Die Wohnstätten sorgen im neuen Maichinger Gebiet Allmendäcker für 55 Mietwohnungen. Die Nachfrage danach ist groß. Foto: factum/Granville

Die Interessenorganisationen haben jetzt den neuen Spiegel für die Städte Böblingen, Sindelfingen und Herrenberg vorgelegt, der auch in anderen Kreiskommunen gilt.

Böblingen - Mieter müssen weiterhin teilweise deutlich mehr bezahlen. Das ist dem neuen Mietspiegel für Böblingen, Sindelfingen und Herrenberg zu entnehmen, der am Mittwoch unter der Federführung der Wohnstätten

Sindelfingen unterzeichnet worden ist. Der Arbeitskreis Mietspiegel, dem Haus- und Grundstücksbesitzervereine, die städtischen Wohnungsbaugesellschaften sowie Vertreter aus den Bauämtern der Städte angehören, trafen sich seit September 2014, um einen Konsens zu finden. Es ging darum, die Kategorien der Mietwohnungen, die Kriterien sowie die Preisspannen festzulegen. „Wir haben regelrecht darum gerungen“, erklärte Georg Rothfelder, der Sindelfinger Wohnstätten-Geschäftsführer, die lange Zeitspanne der Verhandlungen. „Es galt schließlich, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen“, erläuterte er. Der alte Mitspiegel datiert aus dem Jahr 2012. Im Durchschnitt ergaben sich laut Georg Rothfelder jetzt Mietpreisteigerungen von sieben bis acht Prozent.

Bezahlbare Wohnungen seien zunehmend gefragt, erklärte Iris Kappler von Haus & Grund, dem Haus-, Wohnungs- und Grundstückseigentümerverein Böblingen. Manche Vermieter erhalten täglich 40 bis 50 Anfragen, wenn sie eine entsprechende Offerte ins Internet stellen. Ein besonderer Bedarf besteht bei Wohnungen mit einer Fläche von 61 bis 90 Quadratmetern. Sie werden immer häufiger von Alleinstehenden, Alleinerziehenden oder Paaren gesucht, die noch keine Kinderpläne haben. Bei einer Behausung, die nicht mehr als sechs Jahre alt ist, mit guter Ausstattung, das heißt mit Schallschutzverglasung oder Doppelfenstern, einem guten Zuschnitt, mit Balkon oder Terrasse und etwa auch mit einem separaten WC, werden zwischen 8,60 Euro und 10,55 Euro fällig.

Abschläge bei Mietpreisen in Randgemeinden

Der neue Mietspiegel kommt bei den Baujahren mit sechs Kategorien aus, die beim Jahr 1969. Ältere Wohnungen werden explizit nicht mehr ausgewiesen. Rothfelder erklärt auch weshalb: „Die meisten sind bereits saniert, umgebaut und auf einen modernen Standard gebracht worden.“ Vereinfacht wurde das Zahlenwerk auch bei den Ausstattungsmerkmalen: Künftig werden nur noch eine mittlere und eine gute Qualität ins Kalkül gezogen. „Weil Wohnungen mit einer einfachen Ausstattung doch eher selten geworden sind“, sagt Rothfelder. Elektroleitungen liegen heutzutage zumeist unter Putz, zumeist gibt es auch eine Zentralheizung.

„Abschläge bei den Mietpreisen, die auch in anderen Gemeinden gelten, zum Beispiel in Bondorf, sind natürlich möglich“, erklärt Günter Bauer von Haus und Grund. Maßgeblich dabei sei auch die Lage mit der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Der Mietspiegel findet Anwendung, wenn die Kommunalparlamente ihn beschließen. Dies sei etwa in den umliegenden Gemeinden von Böblingen der Fall, sagt Rothfelder, in Holzgerlingen oder in Schönaich. Leonberg hat einen eigenen Mietspiegel, der von der Stadt mit den Verbänden und Vereinen ausgehandelt werde.

Zahlenwerk wird auch von Richtern angewandt

Das Zahlenwerk dient dazu, den Mietern und Vermietern eine Orientierungshilfe zu geben. „Es wird auch von Richtern angewandt, wenn es zu Streitigkeiten über den Mietpreis kommt“, erklärt Nicole gehring vom Mieterverein Sindelfingen. Laut Iris Kappler von Haus und Grund, der Fachanwältin für Miet- und Eigentumsrecht, komme es im Kreis jährlich zu drei bis vier Dutzend Gerichtsverhandlungen.

„Schwierig ist es für viele Bauherren, bei ihrer Miete auf ihre Kosten zu kommen“, betont Rothfelder. Daran seien die zahlreichen Bauvorschriften Schuld – etwa auch die wärmedämmenden Maßnahmen. Diese Tatsache erkläre auch, weshalb so wenig Mietwohnungsbau betrieben werde.