Bosch-Chef Volkmar Denner hält das Stickoxidproblem des Diesels für gelöst. Foto: dpa

Juristisch ist der Dieselskandal noch lange nicht bewältigt – technisch hat Bosch nun aber die Konsequenzen aus dieser Affäre der Autobranche gezogen. Der Schritt kommt spät, dennoch setzt sich Bosch damit an die Spitze, was einiges über andere Hersteller aussagt, meint StN-Autor Klaus Köster.

Stuttgart - Die Frage ist mehr als berechtigt: Wenn es möglich ist, den Diesel bei allen erdenklichen Schadstoffen auf ein absolutes Minimum zu bringen – warum passiert das dann erst jetzt? Jahrelang beschäftigten sich findige Ingenieure in der Autoindustrie mit der Frage, wie sie sich mit dem Diesel durch die Tests schlängeln können. Warum nicht damit, wie sie mit ihm die Atemluft in den Städten sauberer bekommen? Die Zeiten, da der Diesel bei jedem Gasgeben schwarze Rußwolken ausstieß, sind zwar längst vorbei – doch im Bestreben, den Feinstaub aus den Abgasen zu verbannen, nahm man hin, dass umso mehr Stickoxide in die Luft gepustet werden.

Jahrelang ließ die Autobranche das Stickoxidproblem schleifen. Doch Bosch hat sich nun an die Spitze derer gesetzt, die dem angekündigten Kurswechsel Taten folgen lassen. Die Ergebnisse, die mit dem neuen Diesel selbst unter widrigsten Bedingungen erzielt werden, haben mit dem, was sich die Branche früher geleistet hat, nichts mehr zu tun.

Jetzt geht es um das Vertrauen

Wer welche Verantwortung für den Diesel-Skandal zu tragen hat, werden die Gerichte entscheiden müssen. Klar ist aber, dass Bosch nun mit Blick nach vorn eine führende Rolle bei dem Versuch einnimmt, das Blatt zu wenden. Schon Firmengründer Robert Bosch sagte, er verliere lieber Geld als Vertrauen. Bosch gab nun Geld aus, um Vertrauen zurückzugewinnen – auch für die Branche.

Lange Zeit diskutierte Deutschland immer wieder über einen anderen Umwelt-Schadstoff – mal über Feinstaub, dann über Stickoxid und bald wieder über das Treibhausgas CO2. Deshalb drehte sich die Debatte jahrelang im Kreis. Der neue Diesel zeigt nun durchgängig günstige Ergebnisse. Die Frage ist nur, ob sich das verloren gegangene Vertrauen der Verbraucher wieder herstellen lässt. Das hängt auch von den Autoherstellern ab. Sie stehen nun unter Druck und können nicht mehr behaupten, die Grenzwerte seien zu streng. So hilft Bosch neben der Umwelt auch dem eigenen Geschäft. An einer Technologie, die sowohl das Geld als auch das Vertrauen mehren kann, hätte wohl selbst Robert Bosch seine Freude.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de