Daniel Kuhn (links) und Sven Denneler haben den Sprengkörper entschärft und auf ihren Pick-up geladen. Foto: 7aktuell/Marc Gruber

Die Entschärfung des 50 Kilogramm schweren und funktionstüchtigen Sprengkörpers war nicht so einfach, weil der Zünder total verrostet war. Dennoch hatten die Kampfmittelbeseitiger nach 20 Minuten ihre gefährliche Arbeit beendet.

Böblingen - Der Teufel steckte wie immer im Detail. Zunächst waren die Experten davon ausgegangen, dass die Bergung der Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg problemlos über die Bühne gehen würde. Sie war am Montagnachmittag auf einem zurzeit nicht bewirtschafteten Acker in unmittelbarer Nähe eines Wohngebiets im Böblinger Westen gefunden worden. Kurz vor halb elf Uhr abends konnten Daniel Kuhn und Sven Denneler aber Entwarnung geben. Sie hatten den total verrosteten Zünder vorsichtig abmontiert. 830 Menschen durften wieder zurück in die evakuierten Wohnungen und Häuser.

Experte: Das Ding hätte auch in die Luft gehen können

„Wir haben den Zünder nicht so einfach lockern können“, berichtet der 42 Jahre alte Kuhn, seit 16 Jahren in Diensten der Kampfmittelbeseitiger, die dem Regierungspräsidium Stuttgart unterstellt sind. Ein wirksames Rostlösemittel hat geholfen. „Es hat gedauert, bis wir den Zünder herausgeschraubt hatten.“ Dennoch war die Arbeit nach 20 Minuten beendet. Das gefährliche Relikt mit einem Durchmesser von 30 Zentimeter und einer Länge von 1,20 Meter luden die beiden Experten auf ihr Fahrzeug und transportierten es ab. Das war dann kein großer Kraftakt mehr, denn oft haben die Spezialisten auch 200-Kilogramm-Bomben zu beseitigen. Der Böblinger Sprengkörper auf dem Acker, auf dem im vergangenen Jahr noch Weizen angebaut wurde, wog lediglich 50 Kilo.

„Die Bombe befand sich 40 Zentimeter tief im Boden. Wenn der Bauer mit seinem Pflug drübergefahren wäre und den Zünder abgerissen hätte, wäre das Ding wohl in die Luft gegangen“, erklärt Kuhn. Nicht auszudenken, was dann passiert wäre. Zum Glück war der Böblinger Hobby-Archäologe Frank Marino mit seinem Metalldetektor auf den Sprengkörper gestoßen. „Ich sah gleich, dass da etwas Größeres im Boden liegt. Ich habe gebuddelt und es kam etwas zum Vorschein, das eine Beule hatte“, berichtet der 36-Jährige. Danach habe er die Polizei informiert. Marino, der unweit des Bombenfundorts lebende, gebürtige US-Amerikaner, hat das Gelände schon zwei, drei Mal abgetastet. Demnächst sollen dort mit einer speziellen Luftbildkamera Aufnahmen gemacht werden. Um herauszufinden, ob noch mehr Explosives in der Erde schlummert.

Der Zeitplan der Evakuierung wurde gesprengt

Etwa fünf Stunden nach dem Bombenfund begann die Evakuierung der umliegenden Häuser. Die Polizisten klingelten an jeder Wohnungstüre. Der Einsatz dauerte länger als geplant. Ursprünglich war man von eineinhalb Stunden ausgegangen. „Unser Zeitplan wurde gesprengt“, sagt Schnepf, „manche wollten ihre Wohnungen zunächst nicht verlassen.“ Das betraf vor allem alte und kranke Menschen, aber auch Bürger mit ausländischem Pass. Die Einsatzkräfte mussten ihnen erst erklären, worum es geht. „Manche verstanden es anfangs gar nicht, was man von ihnen wollte“, erklärt der Feuerwehrsprecher, das sei aber nicht ungewöhnlich. Für ausländische Einwohner müsse im Notfall ein Dolmetscher gerufen werden. Am Montagabend seien die Einsatzkräfte aber auch ohne einen solchen ausgekommen und hätten sich „mit Händen und Füßen“ verständlich gemacht.

Weil einige Bewohner des Gebiets im Urlaub weilten, waren es letztlich doch keine tausend Menschen – wie beim Einwohnermeldeamt registriert –, die die Evakuierungsmaßnahmen über sich hätten ergehen lassen müssen. Wer nicht bei Verwandten oder Bekannten unterkam, konnte in der Kongresshalle darauf warten, bis das Ganze vorbei war. Bevor die Bombenentschärfung kurz nach 22 Uhr begann, wurde das Gebiet noch mit einer Drohne kontrolliert, die mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet war. Sie sollte sicherstellen, dass sich auch wirklich niemand mehr in der Gefahrenzone aufhält. Der Bombenfundort war im Umkreis von 200 Meter abgesperrt worden. Um 22.30 Uhr durften die Bewohner wieder zurück nach Hause.

In Böblingen werden immer wieder Sprengkörper entschärft

In Böblingen sind Bombenfunde nichts Ungewöhnliches. Zuletzt wurde im vergangenen November im Wald bei Schönaich eine Fliegerbombe entdeckt. Dort war dann aber eine Woche Zeit, um die Bevölkerung zu informieren und die Evakuierung vorzubereiten.