Zuletzt haben die BBG und Hans Heinzmann das neue Office-Center für Dienstleister auf dem Flugfeld bauen lassen. Foto: factum/Granville

Hans Heinzmann hat die Geschicke der Böblinger Baugesellschaft mehr als zehn Jahre als Geschäftsführer gelenkt. Die Nachfrage nach Bauplätzen und Immobilien boome, sagt er. Es gebe aber kaum geeignete Grundstücke. Die Baulücken zu schließen, reiche nicht aus.

Böblingen - Der Bau von bezahlbaren Mietwohnungen ist ihm stets am Herzen gelegen. Hans Heinzmann, kürzlich in den Ruhestand gegangen, wirft der einstigen Landesregierung vor, den sozialen Wohnungsbau nicht genügend gefördert zu haben. Das Versäumnis hat bis heute Auswirkungen. Allein in Böblingen fehlen laut Heinzmann bis zu tausend erschwingliche Mietwohnungen. Zudem mangele es an geeigneten Grundstücken für den Neubau.

Herr Heinzmann, warum ist bezahlbarer Wohnraum so knapp – auch in Böblingen?
Das liegt an der immer weiter gewachsenen Nachfrage. In unser Einzugsgebiet sind immer mehr Menschen, auch junge Familien gezogen, weil die Arbeitsmarktlage sehr gut ist. Zum anderen haben die CDU und die FDP, die früher die Landesregierung bildeten, den Mietwohnungsbau nicht genügend unterstützt. Sie waren der Auffassung, die private Hand solle das regeln. Dabei ist eine Förderung des sozialen Wohnungsbau nötig. Geld vom Bund, das auch an unsere Landesregierung floss, wurde offenbar nicht so effizient weitergegeben.
Was haben Sie unternommen?
Wir mussten schauen, dass wir auf diversen Geschäftsfeldern genügend Erträge erzielten, um auch in den weniger lukrativen Mietwohnungsbau zu investieren. Das haben wir an erster Stelle mit dem Bau und dem Verkauf von Eigentumswohnungen getan und mit den Einnahmen eine Quersubventionierung vorgenommen. Auf dieses Weise ist die BBG inzwischen im Besitz von 1100 Wohnungen, die sie vermietet. 300 davon werden öffentlich gefördert. Wir sind der größte Vermieter auf dem hiesigen Markt. Zuletzt haben wir jährlich fünf bis zehn Wohnungen bauen lassen.
Weshalb so wenige? Wie viele Mietwohnungen fehlen in Böblingen überhaupt?
Die BBG hat 400 Anfragen auf ihrer Warteliste. Das sind aber lange noch nicht alle, die eine Wohnung suchen. In Böblingen, schätze ich, gibt es wohl ein Interesse an wohl bis zu tausend Mietwohnungen. Es gibt zu wenig preiswerte Grundstücke, um günstig bauen zu können. Überhaupt fehlen die nötigen Flächen. Baulücken zu füllen allein reicht nicht. Es müssten neue Wohngebiete ausgewiesen werden Das ist aber eine politische Entscheidung. Jedoch gibt es kaum noch potenzielles Bauland. Der Böblinger Gemeinderat wird sich aber demnächst wohl damit befassen.
Wo gibt es denn noch mögliche Flächen?
Laut den Flächennutzungsplänen, die vor mehr als 15 Jahren beschlossen worden sind, könnte der Wasserberg in Böblingen bebaut werden. In Dagersheim käme das außerdem Gewann Rübländer als Neubaugebiet in Frage.
Reicht das aus?
Wohl kaum, wir werden von den Leuten fasst überrannt, die einen Bauplatz oder eine Immobilie suchen. Wir haben in den vergangenen sieben, acht Jahren aber stets lediglich 20 bis 60 Eigentumswohnungen pro Jahr neu bauen können. Auch viele Anleger suchen den Weg zum Betongold.
Das war nicht immer so: Wie haben Sie die Finanzkrise bewältigt?
Das war in der Tat sehr schwierig. Auf einen Schlag ging damals nichts mehr. Wir haben unsere Geschäftsfelder sehr intensiv geprüft, um über die Runden zu kommen. Ich dachte nicht, dass die Finanzkrise schon nach zwei Jahren vorbei ist. Das kam für uns überraschend – zum Glück. Danach ging es sofort rasant bergauf und wir machten bald wieder 15 bis 30 Millionen Euro Umsatz. Nach diesen erfolgreichen Jahren kommt die BBG nun auf eine Bilanzsumme von mehr als hundert Millionen Euro.
Was geben Sie Ihrem Nachfolger Rainer Ganske mit, der seit April am Ruder ist?
Er ist ein erfahrener Mann und hat keinen Rat nötig. Es geht weiterhin darum, den Wohnungsbau voranzubringen. Entscheidend ist, geeignete Grundstücke zu finden.
Weshalb sind Sie überhaupt in die Wirtschaft gewechselt?
Nach 24 Jahren als Ortschef wollte ich mit 50 noch einmal etwas anderes machen und nicht noch einmal acht Jahre dranhängen. Mehr als 32 Jahre ein und denselben Bürgermeister zu haben, ist für eine Gemeinde nicht unproblematisch. Die Bürger wollen auch mal wieder einen neuen Schultes, der andere Ideen reinbringt. Die Zeit hat mir aber auch sehr viel Spaß gemacht, wir haben in Ehningen einiges bewirkt.
Und nun feierten Sie Abschied vom Beruf. Fiel Ihnen das schwer?
Nein, das gehört zu meiner Lebensplanung, mit 63 aufzuhören und mich anderen Dingen zu widmen.
Was treiben Sie in Ihrer freien Zeit?
Ich habe ein neues Hobby: Ich helfe in der Physio-Praxis meiner Tochter in Stuttgart mit, die 14 Mitarbeiter beschäftigt. Ein Mal pro Woche mache ich die Post, die Buchhaltung und kümmere mich um Personalangelegenheiten. Aber es gibt auch sonst einiges zu tun, wenn man Familie und drei Enkelkinder hat. Außerdem spiele ich Golf, gehe Bergwandern, fahre Ski und segle gerne.