe das Fahrzeug plötzlich auf den Fußgänger zugehalten, berichten die Ermittler. Doch der Passant konnte sich retten.

Der 50-Jährige fuhr weiter in Richtung Stadtzentrum, und wenig später kam es zu dem folgenschweren Zwischenfall auf dem Berliner Platz. Wie genau die Tat dort abgelaufen ist, wollen die Ermittler mithilfe von Zeugenaussagen noch rekonstruieren. Doch klar ist: Der Autofahrer fuhr in eine Gruppe von Menschen, die dort ausgelassen den Jahreswechsel feierten. Mindestens vier Menschen wurden verletzt, einige schwer. Unter den Verletzten sind auch Syrer und Afghanen, wie die Ermittler mitteilen.

Anschließend sei der 50-Jährige nach Süden in Richtung seiner Heimatstadt Essen geflüchtet. Dort habe er noch einmal versucht, gezielt in eine Menschengruppe zu fahren, die an einer Bushaltestelle stand. Passiert ist dabei wie durch ein Wunder nichts. „Vielleicht sind Leute weggerannt, vielleicht hat das aus anderen Gründen nicht funktioniert. All das zu klären, ist jetzt unsere Aufgabe“, sagte eine Polizeisprecherin.

Erinnerungen an die Amokfahrt von Münster

Kurze Zeit später nahm die Polizei den Mann fest. Schon dabei habe er sich fremdenfeindlich geäußert, erklärten die Behörden. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wollte sich am Dienstagnachmittag selbst ein Bild vom Tatort machen.

Auch in der japanischen Millionenmetropole Tokio rammte ein Autofahrer in der Silvesternacht Medienberichten zufolge Fußgänger in einer belebten Einkaufszone. Mindestens neun Menschen wurden dabei verletzt. Der Fahrer sei festgenommen worden und habe der Polizei gesagt, dass er einen Terroranschlag verüben wollte, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Nach Angaben von Kyodo hielten die Behörden einige Aussagen und Handlungen des Mannes allerdings für fragwürdig. Sie prüften daher, ob er wegen seines Geisteszustandes schuldfähig ist.

Der Fall in Bottrop weckt auch Erinnerungen an die Amokfahrt in der Innenstadt von Münster im vergangenen April. Ein Mann raste damals an einem sonnigen Frühlingstag mit einem Kleintransporter auf einen belebten Platz. Es gab vier Tote, mehr als 20 Menschen wurden verletzt. Anschließend erschoss sich der Täter in dem Wagen selbst. Der 48 Jahre alte Amokfahrer war laut Polizei ein psychisch labiler Deutscher, der den Tod suchte. Einen terroristischen Hintergrund gab es den Ermittlungen zufolge in Münster nicht.