Mit Pfeil und Bogen hat der Schütze auf gut 20 Meter Entfernung einen Fuchs im Visier. Foto: Gottfried Stoppel

Auf einem Waldstück bei Spiegelberg im Rems-Murr-Kreis kann man mit Pfeil und Bogen auf die Jagd gehen. Aber keine Sorge, es wird nicht auf echte Tiere gezielt, sondern auf dreidimensionale Figuren aus Hartschaum.

Spiegelberg - Okay, wie Robin Hood sieht der Protagonist nicht gerade aus, aber die Szenerie im Spiegelberger Wald (Rems-Murr-Kreis) könnte durchaus dem Sherwood Forest entsprungen sein. Am linken, ausgestreckten Arm bringt Helmut Landenhammer seinen elegant geschwungenen hölzernen Bogen in Positur, mit drei Fingern der rechten Hand zieht er die Sehne bis zum Kieferknochen. Dort verharrt der so gespannte Pfeil kurz, bis er sich mit einem Surren und dem Tempo eines Sportwagens davon macht. Keine Sekunde später macht es Plopp und die Spitze steckt in einer Wildsau aus Hartschaum.

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Was ist Bogenparcours?

Seine Leidenschaft fürs Bogenschießen hat Helmut Landenhammer einst in den Vereinigten Staaten von Amerika entdeckt. Der Mann, der heute Rentner ist, erinnert sich noch gut an die meterlangen Regale, in denen die Sport- und Jagdgeräte in allen Größen und Formen in den Geschäften angeboten wurden. In Amerika ist die Bogenjagd – anders als in Deutschland, Österreich und der Schweiz – erlaubt und wird auch häufig praktiziert.

Aber weil Landenhammer daheim nicht einfach durch den Wald laufen und mit Pfeilen schießen konnte, entwickelte er die Idee eines eigenen Parcours, den er über einen Verein zunächst in einem Waldstück bei Nassach und seit zweieinhalb Jahren nun in eigener Verantwortung in Spiegelberg-Vorderbüchelberg realisierte. Der Parcours dort besteht aus insgesamt 14 Stationen mit jeweils zwei Zielen. Wird der Parcours zweimal durchlaufen, können also 28 Ziele anvisiert werden – so viele braucht es, wenn man ein Turnier veranstalten will.

Was ist das Besondere?

Statt auf einer Tartanbahn am Schießstand bewegt man sich mitten durch einen Wald, hangabwärts ins Tal und wieder zurück. Und statt auf genormte Zielscheiben schießt man auf Tiere: Wildschweine, Wiesel, Eichhörnchen oder auch Gorillas – alle Figuren sind aus für die Pfeile entsprechend aufnahmefähigem Hartschaum gefertigt.

Für wen ist Bogenparcours geeignet?

Natürlich können sich geübte Bogenschützen in der hierzulande eher unüblichen Variante erproben. Aber der Parcours ist auch für völlig Ungeübte möglich. Helmut Langenhammer bietet dafür einen Einführungskurs an. Auch Kinder können mitmachen. „Sie sollten halt so groß sein, dass sie den Bogen senkrecht halten können“, sagt Langenhammer. Er habe auch schon einen Fünfjährigen mit seinen Eltern zu Gast gehabt.

Welche Ausrüstung braucht man?

Wer möchte und hat, kann seinen eigenen Bogen mitbringen. Für alle anderen hält Helmut Landenhammer verschiedene Leihbögen mit unterschiedlichen Zuggewichten zum Ausleihen bereit. Sie sollten aber vorab immer reserviert werden. Außerdem sollte man stabiles Schuhwerk anziehen, das sich auch fürs Gelände eignet.

Worauf muss man achten?

Jeder Schütze haftet für sich selbst. Natürlich sollte man sich vor jedem Schuss versichern, dass das Schussfeld vor, seitlich und hinter dem Ziel frei ist. Helmut Landenhammer aber versichert, noch nie von einem Unfall beim Parcours-Bogenschießen gehört zu haben – „außer, dass jemand mal mit den falschen Schuhen umgeknickt ist“. Der Bogenparcours ist ganzjährig geöffnet.

Was kostet der Spaß?

Erwachsene und Jugendliche zahlen für eine Tageskarte zwölf, Kinder von 7 bis 13 Jahren sechs Euro. Kinder bis sechs Jahre sind frei. Einen Recurve-Bogen inklusive Schießhandschuh, Armschutz, Köcher, und drei Pfeile zu leihen, kostet zehn Euro, ein Kurzlehrgang acht Euro.

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Wie komme ich da hin?

Am besten reist man in den abgelegenen Ort mit dem Auto an. Von Stuttgart kommend über die B 14 , bei Sulzbach biegt man in Richtung Spiegelberg ab, im Ort ist Vorderbüchelberg ausgeschildert. Die Anmeldung ist kurz vor dem Ortseingang auf der rechten Seite. Geparkt wird am besten an der Kurve beim Wanderparkplatz. Anmeldung und Informationen unter 0177/7443666 oder im Internet.

Gibt es Verpflegung?

150 Meter oberhalb der Parcours-Anmeldung und damit 530 Meter über dem Meeresspiegel im Erholungsort Vorderbüchelberg befindet sich der Gasthof Siller (Brunnenstraße 9/Spiegelberg), in dem man nicht nur gut bürgerlich essen, sondern auch Ferienzimmer und Tagungsräume buchen kann. Wegen der Corona-Pandemie können Menüs bei Bedarf auch nach telefonischer Bestellung abgeholt werden.

Was gibt es sonst noch in der Gegend?

Der Wald ist das Pfund, mit dem die Gemeinde Spiegelberg wuchern kann. Rund 70 Prozent der Kommune bestehen aus Waldgebiet. Eine Wanderung auf den eigens ausgewiesenen „Räuberwegen“ bietet sich an. Eine Route führt beispielsweise auf den Juxkopf, wo man eine herrliche Aussicht genießen kann. Näheres findet man auf der Homepage der Gemeinde .

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