Auf dem Schoettle-Areal sind mittelfristig bis zu 15 000 Quadratmeter Entwicklungsfläche frei. Foto: /Kathrin Wesely

Bislang bestand Hoffnung, dass das Land der Stadt das Schoettle-Areal verkauft und diese es entwickeln kann. Doch die Sache ist vertrackter.

S-Süd - Der anstehende Wegzug des Statistischen Landesamtes (StaLa) und langfristig auch der Wegzug der Universität aus Heslach eröffnete dem Stadtbezirk Entwicklungschancen. Das sieht nicht nur der Bezirk so, sondern auch die Eigentümerin der Flächen, das Land Baden-Württemberg. Seit dem Jahr 2018 ist bekannt, dass das Areal frei wird, und seither bemüht sich der Stadtbezirk Süd mit Unterstützung der SPD-Gemeinderatsfraktion darum, dass die Stadt dieses erwirbt, um dort dringend benötigten, günstigen, generationenübergreifenden Wohnraum zu bauen und Gewerbe anzusiedeln, damit das Quartier seine Lebhaftigkeit bewahrt. Doch die Sache ist vertrackt.

Schoettle-Areal als IBA-Projekt

In der Vergangenheit hatte das Land zwar seine Bereitschaft signalisiert, der Stadt Stuttgart die Flächen zu verkaufen oder in Erbpacht zu überlassen, damit sie das Gelände entwickeln kann. Tatsächlich wurde das sogenannte Schoettle-Areal dieses Jahr auf Antrag der SPD-Gemeinderatsfraktion auch in die „Zeitstufenliste Wohnen“ aufgenommen. Sie listet das Flächenpotenzial für Wohnungsbau in der Landeshauptstadt auf und wird alle zwei Jahre fortgeschrieben.

Auch hat die SPD-Fraktion Ende Mai beantragt, zu prüfen, ob die Entwicklung der Fläche sich nicht als Projekt für die Internationale Bauausstellung 2027 eigne. Laut der Stadt ist man mit dem Land im Gespräch. Doch kommt die Sache nicht voran.

Im Frühjahr informierte Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU), dass von Seiten des Landes noch die Entbehrlichkeitsprüfung ausstehe. Dabei checkt das Land, welche Flächen es selbst benötigt und welche es der Stadt zur Verfügung stellen kann. Dabei hat das Land eigene Bedarfe ausgemacht, wie aus einem Antwortschreiben des Ministeriums für Finanzen hervorgeht, dass die SPD-Gemeinderatsfraktion auf eine entsprechende Anfrage erhalten hat. Das Land habe Schwierigkeiten, eigene Einrichtungen unterzubringen. Zudem müssten landeseigene Gebäude saniert werden, wofür man wiederum Ausweichflächen benötige – und dafür eignete sich grundsätzlich auch das frei werdende StaLa-Gelände.

Panik vorm Downgrading

Man sehe aber durchaus, so das Ministerium, welche Bedeutung das Areal für die Entwicklung des Stuttgarter Südens habe. Das Land schlägt aber nun anstatt Verkauf oder Erbpacht einen Tausch des Schoettle-Areals gegen ein anderes Gelände als mögliche Lösung vor. Nach Auskunft der Stadt Stuttgart suche das Land derzeit nach einem „konkreten Tauschobjekt“ für seine Zwecke. Das freilich dürfte die Verhandlungen erheblich schwieriger machen und das Prozedere verzögern.

Eine Verzögerung wäre indessen schlecht für das Quartier, betont dessen Bezirksvorsteher Raiko Grieb immer wieder. Wenn die Mitarbeiter des StaLa im Jahr 2023 nach Fellbach umgezogen sein werden, würden ihre Büros am Schoettle-Platz leer stehen – sofern sich das Land bis dahin keine eigene Zwischennutzung überlegt hat. Denn, um in zwei Jahren mit dem Bauen auf dem Gelände beginnen zu können, müssten jetzt schleunigst baurechtliche Prozesse in Gang gebracht werden.

Mit ein paar Umbauten des bestehenden Baubestandes aus den 1970er Jahren ist es aller Wahrscheinlichkeit sowieso nicht getan. Nach Einschätzung des Ministeriums für Wirtschaft ist eine Sanierung des StaLa-Gebäudes weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll. Das Hauptgebäude wurde ursprünglich zu Gewerbezwecken errichtet und taugt mit seiner enormen Tiefe eigentlich bloß für Großraumbüros, die flächendeckend raumlufttechnische Anlagen benötigen. Zugleich aber ist der Dämmstandard des Gebäudes schlecht.

Griebs Befürchtung: Ein Leerstand auf dem Schoettle-Areal zöge einen Abwärtstrend im Umfeld nach sich. Die Mitarbeiter des Landesamtes fehlten dem Quartier als Kunden. Neue Nutzer und Bewohner wären nicht nachgerückt. Ein Downgrading an der Böblinger Straße, deren Ladenleerstände sich jetzt schon bis zum Marienplatz durchfräsen, wäre unaufhaltsam.