Der XXL-Bildungstruck der Landesstiftung Baden-Württemberg Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Präsident der Didacta und die Kultusministerin haben am Dienstag die größte Bildungsmesse eröffnet und zum Rundgang eingeladen. Dabei lernten Susanne Eisenmann das Kugelstoßen und die Bildungsministerin aus Italien, Valeria Fedeli, das Zweitsprachlerprogramm von Klett kennen.

Stuttgart - Zum Start der Bildungsmesse musste Kultusministerin Susanne Eisenmann einen roten Knopf drücken, der einer Fernsehrateshow entsprungen schien. Dem Thema angemessener wäre das Wischen über einen Bildschirm gewesen, denn das Wort Digitalisierung war bei der Eröffnungsfeier der Didacta erneut in aller Munde – und sichtbar: Der russische Vize-Bildungsminister Veniamin Kaganov schickte eine Videogrußbotschaft.

Wassilios Fthenakis, der Präsident des Didacta-Verbandes, sagte: „Die Pädagogen müssen Kompetenzen vermitteln, die Kinder für ein erfolgreiches Leben in einer digitalen Welt benötigen“ – und forderte die Politik auf, das „digitale Netz so zu bauen, dass niemand durchfällt.“ Susanne Eisenmann (CDU) mahnte jedoch: „Wir brauchen die Mitarbeit der Eltern. Unsere Lehrer schaffen es nicht zu vermitteln, dass jedes mobile Gerät einen Aus-Knopf hat.“

Italien geht mit großen Schritten voran

Italiens Regierung stellt drei Milliarden Euro pro Jahr für strukturelle Veränderungen an Schulen zur Verfügung, 100 000 Lehrerwurden neu eingestellt. Das berichtete Valeria Fedeli, Ministerin für Unterricht, Universitäten und Forschung und Gastrednerin bei der Eröffnungsfeier. Das sei nötig, weil sich 9,7 Millionen Arbeitsplätze in Italien durch Digitalisierung tiefgreifend verändern würden. Sie nannte Beispiele für den Einsatz moderner Mittel und Medien an Schulen und erwähnte eine internationale Architektenausschreibung für mehr als 100 Schulgebäude, bei der der Einbau neuer Technik vorgegeben ist.

Anregungen finden sich auf der Landesmesse in Stuttgart noch und noch. Beim Rundgang der Ministerinnen demonstrierte der Klett-Verlag Arbeitshefte für Zweitsprachler jeder Altersgruppe. Die Kugelstoßerin und Olympia-Teilnehmerin in Rio, Lena Urbaniak, zeigte, wie sich Spitzensport und Schule – sie besucht das Wirtemberg-Gymnasium – vereinbaren lassen, und ließ Fthenakis und Eisenmann selbst die Kugel stoßen. Stuttgarts Schulbürgermeisterin Isabel Fezer präsentierte „stolz“ ein Zehn-Meter-Regal mit Broschüren über Stuttgarter Projekte, und der Geschäftsführer der Landesstiftung Baden-Württemberg, Christoph Dahl, überließ seiner Ehefrau Susanne Eisenmann im XXL-Truck die Fernsteuerung für einen Industrieroboter, an dessen Programmierung sich Besucher versuchen dürfen.

Beste Beispiele für außerschulische Bildung

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken, Expertin für digitale Bildung und aufmerksame Messebesucherin, setzt auf die beschlossenen 3,5 Milliarden aus der Bund-Länder-Finanzvereinbarung für Schulsanierungen und Lehrerakademien wie das EduCamp in Wildbad.

Die Jugendlichen, die das Eröffnungsprogramm umrahmten, zeigten ohne ausgeklügelte Computertechnik Großartiges: Das Tanzlabor SKOhr bringt unbegleitete minderjährige Flüchtlinge inmitten von Waldorfschülern dazu, Nähe wieder zuzulassen, und die Telemänner vereinen Virtuosen zu einem klangvollen Jugend-Barockorchester. Aber das ist außerschulische Bildung – ein weiteres Thema der Messe.