Seit Jahren beobachten Wissenschaftler, dass es immer weniger Bienen gibt. Foto: Hintermayr

Der Gartenbauverband kritisiert den von Pro Biene vorgelegten Gesetzentwurf zum Artenschutz – und zeigt mit dem Finger auf den Verbraucher, der noch nicht bereit sei, so viel Bio zu kaufen.

Filder - Mitte August hat das Innenministerium den Weg frei gemacht für das Volksbegehren „Artenschutz – Rettet die Bienen“. Initiator ist das Möhringer Institut Pro Biene. Mittlerweile hat es zahlreiche Mitstreiter gefunden – vom Naturschutzbund (Nabu) bis hin zur Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken (GLS). Noch in diesem Monat will das Bündnis mit dem Sammeln der Unterschriften beginnen. 770 000 Unterzeichner sind notwendig, dann müsste der Landtag den vorformulierten Gesetzentwurf unverändert annehmen. Wird dieses Ziel nicht erreicht, kommt es zum Volksentscheid.

Die Initiatoren des Volksbegehrens fordern unter anderem die Erhöhung des Ökolandbau-Anteils auf 50 Prozent bis 2035, die Halbierung der mit Pestiziden belasteten Flächen bis 2025 und das Verbot von die Artenvielfalt gefährdenden Pestiziden in Schutzgebieten. Die für den Südwesten typischen Streuobstwiesen sollen unter Schutz gestellt werden.

Der vorgeschlagene Gesetzestext überfordert die Betriebe

Nach dem Landesbauernverband übt nun auch der in Degerloch beheimatete Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen Kritik am Volksbegehren Artenschutz. „Seit Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln zum Schutz von Bienen und Insekten sowie zum Erhalt der Biodiversität“, schreibt der Verein in einer Pressemitteilung. In den vergangenen Jahren sei in zahlreichen Betrieben der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel stark zurückgefahren worden. Stattdessen hätten die Gärtner Nützlinge zur natürlichen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. „Wir wissen, dass eine stetige Weiterentwicklung in diesem Bereich unerlässlich ist und treiben diese beharrlich voran“, beteuert der Gartenbauverband.

Das Volksbegehren Artenschutz enthalte viele Ansätze, denen Beachtung geschenkt werden müsse. „Viele dieser Ziele sind wertvoll und sinnvoll, diese tragen wir mit. Die vorgeschlagenen Wege zur Erreichung sind aber in wichtigen Punkten für unsere gärtnerischen Betriebe eine Überforderung“, merkt der Gartenbauverband an. Ein Gesetz entsprechend dem im Volksbegehren vorformulierten Text würde nicht nur konventionell produzierende Betriebe schädigen, sondern auch Bio-Betriebe. „Dies würde zwangsläufig zu Betriebsaufgaben führen.“

Der Kunde kauft nicht so viel biologisch erzeugtes Obst und Gemüse

Der Degerlocher Verein argumentiert: „Die geforderte Halbierung der Pflanzenschutzmittel beinhaltet nicht nur die chemischen Pflanzenschutzmittel, sondern auch die von Biobetrieben verwendeten Biozide. Das komplette Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Landschaftsschutzgebieten macht dort die landwirtschaftliche Produktion unmöglich.“ Und bei der jetzigen Flächenkonkurrenz sei eine Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Produktionsflächen von derzeit 14 auf 50 Prozent innerhalb von 15 Jahren nicht leistbar. Denn der Kunde sei nicht bereit, biologisch erzeugtes Obst und Gemüse in diesen Mengen zu kaufen. Die Forderungen würden zwangsläufig ein Ende der regionalen Produktion heraufbeschwören.

Der Gartenbauverband propagiert den Schulterschluss mit seinen „Partnern in der Landwirtschaft“ und kommt zu dem Fazit: „Der vorgezeichnete Weg ist unrealistisch. Wir können das Volksbegehren in der vorgeschlagenen Form nicht unterstützen.“

www.volksbegehren-artenschutz.de