Geldanlage in Aktien – immer öfter auch für konservative Kunden eine Option. Foto: argus

Das Kreditinstitut trotzt zusätzlichen Auflagen des Gesetzgebers und der europaweiten Geldpolitik. Sämtliche relevanten Bilanzzahlen sind gestiegen.

Böblingen - Trotz Nullzinspolitik und vom Gesetzgeber verursachten Zusatzkosten: In der Bilanz der Kreissparkasse Böblingen sind sämtliche relevanten Kennzahlen im Vergleich zum Vorjahr kräftig gestiegen. Zum Jahreswechsel kletterte die Bilanzsumme auf 8,1 Milliarden Euro. Zwölf Monate zuvor waren es rund 230 Millionen weniger. Das Kreditinstitut erwirtschaftete einen Zinsüberschuss von 120 Millionen Euro nach 112 Millionen im Vorjahr. 5,6 Milliarden Euro Kundengeld ruhten auf den Konten, rund 200 Millionen mehr als Ende 2016.

Die Geschäftsentwicklung ist dem neuerlichen Wirtschaftswachstum geschuldet, das seit nunmehr acht Jahren anhält und gemäß aller Prognosen auch mindestens 2018 anhalten wird. „Viele junge Mitarbeiter kennen nur die Sonnenseite des Geschäfts“, sagte der Vorstandsvorsitzende Detlef Schmidt bei der Präsentation der Zahlen. Die Wirtschaft sei „robuster geworden gegen politische Unsicherheiten“.

Der Gesetzgeber erzwingt höhere Ausgaben

Die Kreditinstitute sind offenkundig ebenfalls robuster geworden gegenüber der Politik. Der Gesetzgeber erlegt Banken und Sparkassen auch 2018 verschärfte Regeln auf, sowohl für die Absicherung der eigenen Geschäfte, als auch für den Umgang mit Kunden. Erstere erfüllt die Sparkasse mit einer Eigenkapitalquote von rund 14 Prozent derzeit mühelos. Zweitere sind ein nennenswerter Posten auf der Ausgabenseite.

Sämtliche Telefongespräche sowie der elektronische Datenverkehr müssen künftig aufgezeichnet werden, zur Beweissicherung im Streitfall. „Das ist überzogen“, urteilt Schmidt. „Die Fälle, in denen wir vor Gericht streiten, lassen sich an einer Hand abzählen.“ Auch die Richtlinien zum Datenschutz sind für die Banken weiter verschärft worden. Im Gegensatz dazu hat der Gesetzgeber entschieden, Drittanbietern von Zahlungsdiensten wie „Sofortüberweisung“ vollen Zugriff auf alle Kontodaten zu gewähren.

Die Zahl der Mitarbeiter ist gesunken

Ungeachtet solcher zusätzlichen Belastungen ist das Operative Ergebnis der Kreissparkasse von 42 auf 52 Millionen Euro hochgeschnellt. Diese Zahl ist zwar nur eine theoretische Kenngröße, die in der endgültigen Bilanz nicht niedergeschrieben sein wird, verdeutlicht aber die Geschäftsentwicklung. Der Zuwachs ist auch das Ergebnis eines Personalabbaus. 1146 Mitarbeiter beschäftigte die Sparkasse zum Jahreswechsel. Das sind rund 80 weniger als zwölf Monate zuvor. Laut Schmidt ist der Abbau vorwiegend auf Altersteilzeitregelungen aus den Vorjahren zurückzuführen. Die Mitarbeiter seien inzwischen im Ruhestand. Im Gegenzug klagt das Kreditinstitut – wie etliche andere Unternehmen im Kreis – über Probleme, qualifiziertes Personal zu bekommen.

Angesichts der Null- und Negativzinsen legen immer mehr Kunden ihr Erspartes auch in Aktien und andere Wertpapiere an. In den Kundendepots lagerten zum Jahresende fast 1,9 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr stieg diese Summe um acht Prozent und ist laut Schmidt „ein historischer Höchststand“ für die Kreissparkasse. Auch die klassischerweise konservativ orientierte Klientel interessiert sich zunehmend für Index- und andere Fonds. Sie machen rund 55 Prozent der Summen aus, die in den Depots ruhen. Allerdings warnte der Vorstandschef vor allzu komplexen Anlageprodukten und überzogenen Renditeversprechen. Bei manchem Wertpapier „brauchen wir als Fachleute zwei Stunden, um seine Hebelwirkung zu verstehen“, sagte Schmidt. Zu dieser Warnung passt die aktuelle Nachricht, dass 2017 an der Stuttgarter Börse Bitcoin-Zertifikate im Wert von 220 Millionen Euro gehandelt wurden. Wer sein Geld in Kryptowährungen investiert, „kann genausogut Roulette spielen“, sagte der Vorstandschef.