Warm halten – das ist der beste Schutz vor einer Blasenentzündung. Nach dem Baden den nassen Bikini ausziehen und sich gut abtrocknen und nicht auf kaltem Untergrund sitzen, raten Ärzte Foto: Fotolia/©

Jeder Gang zur Toilette ist unangenehm, und hinzu kommen Schmerzen im Unterleib. Bei diesen Symptomen handelt es sich meist um eine Entzündung der Blase, die man auch ohne Antibiotika behandeln kann. Urologen erklären, wie.

Wie kommt es zu einer Blasenentzündung?

Eine Blasenentzündung, auch Cystitis genannt, ist eine Infektion der unteren Harnwege, also Harnröhre und Harnblase. Meist wird sie durch E.-Coli-Bakterien ausgelöst, die aus dem Darm in die Harnröhre gelangen, sagt Wolfgang Bühmann, Pressesprecher des Berufsverbands der Deutschen Urologen. Die Bakterien gehören zur normalen Darmflora des Menschen. Die Tatsache, dass hauptsächlich Frauen betroffen sind, hat anatomische Gründe: „Die Harnröhre hat bei Frauen eine Länge von vier Zentimetern. Bakterien können so leichter in die Blase gelangen als bei Männern. Ihre Harnröhre ist fünfmal länger.“

Auch hormonelle Veränderungen in der Pubertät, Schwangerschaft oder in den Wechseljahren können das Risiko für Entzündungen erhöhen.
Warum leiden Frauen im Sommer darunter?
Viele Frauen leiden in den Sommermonaten unter einer Blasenentzündung, weil sie leichter bekleidet sind und sich weniger vor Kälte schützen als im Winter, sagt der Urologe. Man sitzt auf der Wiese, auf der kalten Mauer und genießt es, den nassen Bikini in der Sonne trocken zu lassen. Auch die Luft von Klimaanlagen in Bussen oder Flugzeugen kann gefährlich werden. „Dabei entsteht Verdunstungskälte. Der Körper registriert, dass es kalt wird, und durchblutet die lebenswichtigen Organe stärker“, sagt er. Der Beckenbereich wird weniger durchblutet und damit auch anfälliger für Erreger. Ist das Immunsystem durch Stress oder die Einnahme von Medikamenten zusätzlich geschwächt, entsteht leicht eine Entzündung.
Auch Geschlechtsverkehr kann die Entstehung einer Blasenentzündung befördern. Ärzte sprechen von einer Honeymoon-Cystitis, einer Flitterwochen-Blasenentzündung. „Beim Sex können Bakterien in die Blase gelangen. Es ist aber keine Übertragung von Bakterien des Partners“, sagt Bühmann. Um die Erreger aus der Blase auszuspülen, hilft es, nach dem Sex auf die Toilette zu gehen. Das ist zwar nicht sehr romantisch, aber effektiv.
Was sind die typischen Beschwerden?
Erste Symptome sind Unterleibsschmerzen und der Drang, häufig zur Toilette zu müssen. Jeder Gang wird zur Qual. „Weil das Wasserlassen wehtut, haben viele Angst“, sagt Bühmann. Einige Frauen haben zusätzlich Fieber oder Blut im Urin. „Dann muss man nicht erschrecken. Blut im Urin ist zunächst nichts Schlimmes, wenn es im Rahmen der Heilung der Blasenentzündung wieder aufhört.“
Wie wird die Entzündung behandelt?
80 Prozent aller Blasenentzündungen heilen ohne Medikamente aus, sagt Bühmann. Dazu sollten Frauen 2 bis 2,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen – egal ob Kaffee, Suppe, Tee oder Wasser. So kann man die Bakterien aus der Blase ausspülen. Eine Wärmflasche auf dem Bauch kann die Beschwerden lindern.

Ein Tee aus Bärentraubenblätter wirkt desinfizierend und verlangsamen die Vermehrung der Bakterien im Urin. Goldrute aus der Familie der Korbblütler regt die Nieren an, wirkt krampflösend auf den Blasenschließmuskel und lindert die Schmerzen. Ähnlich wirkt auch die Pflanze Katzenbart.

Die Heilung dauert ohne Arzt länger, aber wenn man die Schmerzen aushalten kann, dann ist ein Versuch mit viel Flüssigkeitszufuhr und pflanzlichen Mitteln gerechtfertigt, sagt Bühmann. Denn Antibiotika werden viel zu oft eingesetzt. „Eine Blasenentzündung ist nicht gefährlicher als ein Schnupfen“, sagt er und versucht Frauen etwas ihre Angst zu nehmen.
Wann sollte man doch zum Arzt gehen?
Kommen jedoch Fieber, Flankenschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl dazu, besteht die Gefahr einer Nierenbeckenentzündung, sagt Bühmann. Diese sollte unbedingt ärztlich behandelt werden.
Wer Antibiotika verschrieben bekommt, sollte sie auf jeden Fall so lange einnehmen, wie der Arzt es empfiehlt. Sonst können Bakterien in der Blase zurückbleiben und die Entzündung bricht erneut aus, sagt der Urologe.
Was kann man zur Vorbeugung tun?
Warm halten – das ist der beste Schutz vor einer Blasenentzündung. Nach dem Baden den nassen Bikini ausziehen und sich gut abtrocknen und nicht auf kaltem Untergrund sitzen, rät der Urologe. Mit einem Pullover und Socken kann man sich vor der kalten Luft aus der Klimaanlage schützen. Beim Sex verhindern Kondome, dass Bakterien in die Blase gelangen können. Viel trinken hilft, die Blase durchzuspülen – am besten 1,5 bis 2 Liter am Tag.
„Zur Vorbeugung bei häufigeren Blasenentzündungen ist manchmal eine Langzeitbehandlung mit einem harndesinfizierenden Medikament hilfreich, um eindringende Bakterien vor Beginn einer Entzündung abzutöten. „Es desinfiziert und verhindert, dass sich Bakterien vermehren können“, sagt Bühmann.