Katrin Lech (links) und Naomi Jaguttis stellen ihr Start-up vor. Foto: Start-up BW

Naomi Jaguttis und Katrin Lech wollen mit ihrer Idee zu einem Start-up wirtschaftlich durchstarten – per Crowdfunding. Mit Billless wollen sie die Kassenzettel obsolet machen.

Böblingen - Den gut gemeinten Ratschlag ihrer Mutter hat sich Naomi Jaguttis zu Herzen genommen: „Halt da Ordnung, leg dir eine Box an“, sagte sie zu ihrer Tochter. Kassenzettel gehen schließlich schnell verloren. Und dann fehlen sie bei der Steuerabrechnung oder wenn ein Garantiefall eintritt. Also müssen sie irgendwo gesammelt werden. Aber mit ihrer Studienkollegin Katrin Lech hat sich die 22-Jährige vorgenommen, die ganze Zettelwirtschaft einfach abzuschaffen. Billless heißt das Start-up, das sie gemeinsam gegründet haben. Per Crowdfunding sammeln die jungen Frauen jetzt Geld, um eine entsprechende App für das Smartphone entwickeln zu können.

„Das Feedback ist enorm“, sagt Katrin Lech. Denn der Leidensdruck ist ihrer Ansicht nach groß. Ein Studienkollege dient als Beispiel: So begeistert ist er von ihrer Initiative, dass er sich fürs Marketing angeboten hat – weil er als ordentlicher Mensch nach wie vor jede Ausgabe von Hand in ein Büchlein einträgt, um den Überblick zu behalten. Die Einzelhändler müssen jeden Beleg ausdrucken, obwohl die meisten Kunden keinen wollen, und füllen damit unzählige Müllsäcke. „Wir können zusammen eine Lösung für das Problem entwickeln“, sagt die 23-Jährige. Tatsächlich ist eine solche Anwendung noch nicht auf dem Markt. Große Ladenketten bieten ihren Kunden an, Quittungen digital zu speichern, es gibt Haushaltsbücher-Apps, aber kein Programm, das in verschiedenen Geschäften über Bluetooth Kassenzettel in Empfang nimmt, sie abspeichert und auswertet.

Jungunternehmerinnen haben sich viel vorgenommen

Naomi Jaguttis und Katrin Lech nehmen sich gern viel vor. Beim Studium haben sie sich kennengelernt, das beide berufsbegleitend absolvieren. Naomi Jaguttis hat nach ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau im vergangenen Februar einen Bachelor in Business Administration abgeschlossen und momentan einen zweiten im Fach Wirtschaftspsychologie in der Mache. Gleichzeitig arbeitet sie Vollzeit als Junior Consultant in einer Beratungsfirma. „Wir schlafen wenig, aber unsere Motivation ist unendlich“, sagt sie. Katrin Lech, die aus Böblingen stammt, wo auch Billless verortet ist, hat bei der Landesbank eine Ausbildung zur Finanzassistentin gemacht und schließt im Sommer ihren Bachelor in Betriebswirtschaft ab. Sie ist bei einem Wagniskapitalgeber beschäftigt, der Start-ups finanziert.

„Lass uns Geschäftlich etwas zusammen machen“, hat Katrin Lech zu ihrer Freundin beim Studium gesagt. Und beide hatten die gleiche Idee: den Kassenzettel abzuschaffen. Bei einem Wettbewerb vom Landeswirtschaftsministerium sind sie im Mai mit ihrer Gründungsidee auf den dritten Platz gekommen. Nun starten sie ihre Crowdfunding-Kampagne: Rund 12 000 Euro wollen die Jungunternehmerinnen im ersten Schritt erzielen, um sich IT-Fachkräfte für die Entwicklung der App ins Team zu holen. Parallel dazu suchen sie sich Bio-Supermärkte als Partner, um die Kundschaft mit Sammelboxen für das viele Papier auf die Kassenzettel-Verschwendung aufmerksam zu machen.

Billless-App als Win-win-Situation

„Unser Ziel ist es, den Menschen das Leben zu erleichtern“, sagt Naomi Jaguttis. In der Theorie stelle die Billless-App eine Win-win-Situation für die Privatkunden und die Einzelhändler dar. Geld verdient werden soll entweder über eine Art von Abonnement von beiden Seiten oder durch Gebühren von Kooperationspartnern, die über die Plattform eigene Apps anbieten. Der Fokus ihrer Innovation liegt auf dem Nutzer, der sich mit Billless eben die Zettelwirtschaft spart, während die Handelspartner mit Nachhaltigkeit werben können. Einnahmen über Werbung lehnen die Gründerinnen ab, Kundendaten wollen sie keine abgeben, sondern die Server für das Programm zur Sicherheit in Deutschland stationieren.

„Wir sind die Zukunft“, ist Naomi Jaguttis überzeugt. Damit meint sie zwar ihre App, die den Ratschlag ihrer Mutter obsolet macht. Aber die Beschreibung passt auch für die beiden Gründerinnen.

// Crowdfunding-Kampagne für Billless: www.startnext.com/billless