So war es viel zu oft beim Frühlingsfest: nass und leer. Foto: 7aktuell.de/David M. Skiba

Die Bilanz des 79. Stuttgarter Frühlingsfest ist durchwachsen: Tristes Wetter, auf niedrigem Niveau verharrende Besucherzahlen und Einnahmen. Für die Schausteller Grund genug, über die Öffnungszeiten zu debattieren.

Stuttgart - Draußen vor dem Geschäft kein Mensch, drinnen in der Kasse kein Geld. So liefen viele Tage auf dem Frühlingsfest ab. Und so einige Schausteller fragten sich: Warum sollen wir überhaupt aufmachen? Lohnt sich ja eh nicht. Um 12 Uhr beginnt unter der Woche der Rummel, alle haben sich daran zu halten. Etlichen ist das zu früh. Das Murren auf dem Platz war so unüberhörbar geworden, dass die Schaustellervertreter zum Treffen baten. „Wir haben uns zusammengesetzt und geredet“, sagt Mark Roschmann vom Schaustellerverband Südwest.

Eine einheitliche Position brachten sie nicht zustande. Zu unterschiedlich sind die Interessen. „Die Wirte möchten um 12 Uhr Mittagessen verkaufen“, sagt Roschmann, „die Fahrgeschäfte würden gerne später aufmachen.“ Sie sparen Energie und damit Geld, wenn sie Achter- oder Wildwasserbahn später in Schwung bringen. Die Beschicker auf dem Krämermarkt hingegen würden gerne schon um 10 Uhr öffnen. Roschmann: „Wir sind im Dialog, 13 Uhr könnten wir uns vorstellen.“ Aber erst, wenn man sich einig sei, werde man bei der Veranstalterin in.Stuttgart vorstellig werden.

Betreiber von Fahrgeschäften würden gerne später öffnen

Die Verantwortlichen von in.Stuttgart haben von dem Treffen gehört, wollen aber mit einer Bewertung abwarten, bis die Schausteller auf sie zukommen. Klar ist aber auch, sagt Abteilungsleiter Marcus Christen: „Die Betriebe auf einem Festplatz müssen gleichzeitig öffnen.“ Ähnliche Debatten gab es immer wieder; wenig überraschend kochten diese hoch, wenn das Wetter über längere Zeit schlecht war. Nun gab es bereits das zweite verregnete Frühlingsfest in Folge. „Dass zwei Jahre hintereinander so schlechtes Wetter war, daran kann ich mich nicht erinnern“, sagt Linda Brandl vom Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller.

So wird die Besucherzahl gerade so die ohnehin niedrigen Erwartungen erreichen. 1,3 Millionen Besucher, so viele wie im Vorjahr, hatte sich in.Stuttgart als Ziel gesetzt. „Das werden wir erreichen“, sagte Geschäftsführer Andreas Kroll, der eine „gemischte Bilanz“ zog. Einerseits habe es ganz schlechte Tage unter der Woche gegeben, „kalt und verregnet“, andererseits aber auch „herausragende Tage“. Etwa den Montag, 24. April, als der VfB abends gegen Union Berlin spielte und die Menschen auf den Platz strömten. Oder den vergangenen Sonntag, als das schöne Wetter die Menschen auf den Wasen lockte. Kroll: „Das war der beste Sonntag, den wir je auf dem Frühlingsfest verzeichnet haben.“ Er schließt daraus: „Unser Angebot stimmt. Wenn das Wetter mitmacht, kommen die Menschen.“

100 Reisebusse kamen mehr als im Vorjahr

Und das sogar von weiter her als früher. 1100 Reisebusse steuerten den Wasen an, 100 mehr als im Vorjahr. Christen: „Früher hatten wir fast nur Gäste aus der Region, nun kommen sie aus ganz Deutschland, vor allem aber aus dem Land.“ Er erklärt das damit, dass die Werbung wirkt – und mit der Sogkraft des Volksfests. Wer im Herbst da war, kommt auch gerne im Frühjahr wieder.

Die Polizei war mit ihrer Bilanz „sehr zufrieden“, sagte Thomas Engelhardt, Revierleiter in Bad Cannstatt. Bisher verzeichnete man 514 Straftaten, damit sei man auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres. Die Zahl der Verstöße wegen des Besitzes von Betäubungsmitteln sei auf 70 Fälle gestiegen. Die Erklärung sei einfach: mehr Beamte, mehr Kontrollen, mehr Funde.

700 Einsätze für das Rote Kreuz

Das Rote Kreuz hatte 700 Einsätze zu verzeichnen, ähnlich viele wie im Vorjahr. Irritiert zeigte sich DRK-Pressesprecher Udo Bangerter über die Kritik der Evangelischen Gesellschaft (eva) an „deutlichen längeren Rettungswegen“ am Tag der Abschlussparty der Realschüler im Hofbräu-Zelt. „Das DRK war nicht wie bisher am Haupteingang des Festzelts stationiert“, so der Vorwurf der Sozialarbeiter der eva, die betrunkene Jugendliche betreut und bis zu 20 Minuten auf Hilfe von Sanitätern hätten warten müssen. Das erstaunt Bangerter, denn: „Unsere Station war direkt hinter dem Zelt, dadurch waren die Wege sogar kürzer.“