Baden-Württemberg hat nach Bayern die meisten Brauereien. (Symbolfoto) Foto: dpa

Bier mit Bitterschokoladen- oder Kirsch-Note, Bier aus seltenem Hopfen oder mit spezieller Hefe - der Craft-Beer-Trend boomt. In diesem Jahr hoffen die Bierbrauer zudem auf die Fußball-WM.

Stuttgart - Die Menschen im Südwesten trinken weniger Bier, können aber aus einem größeren Angebot wählen. Im vergangenen Jahr zählte der Deutsche Brauer-Bund 204 Brauereien im Südwesten, das sind 9 Betriebe mehr als im Vorjahr. Baden-Württemberg liegt damit auf Platz zwei hinter Bayern - dort gibt es mit 642 Brauereien die meisten in einem Bundesland. In ganz Deutschland legte die Zahl der Brauereien um 82 auf 1492 Braustätten zu - so viele wie nie seit der Wiedervereinigung.

„Bei der bundesweiten Zunahme handelt es sich in der Regel um Gasthausbrauereien, also Gaststätten, die eigenes Bier brauen“, sagt Denni Föll, Sprecher des baden-württembergischen Brauerbundes. „Da auf dem Land bereits seit längerem ein Gasthaussterben zu beobachten ist, konzentrieren sich Gründungen in den Ballungszentren.“ Insgesamt steige die Zahl der Brauereien im ländlicher geprägten Südwesten deshalb nur langsam. Bereits vor 20 Jahren gab es hier 169 Brauereien. Ganz anders legt die Branche derzeit im Raum Berlin zu - dort entstanden in den vergangenen fünf Jahren 26 neue Brauereien.

304 000 Hektoliter umfasste der Bierabsatz im Januar 2018

Der Trend zum Craft-Beer kleinerer Spezialitätenbrauereien ist dabei klar auszumachen. „Die Bier-Szene wird immer individueller. Das wirkt sich vor allem auf den Geschmack aus. Keine andere Branche steht guten Ideen so offen gegenüber wie die heimische Bierbranche“, sagt Föll. Allerdings sei der Begriff nicht geschützt. Im Craft-Beer-Herkunftsland USA müssen Brauereien klein und unabhängig sein und dürfen Föll zufolge nicht mehr als 4 Millionen Hektoliter pro Jahr produzieren. „Das bedeutet, dass alle baden-württembergischen Brauereien Craft-Beer anbieten.“

Was den diesjährigen Bierabsatz anbelangt, ist Föll zuversichtlich - auch wenn die Zahlen laut Statistischem Bundesamt weiter rückläufig sind. 304 000 Hektoliter umfasste der Bierabsatz im Januar 2018 und lag damit so niedrig wie in keinem einzigen Monat seit 2009. Hoffnungen setzt die Branche auf Großveranstaltungen. „Der Bierabsatz ist eventgetrieben und da in diesem Jahr die Fußball-WM stattfindet, erwarten wir - schon fast traditionell - ein absatzstärkeres Jahr“, sagte Föll. Nichtsdestotrotz müssen auch die Temperaturen mitspielen: „Das Wetter ist und bleibt unser bester Außendienstmitarbeiter.“