Auf der Grünfläche zwischen der B 14 und der Nobelstraße wollen die Uni und die Fraunhofer-Gesellschaft bauen. Foto: z/Luftbild Brugger

Die Universität Stuttgart und die Fraunhofer-Gesellschaft wollen auf dem Gelände Im Birkhof in Stuttgart-Vaihingen bauen. Die Lokalpolitiker sehen das kritisch. Wir haben die Diskussion verfolgt.

Vaihingen - Die Universität Stuttgart und das Fraunhofer-Institut arbeiten erfolgreich. Das ist gut, hat aber auch zur Folge, dass die Forschungseinrichtungen immer mehr Platz brauchen. Nun soll auf dem Gelände zwischen dem Vaihinger Campus beziehungsweise der Nobelstraße und der B 14 gebaut werden. Im Osten grenzt das Wohngebiet Im Birkhof an.

Einige Anwohner von dort machten bereits deutlich, dass sie nichts von dem Vorhaben halten. Auch der Bezirksbeirat lehnte die Pläne bereits im Mai ab und gab der Verwaltung sowie dem Universitätsbauamt und der Fraunhofer-Gesellschaft einige Hausaufgaben mit auf den Weg. Dann wurde das Projekt öffentlich im Umwelt- und Technikausschuss vorgestellt. Weil der Bezirksbeirat die Pläne aber mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit abgelehnt hatte, konnten die Stadträte nicht beschließen. Denn unter diesen Umständen haben die Lokalpolitiker das Recht, das Thema noch einmal zu diskutieren. Darum berichteten der Stadtplaner Michael Hausiel, die Leiterin des Universitätsbauamts, Sybille Müller, und Dirk Nelson von der Fraunhofer-Gesellschaft in der Sitzung am vergangenen Dienstag erneut. Das Ergebnis blieb aber freilich dasselbe.

Arrondierungen im Westen und Osten

Die Pläne wurden aber ein wenig geändert. Die Verantwortlichen gingen damit auf einige Kritikpunkte des Bezirksbeirats ein. So war ursprünglich im südlichen Bereich ein großes Parkhaus für 500 Autos vorgesehen. Jetzt sollen die Fahrzeuge in mehreren kleineren Garagen untergebracht werden, die den einzelnen Gebäuden zugeordnet sind. Die Baugrenze im Süden wird so eingehalten.

Allerdings sind im Westen und Osten des Baugebiets Überlappungen zulässig, dort ragen die Gebäude also über die aktuell gültigen Baugrenzen hinaus. Das sei notwendig, sagte Sybille Müller. Ohne die Arrondierung im Osten wäre das städtebauliche Ergebnis ernüchternd, so die Leiterin des Universitätsbauamts. Dann würde es nur einfache Baukörper und schmale Gassen geben. Die Arrondierung im Westen habe den Vorteil, dass dadurch die Frischluft, die im Büsnauer Wiesental entstehe, besser in Richtung Innenstadt strömen könne. „Ohne die Arrondierung kann es zu Luftverwirbelungen kommen“, sagte die Frau vom Universitätsbauamt.

Diese Argumentation sorgte bei den Bezirksbeiräten freilich für Verwunderung. Michael Hausiel vom Stadtplanungsamt ergänzte daher: „Wir haben die südliche Baugrenze hartnäckig verteidigt.“ Die Uni hätte die Neubebauung gern weiter nach Süden ausgedehnt. Die Stadt lehnt das jedoch ab. Um ein Zugeständnis zu machen, habe man die Arrondierungen im Westen und Osten ermöglicht. Hausiel ergänzte: „Städtebaulich könnte das neue Gebäude im Westen interessant werden und einen attraktiveren Ortseingang schaffen.“

Die Nobelstraße soll zu einem Boulevard werden

In jedem Fall plädiert die Verwaltung in der Vorlage dafür, für den östlichen Teil des Birkhofs ein Wettbewerbsverfahren mit Beteiligung von Stadträten zu veranlassen. In diesem Verfahren sollen dann auch die genaue Form der östlichen Arrondierung und die Gestaltung des südlichen Baufensters geklärt werden. Zudem fordert die Stadt einen Informationsabend für die Öffentlichkeit. Im Zuge der Neubebauung soll auch die Nobelstraße zu einem 30 Meter breiten „Boulevard“ umgestaltet werden. Die genaue Straßenaufteilung wird im weiteren Verfahren konkretisiert.

Volker Weil (FDP) brachte es anschließend auf den Punkt: In Vaihingen werde aktuell viel gebaut, sagte er. „Was sollte uns als Bezirksbeirat nun dazu veranlassen, diesem Bebauungsplan zuzustimmen? Warum ist das gut für die Vaihinger?“, fragte Weil. Auch beim Thema Parkplätze habe er sich eine innovativere Lösung vorgestellt. Eyüp Ölcer (Freie Wähler) fand, dass sich im Vergleich zur ersten Vorstellung der Pläne im Bezirksbeirat nicht viel geändert habe. Gerhard Wick (SÖS/Linke-plus) sah es ähnlich: „An unsere wesentlichen Bedenken, die sich auf klimatologische und ökologische Themen bezogen, hat sich nichts geändert. Wir können diesem Aufstellungsbeschluss nicht zustimmen.“

Es gibt auch positive Stimmen

Linus Fuchs (SPD) war anderer Meinung: Er fand, dass die Pläne noch einmal deutlich überarbeitet worden seien. „Was innerhalb der Bebauungsplangrenzen stattfindet, finde ich gut“, sagte er. Die Arrondierungen im Westen und Osten sah er kritisch. Auch Christa Tast (Grüne) konnte sich nicht damit abfinden, dass links und rechts der Bebauungsplangrenzen Ausgleichsflächen zugebaut werden. Ulrich Bayer (CDU) sprach von einem „insgesamt spannenden Vortrag“. Er bemängelte jedoch, dass nur die Fraunhofer-Gesellschaft ein paar Details zu ihrer Planung auf dem östlichen Teil des Geländes genannte habe. Von der Uni, welche den westlichen Teil des Geländes bebaut, habe er so gut wie gar nichts erfahren. „Ich kann dem so nicht zustimmen“, so Bayers Fazit.

Bei der abschließenden Abstimmung waren die SPD-Bezirksbeiräte Sigrid Beckmann und Linus Fuchs sowie der CDU-Bezirksbeirat Wolfgang Georgii für den Aufstellungsbeschluss. Sieben Bezirksbeiräte waren dagegen, sechs enthielten sich.