Ulrike und Clemens Binninger haben sich im Oktober 2002 das Ja-Wort gegeben. Seither bestimmt der Terminkalender das Eheleben. Foto: factum/Archiv

Der CDU-Abgeordnete steht seiner Partei nicht mehr als Kandidat für den Bundestag zur Verfügung. Auch seine Frau, die Bürgermeisterin von Nufringen, strebt seinen Angaben zufolge im nächsten Jahr keine weitere Amtszeit an.

Böblingen - Seine Worte schlugen am Donnerstagabend während der Sitzung des Kreisvorstands in der Böblinger CDU-Geschäftsstelle ein wie eine Bombe. „Ich werde bei der Bundestagswahl nicht mehr antreten“, erklärte der 54 Jahre alte Abgeordnete Clemens Binninger. Dies gelte im Übrigen auch für seine Ehefrau,

Ulrike Binninger, die Rathauschefin von Nufringen. Die nächste Bürgermeisterwahl findet in der Gemeinde rund zwei Monate nach der Bundestagswahl statt. Sie werde nicht nochmal kandidieren, sagte Clemens Binninger. Seine Frau Ulrike war am Donnerstag nicht mehr zu erreichen.

„Einerseits machen uns die Funktionen sehr viel Spaß“, sagte der bisherige Platzhirsch im Kreis Böblingen, der vier Mal in Folge jeweils klar das Direktmandat für die Christdemokraten errungen hatte. Im Jahr 2002 war er für die frühere Bundesschatzmeisterin Brigitte Baumeister, die damals in die CDU-Parteispendenaffäre verwickelt war, in das Berliner Parlament eingezogen. Es hatte im Kreis einen regelrechten Grabenkampf gegeben zwischen jenen, die Baumeister nach wie vor als Kandidatin sehen wollten, und jenen, die ihren Rückzug forderten. Zur Überraschung vieler CDU-Parteiangehöriger setzte sich dann doch der damalige Nobody Binninger durch und holte das Direktmandat.

Als Parteilose Rathauschefin von Nufringen geworden

„Andererseits“, erklärte Clemens Binninger, „bestimmen die politischen Aufgaben das Leben in unserer Ehe, seitdem wir uns kennen.“ Nur kurz nach seiner Wahl in den Bundestag hatten er und Ulrike Mau, so ihr Mädchenname, geheiratet. Sie war im Jahr 2001 als Parteilose zur Bürgermeisterin in Nufringen gewählt worden. Dabei hatte sie sich gegen die männliche Konkurrenz mit 64 Stimmen Vorsprung durchgesetzt. „Frauen gehören in Führungspositionen“, lautete ihr Motto. Zehn Jahre lang saß sie für die CDU auch im Böblinger Kreistag.

„Der Beruf als Amtschefin ist kein 40-Stunden-Job“, erklärte Ulrike Binninger vor einiger Zeit in einem Interview, „Frauen, die als Bürgermeisterin arbeiten wollen, sollten mit der Unterstützung ihres Mannes rechnen können.“ Das sei aber schwierig, wenn der Partner selbst berufstätig sei. Werde das Zusammenleben von beruflichen Terminkalendern dominiert, sei dies eine für eine Ehe eher ungewöhnliche Situation, betonte Clemens Binninger. „Das soll nun anders werden.“

„Reifliche Überlegungen“

Anfang dieses Monats seien er und seine Frau übereingekommen, dass der Zeitpunkt nun gekommen sei, einen Schlussstrich unter das bisherige Berufsleben zu ziehen, sagte er. Leicht sei ihnen die Entscheidung nicht gefallen, sei aber nach reiflichen Überlegungen getroffen worden. Sie wollten nun beide „etwas anderes“ machen. „Was es sein wird, wissen wir noch nicht“, fügte der 54-Jährige hinzu. Die Zeit sei auch noch nicht gekommen, darüber zu reden. Seine Frau werde nach Ende ihrer Amtszeit 50 Jahre alt sein und habe dann bereits 30 Berufsjahre hinter sich.

Die gebürtige Münsteranerin Ulrike Binninger hat eine Ausbildung zum gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst absolviert und besitzt das Fachhochschuldiplom als Verwaltungswirtin. Vom Jahr 1991 an arbeitete sie im Böblinger Landratsamt, zuletzt als stellvertretende Sachgebietsleiterin im Haupt- und Personalamt. Nach zehn Jahren gelang ihr dann der Sprung an die Nufringer Rathausspitze, 2009 wurde sie im Amt bestätigt.

Clemens Binninger will für kein Parlament mehr kandidieren

Clemens Binninger wollte nichts darüber sagen, was seine Frau künftig machen will. Er selbst aber wolle für kein Parlament mehr kandidieren, „das heißt für mich aber nicht, dass ich mich ganz aus der Politik verabschieden werde.“ In der aktuellen Legislaturperiode gehört er nicht nur dem Innenausschuss an, sondern ist auch Vorsitzender des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses sowie des parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages. Er und seine Frau würden sich bis zum Ende ihrer Amtszeit „freilich voll ihren Aufgaben widmen“, betonte Binninger.

– Binninger will nicht mehr in Bundestag