Auf die Kirche rechts im Bild ist ein Anschlag verübt worden. Foto: Armed Forces of the Philippines/

Während der Sonntagsmesse in Jolo werden nacheinander zwei Sprengsätze gezündet. Auf der Insel sind mehrere islamistische Extremistengruppen aktiv. Die Urheber geben sich zunächst nicht zu erkennen.

Manila - Bei einem Anschlag auf eine katholische Kathedrale im muslimischen Süden der Philippinen sind am Sonntag mindestens 20 Menschen getötet worden. 81 wurden nach Angaben der Polizei in Jolo verletzt. Sie korrigierte damit frühere, höhere Angaben über die Zahl der Toten. Bei der vorigen Meldung habe es Doppelzählungen gegeben, hieß es zur Begründung.

Zunächst sei während der Messe in oder vor der Kathedrale ein Sprengsatz gezündet wurde. In Panik seien Gottesdienstbesucher ins Freie geflüchtet. Als Sicherheitskräfte eintrafen, sei vor der Kirche ein zweiter explodiert.

Die Explosionen hätten den Eingang der Kirche weggesprengt Kirchenbänke und Türen seien zerstört werden, sagten Sicherheitsbeamte. Verteidigungsminister Delfin Lorenzana versetzte die Truppen in erhöhte Alarmbereitschaft und wies die Sicherheitskräfte an, alle religiösen Stätten und öffentlichen Plätze zu sichern. Das Büro von Präsident Rodrigo Duterte sprach von einem „hinterhältigen Anschlag“. Alle Beteiligten daran würden gnadenlos gejagt und hinter Gitter gebracht.

Muslimische Rebellen auf der Insel aktiv

Auf der Insel sind muslimische Rebellen der Abu Sayyaf aktiv, die von den USA und der philippinischen Regierung wegen jahrelanger Anschläge, Entführungen und Enthauptungen von Geiseln als terroristische Organisation betrachtet werden. 1997 wurde ein Bischof, Benjamin de Jesus, vor der Kathedrale von mutmaßlichen Extremisten erschossen. Zu dem Anschlag am Sonntag bekannte sich zunächst niemand.

Erst vor fast einer Woche hatte sich die muslimische Minderheit auf den überwiegend katholisch geprägten Philippinen in einem Referendum für die Bildung einer neuen autonomen Region im Süden des Landes ausgesprochen. Damit soll ein seit fast 50 Jahren andauernder separatistischer Aufstand mit rund 150 000 Toten beendet werden. Obwohl Bewohner der meisten muslimischen Regionen das Autonomieabkommen guthießen, lehnten es die Wähler in der Provinz Sulu - wo sich Jolo befindet - ab. Die dort noch immer starke Abu Sayyaf und andere militante Zellen sind nicht Teil des Friedensprozesses. Eine dieser Zellen ist mit der Terrormiliz Islamischer Staat verbunden. Abu Sayyaf hat zur Zeit mindestens fünf Geiseln in ihre Gewalt, darunter eine niederländische.

Einige Tausend Christen leben in Jolo

„Dieser Bombenangriff wurde an einem Ort des Friedens und der Andacht begangen, und er kommt in einer Zeit, in der wir eine weitere Phase des Friedensprozesses in Mindanao vorbereiten“ sagte Gouverneur Mujiv Hataaamn von der Autonomen Region im Muslimischen Mindanao. Er rief die Einwohner der Stadt und gleichnamigen Insel auf, die Behörden bei der Fahndung nach den Tätern zu unterstützen.

Die meisten der rund 700 000 Inselbewohner sind Muslime. In der Stadt Jolo leben einige Tausend Christen.