Krankenhäuser sind ständig auf neues Blut angewiesen, denn die Blutbestände sind nur vier Tage haltbar. Foto: Sigerist

Das DRK wirbt mit einer ungewöhnlichen Aktion um Spender: Wer Blut gibt, darf umsonst auf den Fernsehturm.

Stuttgart-Degerloch – Am Donnerstag und Freitag werden Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) erstmals mit einem Bus unterm Fernsehturm Station machen. In dem Fahrzeug nehmen sie Blut ab. Daniel Schnell erklärt im Interview, warum die Blutampel ohne das Spenden auf vier Rädern von Grün auf Gelb und vielleicht auch auf Rot umspringen könnte.
Herr Schnell, wer bei Ihnen Blut spendet, darf hoch hinaus. Wie kommt das?
Wir werden am Donnerstag und Freitag mit einem Bus am Fernsehturm stehen. Das ist eine außergewöhnliche Möglichkeit für die Menschen, die noch nie auf dem Fernsehturm waren, eine Freikarte zu bekommen. Diese muss man natürlich nicht sofort einlösen, sie ist noch das ganze Jahr gültig. Stuttgart von oben sehen, wer hat das schon? Ich war einmal dort oben, ich würde sofort wieder hochgehen.

Das ist ein schöne Werbung für ihr Anliegen. Aber warum kommen Sie überhaupt nach Degerloch?
Degerloch ist, was das Blutspenden angeht, ein kleiner weißer Fleck. Seit mehr als 15 Jahren gab es dort keine Spendenaktion mehr. Das werden wir jetzt ändern.

Mit einem Bus und Freitickets.
Richtig.

Wie funktioniert das Blutspenden auf vier Rädern?
Wir haben vier Betten in dem Bus. Wer spenden will, muss zwischen 18 und 71 Jahre alt sein. Um die Anmeldeformalität zu erfüllen, brauchen wir einen Ausweis oder den gelben Blutspendepass. Dann gibt es ein Arztgespräch, das dauert ein paar Minuten. Die Blutspende selbst dauert nur zehn Minuten. Danach sollte man sich aber noch ein bisschen ausruhen. Insgesamt sollte man eine Stunde einplanen. Es könnte ja auch sein, dass jemand vor einem in der Schlange steht. Die Gastronomie des Fernsehturms macht auch mit, es gibt eine Kleinigkeit zu essen.

Wie alt ist denn der durchschnittliche Blutspender?
Das sind nicht, wie man immer denkt, die Jungen. Es sind die Älteren. Unsere Hauptspender, die regelmäßig bei uns vorbeischauen, sind deutlich über 40 Jahre alt. Wir machen zwar viele Aktionen in Schulen, aber wir wissen, dass nur ein Siebtel derer, die dort mitmachen, dann auch wiederkommen.

Gibt es auch Stammspender in Degerloch? Immerhin wird dort seit 15 Jahren kein Blut mehr abgenommen.
Doch, die gibt es. Wir können die Spender, die sich in unserer Kartei befinden, nach Postleitzahl einladen. Und in Degerloch wohnen fast 200 Menschen, die irgendwann einmal irgendwo Blut gespendet haben.

Aber auch Kurzentschlossene sind willkommen, oder?
Neue Spender zu gewinnen, ist eines unserer Ziele. Manche sagen vielleicht, es ist August, ich hab ein wenig Zeit und parke unter Bäumen. Wir haben nämlich einen wirklich schönen Platz ausgesucht.

Ihr Bus hält aber nicht nur an dem Stuttgarter Wahrzeichen.
Genau. Die ganze Woche über ist er unterwegs. Am heutigen Montag ist er auf dem Reutlinger Marktplatz. Am Dienstag und Mittwoch steht er am Lindenplatz in Metzingen, bei den Outlet-Märkten. Auch dort gibt es dann die Möglichkeit, Blut zu spenden. Donnerstag und Freitag sind wir dann am Fernsehturm.

Warum tingeln Sie mit dem Blutspendebus gerade jetzt durchs Land?
Wir wissen, dass die letzten zwei Augustwochen wieder schwierig für uns sein werden. Wir haben eine Blutampel, die uns anzeigt, wie viel Spenderblut uns zur Verfügung steht. Derzeit ist sie auf Grün. Wir haben in Baden-Württemberg einen Tagesbedarf von 2000 Blutkonserven. Aber wenn wir zwei Wochen lang schlechte Zahlen einfahren, weil es heiß ist, weil viele im Urlaub sind, dann ist Eile geboten. Wir bekommen dann nur 1000 bis 1200 neue Konserven am Tag.

Und was passiert dann?
Wenn die Ampel auf Dunkelgelb steht, werden wir Werbung im Fernsehen und im Radio schalten. Unter Umständen müssen wir mit Lautsprecherwagen unterwegs sein, wie früher auf den Dörfern, mit einer Sondergenehmigung der Ämter. Auf Rot wird die Ampel aber nicht springen.

Um das zu verhindern, lassen Sie nicht locker. Dienstag nächster Woche sind Sie auch am Flughafen. Dann ebenfalls mit dem Bus?
Nein, das ist ein Großtermin. Am Flughafen sind wir schon zum 13. Mal. Wir sind mit zwei Teams und 16 Betten vor Ort. Man darf sein Auto zudem kostenlos im Parkhaus P4 abstellen.

Bekommen die Spender dort auch ein Geschenk?
Blutspende soll ja nicht immer mit Geschenken erkauft werden. Aber die Spender bekommen ganz, ganz exklusiv Freiflüge. Das ist etwas Hochwertiges.