In schwierigen Zeiten sind kreative Ideen besonders wertvoll. Foto: dpa/Frank May

Es heißt: Not macht erfinderisch. Die aktuelle Lage zeigt in unserem Verbreitungsgebiet: Das stimmt!

Marbach/Bottwartal - Es hat einen Grund, dass wir Menschen nicht mehr in Höhlen leben und aufs Jagen und Sammeln angewiesen sind. Dass Elektrizität zur Selbstverständlichkeit geworden ist, wir sie für unzählige Geräte nutzen und es selbst in der Nacht taghell werden lassen können. Dass wir mit tonnenschweren Maschinen durch die Luft schweben. Und dass ich hier gerade auf kleine schwarze Plastiktasten drücken kann, damit Sie am Frühstückstisch diesen Text gedruckt vor sich haben – oder vielleicht digital auf dem iPad? Der Mensch als Geschöpf zeigt sich jedenfalls gerne schöpferisch. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 185 Patente angemeldet – am Tag.

Der Satz „Not macht erfinderisch“ mag da nicht immer zutreffen. Die Erfindung eines Eierformers, der Eier in Quadrate verwandelt, – ja, den gibt es wirklich – mag ulkig sein, aber nicht so wirklich in diese Kategorie passen. Dass in dem Satz trotzdem ein Stück Wahrheit liegt, so mein Eindruck, machen die jetzigen, von Corona geprägten Wochen besonders deutlich. Kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht über einen Ideenschöpfer und Tüftler aus unserem Verbreitungsgebiet berichten können, der aus der Corona-Not eine Tugend gemacht hat.

Andreas Hennings

Da ist der Kleinbrenner Andreas Stiegler aus Marbach, der aus seinem Weinbrand jetzt Handreiniger für seinen Bekanntenkreis herstellt. Da ist der Ingenieur Jörg Mühlemeier aus Erdmannhausen, der sich aus Utensilien aus dem Bau- und Gartenmarkt einen ganzen Schutzanzug zusammenstellt. Da sind die vier jungen Geschwisterkinder der Familie Schusser aus Oberstenfeld, die sich kurzerhand einen Liegestuhl in den Garten stellten, um Besuch empfangen und sich mit diesem aus sicherer Entfernung unterhalten zu können. Und da sind die Lehrer der Erich Kästner Realschule in Steinheim, die für die unterrichtsfreie Zeit eine Lauf-Challenge ausgerufen haben, bei der nicht nur die einzelnen Schulklassen, sondern auch das Lehrerkollegium mitmischen. Die Resonanz war so gewaltig, dass die Idee schon bald in einer Radfahr-Challenge ihre Fortsetzung finden könnte.

Dem Ideenreichtum scheinen keine Grenzen gesetzt. Dem Engagement ebenso, wenn ich etwa den Kreativtreff Affalterbach sehe, der jetzt eben Hunderte von Schutzmasken produziert.

Ich habe großen Respekt vor solch einem „Anpacken“ als Reaktion auf die Corona-Krise. Vielen sind derzeit natürlich die Hände gebunden, gerade beruflich. Umso schöner ist es da zu sehen, wenn aus privater Initiative solche Ideen entstehen, und diese dann auch umgesetzt werden. Das macht Mut, in dieser besonderen Zeit weiterhin ausharren zu können. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, über welche kreative Idee wir als nächstes berichten dürfen. Sinnvoller als ein Eierformer wird sie sein. Ganz bestimmt.